Wer einmal ein Buch von Paul Biegel gelesen hat, möchte alles lesen. Denn von seinen Büchern wird man süchtig, sehr süchtig sogar. Der Verlag Urachhaus hat inzwischen viele Titel neu aufgelegt mit herrlichen Illustrationen von Annemarie van Haeringen und Mies van Hout. In Hardcover mit dunkelrotem Leinenrücken sind sie allein schon äußerlich ein Leckerbissen! Kannte ich die meisten Titel von diesem liebenswerten Wort- und Erzählkünstler in der niederländischen Originalausgabe, so war mir „Jutterje Tim“ (Ein „Jutter“ ist ein Strandräuber) noch nicht in die Finger gefallen. Immer wieder, wenn ich ein Buch von Biegel lese, denke ich: Was für eine unendliche Phantasie hatte dieser Schriftsteller, der schon längst und zu Lebzeiten den Astrid-Lindgrenpreis oder den Hans-Christian-Andersen-Preis der IBBY verdient hätte! Mit Temperament und unerschöpflichem Humor nimmt er uns mit in die Familie von Tim, in der ALLE zur See fahren, auch die resolute Mutter. Nur Tim nicht, er will am Meer stehen bleiben. Punkt. Höchstens auf dem Strand herumlaufen und Schätze suchen. Also soll er während der Abwesenheit aller anderen das Haus hoch oben auf dem Felsen in der Nähe von Plymouth sauber halten. Meistens ist Tim allein, aber nicht immer. Durch die ausgefallenen Schätze, die er am Strand findet, geschehen die wunderlichsten Dinge in seinem Leben. Die gefundene Seejungfrau ist nur eine der vier Geschichten, die kunstvoll miteinander verwoben wurden zu atemberaubenden Abenteuern. Selten musste ich so über Biegels trockenen Humor lachen, den Annemarie van Haeringen grandios in Bildern umgesetzt hat. Zurück zu Tim, der eigentlich schüchtern und stets wieder verblüfft ist, was ihm am Strand und im Haus auf dem Felsen alles passiert. Seeräuber, Seejungfrauen, arme Dienstmägde aus der Bretagne, Kunstdiebe, ein besoffener, raubeiniger Seebär, der behauptet sein Onkel Holzbein zu sein, eine sehr strenge, zickige Kinderfrau Fräulein Priscilla, ein misshandeltes Waisenmädchen, das Gertrauda Wendelina Anneveronika von Rad bis Speiche heißt. Sie und andere geben sich bei Tim die Klinke in die Hand und reißen ihn und uns mit durch die turbulenten Geschichten, die einen atemlos lesen lassen. Die Übersetzung muss ich gesondert loben, denn Biegel erfand ähnlich wie Roald Dahl neue Wortschöpfungen und seine blumenreiche Sprache ist ein Kunstwerk. Also: Rein in den Sessel oder ab auf die Couch, sich fallen lassen, lesen, lachen und genießen! Für alle, die das Meer und Seemannsgarn lieben, absolute Pflichtlektüre. Landratten dürfen auch mitlesen. Weitersagen!

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Personen: Biegel, Paul

Standort: Donatusschule