Gemünden, Petra von
Methodische Überlegungen zur historischen Psychologie exemplifiziert am Themenkomplex der Trauer

Psychologische Exegese legt zeitlich und kulturell entfernte Texte aus. Fürihre Methodik ist entscheidend, ob wir von der Annahme anthropologischer Konstanten (so die traditionelle Auffassung,) oder von einer Veränderlichkeit des Menschen (so neuere Ansätze in Mentalitätsgeschichte und historischer Psychologie) ausgehen. Nimmt man die grundsätzliche Geschichtlichkeit des Menschen als Möglichkeit ernst, stellt sich die Frage, welche methodischen Ansatzpunkte es für eine historisch-psychologische Forschung überhaupt geben kann, d. h., was wir inden antiken Zeugnissen psychologisch auswerten können. Eine Möglichkeit bleibt uns dabei versagt: Wir können antike Menschen nicht befragen und empirisch untersuchen. Der Beitrag stellt eine Reihe von Möglichkeiten psychologischer Auswertung antiker Zeugnisse vor; die uns trotzdem zugänglich sind: die Auswertung der Semantik von Wörtern, Gattungen, Riten,Bildern, schichtspezifischer und geschlechtsspezifischer Unterschiede sowiedie Diskursgeschichte antiker Reflexionen über psychische Phänomene. Alle Beispiele stammen aus dem Themenbereich der Trauer: Gerade bei diesem zeitlosen Thema wird deutlich: Der historisch-psychologische Ansatz vertieft den "garstigen Graben" zwischen heute und damals. Deshalb wendet sich der Artikel abschließend der hermeneutischen Frage zu und plädiert füreine Trennung zwischen Exegese und Applikation - gerade um die Aufklärung über uns selbst in der Gegenwart zu fördern.


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Personen: Gemünden, Petra von

Schlagwörter: Trauer Geschichte Exegese Psychologie

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Gemünden, Petra von:
Methodische Überlegungen zur historischen Psychologie exemplifiziert am Themenkomplex der Trauer. - In: Evangelische Theologie, 65. Jg., 2005, 2, S.86-102

Zugangsnummer: 2007/0337