Erpenbeck, Jenny
Geschichte vom alten Kind
sch. Lit.Erw


Rezension

Eine wundersame Geschichte um ein wundersames Kind. Eines Nachts wird dieses Kind, dick wie ein Teigkloß, auf der Straße gefunden. Ein modernes Kaspar-Hauser-Mädchen, das nicht weiß, wie es heißt, wer es ist, wo es herkommt. Es kommt in ein Heim, in eine Schule. Dort nimmt das merkwürdige, fresssüchtige, scheue, tapsige, unbeholfene Geschöpf gerne den allerletzten Platz ein, den kann ihr keiner streitig machen. Das Mädchen ist gerne Sklavin anderer, wird gedemütigt, verspottet, und "das Leben des Mädchens hinterlässt da wo es stattfindet, keine Spuren". Konturenlos schafft es sich nur ein klein wenig Anerkennung durch sein ewiges Schweigen, ihm kann man alles anvertrauen. Während einer Krankheit nimmt das Mädchen ab und unter dem schmelzenden Fett kommt eine junge Frau zum Vorschein. Eine nicht gerade einfache Lektüre, die schon viel Leseerfahrung voraussetzt und auch eine gewisse psychische Stabilität, denn der mühsame Weg des Heimkindes Nr. 9912 ist keine sehr erbauliche Lektüre. Jenny Erpenbeck gelingt es dennoch, auch durch einen faszinierenden Stil, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.


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Personen: Erpenbeck, Jenny

ERPE

Erpenbeck, Jenny:
Geschichte vom alten Kind / Jenny Erpenbeck. - Frankfurt am Main : Eichborn, 1999. - 106 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-8218-0784-3 fest geb. : 29,80 + f

Zugangsnummer: 65999032045
ERPE - sch. Lit.Erw