Rezension
Paul, wenig erfolgreicher Rechtsanwalt, hat seinen Bruder Achim, einen liebenswerten, aber unsteten Zeitgenossen, lange nicht gesehen, als beide zur Beerdigung ihres tyrannischen Vaters in ihrem Elternhaus zusammentreffen. Dort entdecken sie einen älteren Herrn im Bademantel, der sich dort wie zu Hause fühlt, sollte ihre lebenslustige Mutter, die immer unter ihrem 20 Jahre älteren Gatten gelitten hat, etwa einen Hausfreund haben? Dieses Erlebnis bleibt nicht die einzige Überraschung für die "Rabenbrüder". Gerade haben sie ihren Vater unter die Erde gebracht, da wird kurze Zeit später die Mutter tot in der Badewanne aufgefunden. Außerdem entdeckt Pauls Frau per Zufall, dass ihr Mann eine Affäre mit einer guten Freundin hat und Achim wird wegen Spielschulden erpresst. Auf ihre ironisch-sanftmütige Art schildert die Autorin (zuletzt "Selige Witwen": BA 4/01) Krisen und tiefe Abgründe in einer Familie, in der man viele Probleme so lange unter den Teppich kehrte, bis sie zum Mord führen. Nolls neuer Krimi bietet spannendes Lesevergnügen mit rabenschwarzem Humor und gehört zu ihren besten Titeln. Für alle.
Personen: Noll, Ingrid
NOLL
Noll, Ingrid:
Rabenbrüder : Roman / Ingrid Noll. - Zürich : Diogenes, 2003. - 279 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-257-06356-1 fest geb. : EUR 19.90
NOLL - sch. Lit.Erw