Rylance, Ulrike
Villa des Schweigens
Buch

Nina kann ihr Glück kaum fassen: Sie hat nicht nur einen coolen Ferienjob in einer Anwaltskanzlei bekommen und darf alleine in der Stadt wohnen, sondern findet auch nach kurzer Zeit ein tolles Zimmer in einer alten Villa, die sich bereits vier andere Jugendliche teilen. Aber lange hält die Freude nicht: Die Bewohner, die auf den ersten Blick so nett aussahen, sind irgendwie sonderbar, besonders Julius, dessen Vater die Villa gehört. Außerdem ist es doch komisch, dass das Mädchen, das vor Nina in dem Zimmer gewohnt hat und jetzt angeblich im Ausland ist, noch Termine in ihren Kalender eingetragen hat, obwohl sie wusste, dass sie dann nicht da sein würde. Was Nina anfangs einfach nur ein wenig sonderbar findet, wird bald gruselig: Was ist im obersten Stockwerk des Hauses, das niemand betreten darf? Warum benehmen sich die anderen manchmal so abweisend und weichen Ninas Fragen aus? Und wer schleicht sich heimlich in Ninas Zimmer, legt ihr Blumen aufs Bett und schreibt ihr sonderbare Drohungen? Die meisten Leser werden Nina gut verstehen können: Sie will endlich selbstständig sein, die Zeit während ihres Praktikums nicht bei ihrer Tante verbringen müssen, sondern auf eigenen Beinen stehen und sich selbst ein Zimmer suchen. Natürlich ist das Zimmer in der Villa verlockend: Es ist groß, romantisch eingerichtet, hat einen Zugang zum Garten und ist zudem wirklich billig. Kein Wunder also, dass Nina sofort zustimmt und das warnende Gefühl in ihrer Magengegend erstmal verdrängt. Je näher sie die anderen Bewohner jedoch kennen lernt, desto mehr erkennt sie, dass sie vorschnell gehandelt hat, und man die Menschen, mit denen man sich Küche, Bad und Wohnzimmer teilen will, lieber etwas genauer unter die Lupe nehmen sollte. Man erfährt sehr schnell, dass jeder in diesem Haus etwas zu verschweigen hat. Nina findet immer wieder Hinweise auf merkwürdige und beängstigende Vorkommnisse aus der Vergangenheit, aber sobald sie nachfragt, schalten alle auf Ignorieren und verweigern ihr eine Antwort - bei manchen sieht man sogar Furcht in den Augen, als fürchteten sie, es könne erneut etwas Schlimmes passieren, wenn sie mit Nina reden. Die Handlung ist spannend und die kurzen Einschübe, die nicht aus Ninas Sicht geschrieben sind, sondern die Gedanken ihres "Verfolgers" schildern, lassen dem Leser einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Natürlich hat man die für das Genre üblichen Elemente: kleine Geschenke ins Zimmer bringen, Zettel mit Drohungen und man ahnt auch, was dem armen Haustier passieren wird, denn egal ob Katze, Kaninchen oder Gecko: Sie finden meistens ein tragisches Ende, damit ihr Besitzer weiß, dass es jemand wirklich ernst meint und auch vor solchen Mitteln nicht zurück schreckt. Trotzdem sind die Charaktere in Villa des Schweigens nicht so flach und klischeehaft, wie es häufig der Fall ist. Man hat zwar auch hier den Sportlichen, den Schweigsamen, die Tussi, die Zicke und so weiter, aber man erkennt auch sehr schnell, dass hinter dieser Fassade deutlich mehr steckt und es unmöglich ist, einen von ihnen auf eine bestimmte Charaktereigenschaft festzunageln - was es für den Leser umso spannender und für Nina umso schwieriger macht, zu erkennen, wer ihr wohl gesonnen ist und wer ihr insgeheim eher den Tod wünscht. Villa des Schweigens fügt sich wunderbar in eine Reihe von sehr guten, spannenden und abwechslungsreichen Jugendkrimis bei dtv pocket crime ein und verdient es unbedingt, gelesen zu werden.

Altersempfehlung: ab 12 Jahren.


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Personen: Rylance, Ulrike

Schlagwörter: Krimi

Interessenkreis: Krimi

Rylance, Ulrike:
Villa des Schweigens / Ulrike Rylance. - München : dtv, 2011. - 239 S.
ISBN 978-3-423-78249-4 kart.

Zugangsnummer: 2020/0164 - Barcode: 222900072134
Jugendbücher (bis 12 Jahre) - Signatur: Rylan - Buch