Der Spiegel. Geschichte 2009 - 2016 - Ausgabe 13
Zeitschriftenheft

SPIEGEL GESCHICHTE 1/2011: Die Deutschen im Osten Broschiert - 25. Januar 2011

Seit dem Mittelalter zogen Deutsche als Siedler, aber auch als Kreuzritter und Eroberer in den Osten Europas. So wurden sie heimisch in Ostpreußen und im Baltikum, in Schlesien, Böhmen und Mähren, an Wolga und Donau. Hitlers Wahn, große Teile Osteuropas zu unterwerfen und zu germanisieren, stürzte die jahrhundertelange Koexistenz des Vielvölkergemischs dort in einen Alptraum aus Hass und Vernichtung, sein Krieg führte zu Flucht und Vertreibung der Deutschen. Jahrzehntelang stritten die Deutschen danach über die angemessene Sicht auf die Geschichte dieses Verlustes und das Erbe der Vertriebenen. Und heute? Eine neue Generation hat begonnen, sich für den historischen deutschen Osten zu interessieren, die Kindheitsorte ihrer Eltern und Großeltern neu zu entdecken. SPIEGEL GESCHICHTE schaut mit diesem neuerwachten Interesse zurück in die über 800 Jahre alte Vergangenheit deutscher Heimat in Osteuropa, vom Beginn der Ostsiedlung im Mittelalter, vom Kreuzritterstaat des Deutschen Ordens über Preußens Expansion in Osteuropa, die Weltkriege bis hin zu Flucht, Vertreibung und dem harten Neuanfang der Vertriebenen in der Bundesrepublik. Zusammen mit renommierten Historikern und Osteuropa-Kennern wie Andreas Kossert und Dieter Langewiesche beschreiben und analysieren SPIEGEL-Redakteure die Geschichte dieser schwierigen Beziehung zwischen den Deutschen und ihrem verlorenen Osten. Auf den Spuren einer verlorenen Zeit reisten SPIEGEL-Reporter an die Schauplätze deutscher Geschichte im Osten, ins russische Kaliningrad und das polnische Gdansk, einst Königsberg und Danzig, und erkundeten die Lage der deutschen Minderheit in Polen heute. SPIEGEL-Autor Walter Mayr spürte bei seinen Recherchen entlang der Donau in Ungarn auch die Verwandtschaft Joschka Fischers auf, dessen Vater aus Budakeszi bei Budapest stammt. In einem sehr persönlichen Beitrag erzählt die Autorin Petra Reski, wie sie sich in die ostpreußische Heimat ihres Großvaters verliebte. Im Gespräch mit dem Breslauer Historiker Krzysztof Ruchniewicz geht es um die polnische Sicht der Vergangenheit - und die nun gemeinsame europäische Aufarbeitung der Geschichte.

Titelbild

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Die Deutschen im Osten: Auf den Spuren einer verlorenen Zeit

HAUSMITTEILUNG

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HAUSMITTEILUNG

Inhaltsverzeichnis

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SIEDLER IM OSTEN

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Neue Schlüssel zur Geschichte: Jahrhundertelang lebten Deutsche im Osten Europas, dann war die Heimat plötzlich verloren und wurde zum hochemotionalen Streitthema. Die Enkelgeneration sieht die Vergangenheit nun unverkrampfter.

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"Nach Ostland wollen wir reiten": Der dünnbesiedelte Raum vom Baltikum bis zum Balkan zog im Mittelalter eroberungslüsterne Kolonisatoren, vor allem aber fleißige Bauern, Handwerker und Kaufleute aus dem Westen Europas an.

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"Wer jetzo zieht ins Ungarland": HABSBURGISCHE WIEDERAUFBAUHILFE NACH DEN TüRKENKRIEGEN: DIE ANWERBUNG DER "DONAUSCHWABEN"

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Chronik 963 bis 2007: 1000 Jahre deutsche Geschichte im Osten

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Verschollene Preziosen: DIE INSIGNIEN DER 1348 GEGRüNDETEN PRAGER KARLS-UNIVERSITÄT WANDERTEN HÄUFIG ZWISCHEN DEUTSCHEN UND TSCHECHEN - 1945 VERLOR SICH IHRE SPUR.

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Wirtschaftswunder an der Ostsee: Mit kaufmännischem Geschick, aber auch mit brachialer Gewalt sicherte sich die deutsche Hanse eine Einflusszone im Osten Europas. Sie wirkte mit an der Gründung von Städten wie Riga, Reval und Dorpat.

FREMDE, FREUNDE, NACHBARN

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Der Hunger der Monarchen: Über Gebietsgewinne im Osten stieg Preußen zur Großmacht auf: Erst holte Friedrich II. Schlesien, dann nahmen sich die preußischen Könige Polen - wie eine Artischocke, "Blatt für Blatt".

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Hort der Toleranz: Nach der Loslösung vom polnischen Königshaus um 1200 orientierte sich Schlesien nach Westen. Am Rande des Habsburgerreichs gelegen, entwickelte sich aus dem böhmischen Kronland eine bedeutende Kulturlandschaft mit einer Zweistimmigkeit der Sprachen und Konfessionen.

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Alabaster auf dem Grab: Schlesier wie Opitz und Gryphius prägten die deutsche Barockdichtung maßgeblich mit - doch dann galten ihre Reim- und Erzählkünste plötzlich als "Schwulst". Ein Lehrstück über literarischen Pioniergeist.

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SPIEGEL-GESPRÄCH - "Randlage mit Bollwerksfunktion": Der Osteuropahistoriker Andreas Kossert über den Mythos Ostpreußen, die chauvinistische Vergangenheit und die Wiederentdeckung des kulturellen Reichtums

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"Wir leben unseren Traum": In Ostpreußens nördlichem, nunmehr russischem Teil scheint die Geschichte versunken - Moskau unternimmt vieles, sie vergessen zu machen. Doch in vielen Orten bewahren engagierte Bürger die Spuren der Deutschen.

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Zackig gegen die Lethargie: Die russischen Zaren holten einst deutsche Handwerker, Wissenschaftler und Siedler als tüchtige Vorbilder ins Land. Ihnen glückte ein steiler sozialer Aufstieg. Im Zweiten Weltkrieg wurden sie Opfer von Stalins Terror.

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Treibgut am Donaustrand: Hitlers Traum vom "Tausendjährigen Reich" brachte Hunderttausenden Deutschen in Südosteuropa Tod oder Vertreibung. Wer überlebte und blieb, büßte hinter dem Eisernen Vorhang. Eine Reise zu den letzten Deutschen zwischen Puszta und Schwarzmeerküste.

70
WO DER DEUTSCHE OSTEN LAG: Die politische Landkarte wurde immer wieder neu geschrieben.

KRIEG, FLUCHT, VERTREIBUNG

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Die Waisen von Versailles: Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die osteuropäische Landkarte komplett umgestaltet, Millionen Deutsche fanden sich in neuen Staaten wieder. In Oberschlesien tobte zeitweilig ein Bürgerkrieg.

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Auf verlorenem Posten: SUDETENDEUTSCHE SOZIALDEMOKRATEN SUCHTEN EINE VERSTÄNDIGUNG MIT DEN TSCHECHEN. SIE KÄMPFTEN GEGEN DEN "ANSCHLUSS" ANS HITLER-REICH, WURDEN VON DEN NAZIS VERFOLGT - UND MUSSTEN DOCH AUCH IHRE HEIMAT VERLASSEN.

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Zweierlei Erbe: Danzig, die einst so reiche Hansestadt, erlebte eine lange, wechselvolle Geschichte zwischen Deutschen und Polen, bis sie Feinde wurden - und sich wieder versöhnten.

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"Am Leben bleibt niemand": Das Besatzungsregime der Deutschen in Polen zählt zu den schrecklichsten Kapiteln des Zweiten Weltkriegs. Das Land verlor durch den Nazi-Terror fast 18 Prozent seiner Bevölkerung.

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"Mit den Wölfen heulen": WEIL HITLER DIE TSCHECHISCHE INDUSTRIE FüR SEINEN KRIEG BRAUCHTE, SCHONTE ER DAS LAND ZUNÄCHST. DAS ATTENTAT AUF HEYDRICH BRACHTE DIE WENDE.

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"Taifun des Völkerdramas": Binnen weniger Wochen eroberte die Rote Armee Anfang 1945 den Großteil Ostdeutschlands. Die Nazis nutzten sowjetische Übergriffe gegen Zivilisten, um die Deutschen zum militärisch sinnlosen Widerstand zu zwingen.

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"Wir werden sie zurückholen": ALS EINZIGER POLITIKER DES NS-REGIMES ÄUßERTE SICH PROPAGANDAMINISTER JOSEPH GOEBBELS IM RUNDFUNK 1945 ZUM VERLUST DER OSTGEBIETE. AUSZÜGE:

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Breslauer Apokalypse: ALS "FESTUNG" VERTEIDIGTE SICH DIE SCHLESISCHE LANDESHAUPTSTADT FAST DREI MONATE LANG GEGEN DIE ROTE ARMEE.

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Die Zeit der Abrechnung: Als Hitlers Krieg verloren war, erlitten Millionen Deutsche in Ostpreußen, Pommern und Schlesien eine Tragödie unvorstellbaren Grauens - sie flohen, doch oft viel zu spät, wurden gequält, erschlagen, vertrieben.

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Churchills Streichhölzer: Bei der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 handelten die Sieger über Nazi-Deutschland die Verschiebung Polens nach Westen aus. Es dauerte 45 Jahre, bis die Bundesrepublik die "Oder-Neiße-Linie" endgültig als Grenze anerkannte.

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SPIEGEL-GESPRÄCH - "Das Deutsche ist nicht mehr fremd hier": Der polnische Historiker Krzysztof Ruchniewicz über die "Aussiedlung" der Deutschen ab 1945, das deutsch-polnische Verhältnis und den Umgang mit der deutschen Geschichte polnischer Städte

SCHATTEN DER VERGANGENHEIT

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Hitlers letzte Opfer: Nach dem Verlust ihrer Heimat wurden zwölf Millionen Vertriebene auch von ihren Landsleuten im Westen ausgegrenzt. Politiker und Flüchtlingsfunktionäre nährten lange die illusionäre Hoffnung auf eine Rückkehr.

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Versöhnen oder verhöhnen: DAUERSTREIT UM DIE VERTREIBUNGSSTIFTUNG

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Annäherung in Amnesie: Bereits 1950 erkannte die DDR die Oder-Neiße-Linie als "Friedensgrenze" zu Polen an und verdrängte die Geschichte der verlorenen Gebiete.

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"Froilain, wejinense ruhich": Auf der Rückfahrt von einem Interview in Polen besuchte die Autorin zum ersten Mal den Geburtsort ihres Vaters, das Dorf Rus in Ostpreußen - die Geschichte einer verspäteten Heimatsuche.

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Heikle Kapitel: In wenigen Jahren sollen deutsche und polnische Schüler aus einem gemeinsamen Geschichtsbuch lernen. Das erinnerungspolitische Tauwetter währt erst seit kurzem.

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AKTENZEICHEN UNGELÖST: Wer sühnt historisches Unrecht? Warum gab es nie ein Tribunal für die Verbrechen der Vertreibung?

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Geboren in einer anderen Zeit: VIELE PROMINENTE DEUTSCHE HABEN WURZELN IM OSTEN

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Ein Loch in der Geschichte: Im Oppelner Land lebt die größte deutsche Minderheit Ostmitteleuropas. Unter den Kommunisten in Polen musste sie ihre Herkunft verleugnen. Heute pflegt sie wieder altes schlesisches Brauchtum.

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Handel, Kunst und Könige: ZEUGNISSE DES HISTORISCHEN DEUTSCHEN OSTENS

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BUCHEMPFEHLUNGEN

VORSCHAU

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Die nächste Ausgabe von SPIEGEL GESCHICHTE erscheint am Dienstag, dem 29. März 2011 - Die Hohenzollern

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IMPRESSUM

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¬Der Spiegel. Geschichte 2009 - 2016 : SPIEGEL-Verlag, 2009
EAN 4197436307806

Zugangsnummer: 2016/0099-013
Geschichte einschließlich Kultur- und Geistesgeschichte - Signatur: Ge Spieg - Zeitschriftenheft