Der Spiegel. Geschichte 2009 - 2016 - Ausgabe 22
Zeitschriftenheft

SPIEGEL GESCHICHTE 4/2012: Die Päpste Broschiert - 31. Juli 2012

Sie sind geistliche Oberhäupter von 1,2 Milliarden Gläubigen in aller Welt, absolute Herrscher eines Zwergstaates von nur etwa 500 Bürgern, und unter gewissen Bedingungen sollen sie laut offizieller Lehre sogar unfehlbar sein: Kein Regentenamt vereint so bizarre Merkmale wie das des Papstes. Fromme Seelsorge und moralische Integrität wird den Oberhirten abverlangt; tatsächlich aber bietet die Geschichte der Kurie ein Panorama der Widersprüche. Intrigen, Vetternwirtschaft, Verschwendungssucht, Ketzerverfolgungen und eiskalte Machtpolitik zeigen den Heiligen Stuhl oft in sehr düsterem Licht. Dass die Bischöfe Roms überhaupt an die Spitze der christlichen Kirche rücken konnten, begründen Theologen mit der im Neuen Testament festgelegten Sonderstellung des Apostels Petrus. Zug um Zug bauten dessen Nachfolger seit der Spätantike ihre Autorität aus. Welche Triumphe und Katastrophen das Papsttum in knapp zwei Jahrtausenden erlebt hat, schildert die neue Ausgabe von SPIEGEL GESCHICHTE. Das Heft würdigt die heiklen Anfänge des Kirchenstaats und das weitblickende Bündnis mit dem westlichen Kaisertum, wirft aber auch einen Blick auf die »Hurenherrschaft« des 9. Jahrhunderts. Der Investiturstreit zwischen Papst und Kaiser mit der Begegnung von Canossa 1077 wird ebenso analysiert wie Roms Antwort auf Reformation und neuzeitlich-säkulare Wissenschaft. Porträts großer Päpste, darunter Gregor XIII., Urban VIII. und Johannes Paul II., zeigen die Psychologie des Amtes. SPIEGEL-Redakteure und Historiker erzählen von den Exzessen der Borgia-Sippe, vom dramatischen Bau der Peterskirche, von der heiklen Position Roms gegenüber Faschismus und Nationalsozialismus und vom Neubeginn des Zweiten Vatikanischen Konzils. Eine kritische Erörterung des Unfehlbarkeitsdogmas und ein Essay des Schriftstellers Martin Mosebach liefern Stoff zur Diskussion. Die spezielle Kleidung des Papstes, die Funktion der Schweizergarde oder der Ablauf einer Audienz kommen ebenfalls zur Sprache - alles, was zum einzigartigen Image des Papsttums bis heute beiträgt.

Titelbild

1
DIE PÄPSTE: Absolute Herrscher im Namen Gottes

HAUSMITTEILUNG

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HAUSMITTEILUNG

Inhalt

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Inhaltsverzeichnis

NACHFOLGER DES APOSTELS

6
Bildseiten

14
Die Monarchen Gottes: Was heißt es, ein Papst zu sein? Bewegende Porträts, aber auch Schmähungen und Karikaturen zeigen, wie eine Institution aus der Defensive zur Weltmarke wurde und sich hielt - oft gegen alle Erwartung.

22
CHRONIK 64 BIS 2012 - Zwei Jahrtausende Papsttum

24
SPIEGEL-GESPRÄCH - "Im Strom der Tradition": Der Kirchenhistoriker Kardinal Walter Brandmüller über den Primat des Papstes, den Streit mit weltlichen Herrschern und die Frage, weshalb die Kirche keine Demokratie sein kann

BISCHOFSAMT UND KIRCHENHOHEIT

32
Die Schlüsselgewalt: Anfangs waren die Nachfolger des Petrus einfache Gemeindevorsteher. Doch mit dem Aufstieg des Christentums wuchsen Roms Bischöfe in die Rolle des Oberhirten und nutzten klug ihre wachsende Macht.

40
Spuren im Mauerwinkel: Mitten im Zweiten Weltkrieg stießen Archäologen unter der Peterskirche auf Knochen, die fromme Katholiken heute als Überreste des Apostels verehren dürfen.

42
Der tatkräftige Zauderer: Lieber wäre Gregor der Große ein frommer Mönch geblieben. Doch nachdem die Römer ihn zum Bischof gemacht hatten, erwies er sich als genialer Organisator. Einmal kaufte er sogar seine Stadt frei.

44
Beschützer aus dem Norden: Als weltliche Herren über Rom lösten sich die Päpste von Byzanz und suchten die Hilfe der Franken. So begann der Kirchenstaat.

48
Herrschaft der Huren: "Pornokratie" nennen Chronisten das dunkle Zeitalter des Papsttums, als die Kirchenführer machtlose Marionetten von Adelsfamilien waren.

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LEGENDEN - Die Päpstin

50
Feingeist mit Machtdrang: Leo IX. gilt als Reformer und bedeutendster deutscher Papst des Mittelalters. Auf sein Pontifikat geht das "Morgenländische Schisma" von 1054 zurück, der Bruch Roms mit der byzantinischen Kirche.

KAMPF UM DIE WELTHERRSCHAFT

52
Gekreuzte Schwerter: Dürfen weltliche Herrscher Bischöfe einsetzen? Im Investiturstreit ging es den Päpsten um Roms Autonomie und Würde. Könige dagegen brauchten zur Sicherung ihrer Macht Getreue in geistlichen Ämtern.

58
Barfuß im Schnee: Die Unterwerfung König Heinrichs IV. in Canossa 1077 vor Papst Gregor VII. gilt bis heute als Synonym für größte Schmach. Neue Forschung zeigt, dass der Bußgang auch anders gedeutet werden kann.

62
Heiliger Krieg: Papst Urban II. rief 1095 zum Kreuzzug gegen die Muslime auf, die Jerusalem und das Heilige Land besetzt hatten. Den Teilnehmern des Waffengangs versprach er Erlösung von den Sünden und ewiges Leben.

66
Babylon an der Rhône: Unter dem Einfluss des französischen Königs zog die Kurie nach Avignon. Am dortigen Papsthof herrschten Prunk und Korruption. Als Gregor XI. nach Rom zurückkehrte, löste dies eine Kirchenspaltung aus.

68
Weiße Pracht: Nach strengen Regeln, aber offen für neue Akzente: die Kleidung des Papstes

72
Macht oder Recht: Es liegt in der Logik des Papsttums, dass es zur selben Zeit immer nur einen legitimen Nachfolger des Apostels Petrus geben kann. Bisweilen ließen sich Konkurrenten als Gegenpäpste ausrufen.

74
Geheimhaltung über alles: Das erste Konklave, von einem römischen Senator erzwungen, fand 1241 statt. Seither ist das Procedere der Papstwahl im Prinzip unverändert.

76
Arsenal frommen Wissens: Die Bibliothek des Vatikans, gegründet im Humanismus, ist heute Kultur-Schatzkammer und ein Weltzentrum für die Erforschung alter Handschriften und Drucke.

78
"Inkarnation des Teufels": Alexander VI. missbrauchte sein Papstamt zur hemmungslosen Bereicherung seines Clans - und machte die Borgia zu einer der mächtigsten Familien Europas.

GLAUBENSPRACHT GEGEN WISSENSMACHT

82
Woge des Wandels: Zwischen Reformation und Französischer Revolution änderte sich die Welt von Grund auf: Wissenschaften stellten die Deutungshoheit der Kirche in Frage. Wollte das Papsttum überleben, musste es seine Rolle neu finden.

90
Gottes Bauherr: An Papst Gregor XIII. erinnert man sich vor allem wegen dessen Kalenderreform. Vergessen ist, dass er den Heiligen Stuhl mit teuren Projekten fast in den Ruin getrieben hätte.

92
"Geistige Verknechtung": Über 400 Jahre lang hat die katholische Kirche Bücher verboten. Auf dem Index fanden sich auch viele Werke der Weltliteratur.

94
Unter bösen Sternen: Rücksichtslos sicherte der Barberini-Papst Urban VIII. seiner Sippe Vorteile. Dabei lebte er eigentlich in Angst vor dem himmlischen Verhängnis.

96
Baustelle des Apostels: Die Baugeschichte des Petersdoms ist verwickelt. Immer wieder änderten neue Architekten den Plan - und doch glänzt die Basilika durch einzigartige barocke Monumentalität.

104
Trikolore über der Engelsburg: Napoleon suchte Frieden mit der Kirche. Doch es wurde eine Machtprobe mit Papst Pius VII., den er sogar jahrelang gefangen hielt.

107
"Tapfer und treu": Seit über 500 Jahren schützt die Schweizergarde den Papst.

108
An Gottes Stelle: Mit dem Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit grenzte sich der Katholizismus 1870 scharf gegen Kritiker ab.

112
Winzige Weltmacht: Italiens Faschistenführer Benito Mussolini und Papst Pius XI. legten 1929 in den Lateranverträgen das Fundament für den bis heute mit allerlei Kuriositäten ausgestatteten Vatikanstaat.

AUFTRAG AUS DEM HIMMEL

116
Die Stunde des Joschka Ratzinger: Das Zweite Vatikanische Konzil sollte eine behutsame Erneuerung bringen. Das Gegenteil geschah. Das Konzil wurde zum 1968 der Kirche. Und nicht unschuldig daran war ein Provokateur aus Marktl am Inn.

124
Sommersitz am See: Seit fast 400 Jahren ist Castel Gandolfo die Zweitresidenz des Papstes.

126
"Mit brennender Sorge": Erst suchte sich der Vatikan mit dem Hitler-Regime zu arrangieren. Dann aber stellten sich die Päpste Pius XI. und Pius XII. gegen die Nazis und ihre Rassendoktrin.

132
Unheilige Dreifaltigkeit: Der ungeklärte Mord an einem Mailänder Bankier 1982 lässt erkennen, wie gefährlich der Vatikan mit der italienischen Politik und der Mafia verflochten ist.

134
Der Menschenfischer: Mit der Kraft seines Glaubens trug Johannes Paul II. zum Untergang des kommunistischen Imperiums bei. Mit seinem Charisma wurde er zum Medienstar. Aber kirchlichen Reformen verweigerte er sich.

138
Public Viewing im Vatikan: Die Generalaudienzen am Mittwoch sind die beste Gelegenheit, dem Heiligen Vater nahe zu sein. Eintrittskarten gibt es gratis.

140
FELS MIT ZUKUNFT: Die historische und religiöse Kraft des Papsttums

144
SCHAUPLÄTZE UND MUSEEN: PÄPSTLICHE SPUREN

145
BUCHEMPFEHLUNGEN

VORSCHAU

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Die nächste Ausgabe von SPIEGEL GESCHICHTE erscheint am Dienstag, dem 25. September 2012 - Hauptstadt Berlin

Impressum

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Impressum

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¬Der Spiegel. Geschichte 2009 - 2016 : SPIEGEL-Verlag, 2009
EAN 4197436307806

Zugangsnummer: 2016/0099-022
Geschichte einschließlich Kultur- und Geistesgeschichte - Signatur: Ge Spieg - Zeitschriftenheft