Der Spiegel. Geschichte 2009 - 2016 - Ausgabe 39
Zeitschriftenheft

SPIEGEL GESCHICHTE 3/2015: Die DDR Broschiert - 27. Mai 2015

Sie war ein Kind des Kalten Krieges und hatte schlechtere Startbedingungen als die Bundesrepublik. Trotzdem sah es eine Weile so aus, als könnte es der DDR gelingen, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie wurde als Uno-Mitglied anerkannt, feierte Triumphe im Sport, und sogar die Weltbank führte sie auf Platz zehn der stärksten Industrienationen. Die Menschen in Ostdeutschland hatten ihre Helden, ihre Träume und Erfolge, aber sie wollten mehr: mehr Freiheit und einen höheren Lebensstandard. Und schließlich wählten sie 1990 die schnelle Vereinigung mit dem Westen. Dieses Heft handelt von den Jahrzehnten davor, von den Leistungen und Lügen des DDR-Systems, vom Alltag im sozialistischen Deutschland. Konzipiert wurde die Ausgabe von SPIEGEL-Redakteur Uwe Klußmann. Er wurde 1961, im Jahr des Mauerbaus, in Westdeutschland geboren, hatte aber zur DDR schon immer einen näheren Bezug als die meisten Bundesbürger. Weil sein Vater DDR-Flüchtling war, besuchte er ab 1975 regelmäßig die ostdeutsche Republik. Er wusste, dass die Staatssicherheit seinen Vater unter Druck angeworben hatte, und als die Stasi dann zweimal versuchte, ihn für Spitzeldienste zu gewinnen, sagte er zweimal nein. Klußmann beschreibt den DDR-Geheimdienst also aus persönlicher Erfahrung und anhand von Akten, die er genau beurteilen kann. Wie farbig das Leben unter dem eisgrauen SED-Regime sein konnte, zeigt das Gespräch mit dem Maler-Ehepaar Rosa Loy und Neo Rauch. Sie erzählen von den kreativen und auch lustvollen Freiheiten, die sie als Kunststudenten in Leipzig hatten. Heute gehört Rauch international zu den bedeutendsten Malern der Gegenwart. Unter dem Titel »Der DDR (k)eine Träne nachweinen« hat der Wittenberger Theologe und Bestsellerautor Friedrich Schorlemmer einen Essay beigesteuert. Darin geht er der Frage nach, welche inneren Widersprüche den sozialistischen Alltag prägten.

HAUSMITTEILUNG

3
Hausmitteilung - Hausmitteilung

TopThemen

4
"Programm der 1000 kleinen Dinge"

4
Hungern, hamstern, hoffen

5
Das Hefekuchen-Problem

5
Sozialismus in den Farben der DDR

Kapitel I

6
Aufwachsen im Sozialismus

12
Hungern, hamstern, hoffen: Während die Menschen in der Sowjetischen Besatzungszone mit den Härten ihres Alltags rangen, organisierte eine kleine Gruppe von Kommunisten die Machtübernahme. So entstand die DDR.

16
1949?-?1968 Land im Aufbau

18
1969?-?1989 Anerkennung und Ende

20
ein Bild und seine Geschichte - Stahl und Apfelsinen: 1950 entstand das Musterprojekt Stalinstadt

22
Heldin der Arbeit: Frauen waren in der DDR Traktoristinnen und Schweißerinnen, doch Gleichberechtigung blieb ein unerfülltes Versprechen.
Von Katharina Sperber

26
Zielobjekt aus Pinneberg: Mal mit Druck, mal mit Tricks warb die Stasi ihre Spitzel an. Der heutige SPIEGEL-Redakteur Uwe Klußmann ließ sich darauf nicht ein, auch weil er durch das Schicksal seines Vaters gewarnt war.

32
Erst braun, dann rot: Antifaschismus war DDR-Staatsdoktrin. Doch ehemalige Nazis konnten auch in Ostdeutschland Karriere machen.
Von Norbert F. Pötzl

34
Träume von Marlon Brando: Trotz politischer Gängelung schufen ostdeutsche Regisseure viele großartige Filme.

36
"Die größte Freude meines Lebens": Überall im Land rebellierten die Menschen am 17. Juni 1953 gegen die kommunistische Diktatur. Für kurze Zeit wurde Görlitz zur freiesten Stadt der DDR.
Von Christoph Gunkel

40
DOKUMENT - "Wir wollen die Partei von innen reformieren": In der "Harich-Gruppe" sammelte sich in den Fünfzigerjahren eine Opposition innerhalb der SED. Mitglieder wurden zu langen Haftstrafen verurteilt.

Kapitel II

42
"Programm der 1000 kleinen Dinge": Die Startbedingungen der DDR-Industrie waren so schwierig, dass schon die bescheidenen Erfolge der Sechzigerjahre als sozialistisches "Wirtschaftswunder" gepriesen wurden.

50
ein Bild und seine Geschichte - "So helft mir doch!": Der Tod des Ostberliner Maurergesellen Peter Fechter wurde zum Symbol des brutalen Grenzregimes.

52
"Preiskontrolle war ein Hebel der Macht": Warum scheiterten die ökonomischen Reformen? Antworten des Wirtschaftshistorikers Jörg Roesler

54
Hintergrund - Sieg der Dogmatiker: Schon früh begannen in der DDR Diskussionen über Mängel der Planwirtschaft. Doch Reformer wurden brachial gestoppt.

55
Hüllenlos glücklich: An vielen DDR-Ufern fand der Sozialismus im Adamskostüm statt.

56
Max, Moritz und der Goldbroiler: Autowerbung in einem Land, in dem man auf den Trabant jahrelang warten musste? Eigentlich absurd. Doch Reklame hatte in der DDR oft ganz andere Aufgaben zu erfüllen, als den Absatz zu steigern.
Von Martin U. Müller

59
Kritiker mit Zwergenmütze: Die streng reglementierte DDR-Presse suchte Erfolge mit Unterhaltungsblättern, in denen es auch um Sex ging. Kunstvoll überlisteten Karikaturisten die Zensoren.
Von Christoph Gunkel

62
Zensierter Humor: Die Satirezeitschrift "Eulenspiegel" stieß oft an die staatlich gezogenen Grenzen für Spott und Kritik.

Kapitel III

64
Das Hefekuchen-Problem: Weil er in den Siebzigerjahren für mehr Wohlstand sorgte, war Erich Honecker eine Weile populär. Doch die hohen Subventionen für Wohnungen oder Brot mussten in den Staatsruin führen.

70
Seitenblick - Bruderschaft in Badehose: Wie sich Ost und West im Auslandsurlaub näher kamen

74
Flammenroter Golf: Die DDR-Führung hätschelte ihre Helden aus Sport und Wissenschaft.

76
"Geht doch nach drüben!": Millionen Menschen zog es aus der DDR in die Bundesrepublik, doch es gab auch eine Gegenbewegung: Rund 500?000 wechselten von West nach Ost. Dort waren sie oft nicht willkommen.
Von Hans-Ulrich Stoldt

79
"Staatsfeindinnen kleinhalten": Im sächsischen Stollberg stand ein Gefängnis, das als "Hölle der Frauen" gilt. Der Historiker Sebastian Lindner bestätigt: Die Wirklichkeit in Hoheneck war grausam.

80
Kampf um die Ideologie - Der Riss: Die Ausbürgerung des linken Liedermachers Wolf Biermann war für viele Menschen in der DDR ein Schock. Schriftsteller und Künstler kehrten der SED den Rücken.
Von Andreas Wassermann

84
Kampf um die Ideologie - Die Farbe lügt: Der gesellschaftskritische Fernsehfilm "Geschlossene Gesellschaft" mit Armin Mueller-Stahl und Jutta Hoffmann brachte die Zensoren in Rage.
Von Lars-Olav Beier

86
Kampf um die Ideologie - Bunter Vogel im Hinterhof: Der Film "Solo Sunny" des Regisseurs Konrad Wolf spiegelte die Sehnsüchte einer Generation, die selbstbestimmt leben wollte.
Von Andreas Dresen

88
Kampf um die Ideologie - Rotlichtbestrahlung: Im Fach Staatsbürgerkunde sollten DDR-Schüler zu guten Sozialisten erzogen werden - ein schwieriges, manchmal groteskes Unterfangen.
Von Gunther Latsch

90
"Ein guter Feind macht kreativ": Sie haben künstlerische Freiräume genutzt, politischen Druck ausgehalten und lustvolle Partys gefeiert: Das Maler-Ehepaar Rosa Loy und Neo Rauch spricht über die Jahre in der DDR und die Liebe zur Heimat.

96
Den Charakter korrigieren: Rebellische Jugendliche bekamen häufig staatlichen Druck zu spüren. In speziellen Heimen sollten sie lernen, sich ins Kollektiv einzufügen. Besonders gefürchtet war der Jugendwerkhof in Torgau.
Von Eva-Maria Schnurr

100
ein Bild und seine Geschichte - Kalter Krieg im Schwimmbecken: Im Sport erlangte die DDR die ersehnte Weltgeltung, mithilfe von Doping.

102
Das rote Woodstock: Bei einem großen Fest in Ostberlin 1973 leistete sich die DDR eine kontrollierte Öffnung. Der Jugend gefiel es.
Von Christian Neef

104
Beim Barte des Proleten: Das DDR-Kabarett war ein staatlich subventionierter Lachbetrieb. Zensoren bestimmten, welcher Spott zulässig war, aber nicht alle Künstler beugten sich dem Diktat der Partei.
Von Annette Großbongardt

107
Seitenblick - Hitze, Schlamm und zu viel Wodka: Die "Druschba"-Trasse war ein ostdeutsches Prestigeprojekt.

Kapitel IV

108
Sozialismus in den Farben der DDR: Milliarden für die Mikroelektronik, aber keine Nägel, keine Unterwäsche, keine Apfelsinen. In den Achtzigerjahren steuerte Erich Honecker das Land in den Bankrott.

114
DOKUMENT - "Ich frage nach wie vor umsonst": In einem "Mangeltagebuch" protokollierte eine DDR-Bürgerin Versorgungslücken.

116
"Meine besten Jahre": Der Sowjetarmee verdankten die ostdeutschen Kommunisten ihre Macht. Die Soldaten erlebten die DDR als Konsumparadies und kämpften mehr mit Disziplinproblemen als mit dem Klassenfeind.
von Uwe Klußmann

121
Nahaufnahme - Der trickreiche "Dolmetscher": Den Niedergang der DDR erlebten auch die dort stationierten KGB-Offiziere. Einer von ihnen war Wladimir Putin.

122
Menschen und Milieus - Millionenfaches Doppelleben: Hinter den grauen Fassaden wuchs eine Jugend auf, die es nach mehr Freiheit drängte.
Von Peter Wensierski

124
Menschen und Milieus - "Alle klein, alle gleich": Vertragsarbeiter aus Afrika und Vietnam blieben meist fremd in der DDR - ein Leben zwischen offizieller Völkerfreundschaft und alltäglichem Rassismus.
Von Kristina Maroldt

126
Menschen und Milieus - Die christliche Ausweichformel: Der diplomatische Slogan "Kirche im Sozialismus" und die Devisen aus dem Westen sicherten die Existenz der evangelischen Kirche in der DDR.
Von Stefan Berg

128
Menschen und Milieus - Gelöbnis auf der Bühne: Mit der Jugendweihe machte der SED-Staat der Kirche die Konfirmanden abspenstig.
Von Stefan Berg

129
Menschen und Milieus - "Unbelehrbare Feinde": Dokument: Wie die Stasi die Stärke der Regimegegner einschätzte

130
Zeitzeuge - Zerbröselndes Vaterland: Wie der Ostberliner Oberschüler Jochen-Martin Gutsch kurz vor dem Abitur den Zusammenbruch der DDR erlebte - eher verwirrt als euphorisch

132
ein Bild und seine Geschichte - Vom Falten zum Wählen: Am 18. März 1990 fand die erste freie Volkskammerwahl statt.

134
Der DDR (k)eine Träne nachweinen: Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer geht in einem Essay der Frage nach, welche inneren Widersprüche den sozialistischen Alltag prägten.
Von Friedrich Schorlemmer

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Die Atombombe - eine Waffe verändert die Welt: Der Bombenabwurf auf die japanische Stadt Hiroshima vor 70 Jahren war eine Zäsur wie nur wenige in der Geschichte: Der Mensch besaß nun eine Waffe, mit der er die Welt vernichten konnte. Im Kalten Krieg kam es zu einem atomaren Wettrüsten, bei dem ein gigantisches Arsenal angehäuft wurde. Heute gibt es neun Atommächte, und weiterhin werden neue nukleare Bomben entwickelt.

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¬Der Spiegel. Geschichte 2009 - 2016 : SPIEGEL-Verlag, 2009
EAN 4197436307806

Zugangsnummer: 2016/0099-039
Geschichte einschließlich Kultur- und Geistesgeschichte - Signatur: Ge Spieg - Zeitschriftenheft