Der Spiegel. Geschichte 2009 - 2016 - Ausgabe 44
Zeitschriftenheft

SPIEGEL GESCHICHTE 1/2016: Die Kolonialzeit Broschiert - 26. Januar 2016

Fast fünfhundert Jahre lang haben europäische Mächte versucht, über fremde Menschen und Länder zu herrschen. Seefahrer und Händler aus Portugal, Spanien, England oder den Niederlanden gingen auf Beutezüge an fernen Küsten. Entdecker und Eroberer glaubten, im Auftrag Gottes zu handeln, um die Heiden zu bekehren, oder als Sendbote der Zivilisation, um eine überlegene Lebensweise zu verbreiten. Wie selbstherrlich sie jahrhundertelang rund um die Erde aufgetreten sind, zeigt dieses Heft. Die Texte zeichnen ein Bild mit vielen Schattierungen, aus dem Blickwinkel der Kolonialherren und auch der Kolonisierten. In einem Gespräch mit dem Hamburger Historiker Jürgen Zimmerer geht es um die Frage, wie tief europäische Länder, darunter Deutschland, in das koloniale Erbe verstrickt sind. Zimmerer setzt sich kritisch mit der Schönfärbung deutscher Herrschaft in Afrika und in der Südsee auseinander. Die Autoren, Historiker und SPIEGEL-Redakteure, beschäftigen sich zum Teil bereits seit Jahrzehnten mit der Politik des Kolonialismus und dem antikolonialen Widerstand. Über dramatische Erlebnisse unter portugiesischer Herrschaft berichtet Alberto Correia Neto, Botschafter der Republik Angola in Deutschland, der mehrere Jahre in einem Lager gefangen war. Haft aus politischen Gründen hat auch SPIEGEL-Autor Erich Follath erfahren, und zwar bei einer Recherche im Kongo. Im April 1977 wurde er gemeinsam mit einem Fotografen im Reich des Alleinherrschers Mobutu ins Gefängnis geworfen. Nach zwei Wochen begnadigte der Diktator die Journalisten. In dieser Ausgabe schreibt Follath über den Beginn des Kolonialismus im Kongo, der auf der Berliner Afrika-Konferenz 1884/85 unter das brutale Regime des belgischen Königs Leopold II. geriet. Bereits als Abiturientin ist SPIEGEL-Redakteurin Annette Bruhns für ein halbes Jahr nach Brasilien gereist, ein faszinierendes Land, dessen Geschichte sie hier eingehend beschreibt. Südamerika-Korrespondent Jens Glüsing analysiert die inneren Widersprüche des revolutionären Kuba, das er mehrfach besucht hat. Und Redakteur Uwe Klußmann, der elf Jahre lang als Korrespondent in Moskau gelebt hat, beschreibt die Besonderheiten der imperialen Landnahme Russlands.

Hausmitteilung

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Hausmitteilung - Hausmitteilung

TopThemen

4
Amerikas Atlantis

4
Das erste globale Netz

5
Brutales Herrentum

5
Maus gegen Elefant

Kapitel I

6
Gesichter der Kolonien: Hart und gewaltsam dringen die Europäer in fremde Länder vor. Anderen Menschen und Kulturen von Gleich zu Gleich zu begegnen, kommt ihnen dabei kaum in den Sinn. Doch was mit Zwang und Unterdrückung anfängt, wächst oft zu etwas Neuem heran.

14
Das erste globale Netz: Pioniere Die Kolonialzeit begann mit der Suche nach neuen Handelswegen. Schon bald ging es um die Weltherrschaft.

20
Ein Reich aus Zucker und Gold: Brasilien Für Millionen Menschen war die Eroberung eine Tragödie. Wirtschaftlich entwickelte sich die Kolonie so gut, dass sie am Ende Portugals Schulden übernahm.

24
Seit 1492: Eroberung eines Kontinents

30
Amerikas Atlantis: Tenochtitlan Die Metropole der Azteken war die Stadt, die auf dem Wasser schwamm: Als die Konquistadoren sie zerstört hatten, errichteten sie auf den Trümmern ihre neue Hauptstadt.

36
Weißes Gold: Zucker Das Geschäft mit dem Rohstoff aus der Karibik war ungeheuer profitabel - auf Kosten von Millionen Sklaven.

39
Nahaufnahme - Kaiser im Zuckerland: HAITI Der Inselstaat befreite sich selbst vom französischen Kolonialregime. An die Macht kam ein schwarzer Diktator.

40
Stratege der Freiheit: Simón Bolívar Aus einem reichen Lebemann wurde der Revolutionsheld eines Kontinents.

46
Entscheidung in 15 Minuten: Nordamerika Die Franzosen, beherrschten ein riesiges Gebiet. Im Kampf gegen die Briten halfen ihnen indianische Verbündete.

50
Ortstermin - Mit Kriegsgeheul zum Hafen: NEUENGLAND Die "Boston Tea Party" war der dramatische Höhepunkt des Konflikts zwischen den nordamerikanischen Kolonien und dem Mutterland Großbritannien.

52
Der Traum des José Martí: KUBA Lange kämpfte die Karibikinsel für ihre Unabhängigkeit, zunächst von Spanien, dann von den USA. Nach der Revolution 1959 trieb Washington Fidel Castro an die Seite Moskaus.

55
Dokument - "Zwei, drei, viele Vietnam": REVOLUTIONÄR Che Guevaras Manifest für "einen grausamen Krieg"

56
"Konzept des rassistischen Terrors": Gespräch Ist die koloniale Vergangenheit wirklich vergangen? Ein Interview mit dem Historiker Jürgen Zimmerer

Kapitel II

60
Maus gegen Elefant: Die kleinen Niederlande entrissen den Portugiesen im 17. Jahrhundert deren Kolonialreich in Südostasien.

64
Seit 1498: Vormarsch in Asien

68
Hunger im Palast: Indien 1857 begannen einheimische Soldaten der East India Company den größten Aufstand gegen die Kolonialmacht. Zwar scheiterte die Rebellion, doch der britische Vormarsch in Asien war gebremst.

72
Lady mit Peitsche: Kolonialisten Einsamkeit, Langeweile und gefährliche Tiere - für die Frauen britischer Beamter und Soldaten war das Leben in Indien voller Abenteuer und Entbehrungen.

74
Nahaufnahme - Gummi für das Empire: ROHSTOFFE Warum ein Engländer Kautschuksamen aus Brasilien schmuggelte

76
"Nest aller Räuber": Russland Das Zarenreich expandierte bis Amerika. Dabei verschmolzen viele der Kolonien allmählich mit dem Mutterland.

80
Aufstand der Mandarine: Vietnam Als Kaiser Ham Nghi sein Volk 1885 zum Widerstand gegen die Franzosen aufforderte, hatte das Land seine Unabhängigkeit schon verloren.

83
Dokument - "Vietnam den Vietnamesen!": NATIONALHELD Ho Chi Minh wurde weltweit zur Symbolfigur.

84
Südsee - Kokosnüsse und Kannibalen: Im Deutschen Reich wurden die pazifischen Kolonien als romantisches Idyll und Heimat "edler Wilder" verklärt.

Kapitel III

88
Eroberer im Niemandsland: Berlin Reichskanzler Otto von Bismarck lud 1884 zur großen Afrika-Konferenz, und alle Weltmächte kamen.

92
Seit 1482: Wettlauf um Afrika

96
Aufstand an der Küste: Ostafrika 1888 erhoben sich Araber und Schwarze gegen die deutsche Kolonialmacht. Manche befürchteten auch den Verlust ihrer Einnahmen aus dem Sklavenhandel.

100
Brutales Herrentum: Südwestafrika Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schlugen deutsche Soldaten einen Aufstand der Herero nieder. Der Feldzug mündete in einen Völkermord.

105
Nahaufnahme - Plünderung und "Pflichtarbeit": TOGO Auf ihre kleine westafrikanische Kolonie waren die Deutschen besonders stolz: Sie galt als rentables Musterland.

106
Der koloniale Blick: Wie die eroberten Völker den Bedürfnissen der Europäer zu dienen hatten

112
Staatsgebiet zweiter Klasse: Algerien Die Franzosen sahen das 1830 eroberte Land als Teil Frankreichs. Als die Kolonie ihren eigenen Weg gehen wollte, kam es zu einem langen und grausamen Krieg.

116
Literatur - Der böse Busch: Schriftsteller Chinua Achebe über Missionare im Land der Igbo

118
Königin Nzinga und die Revolution: Angola Die Portugiesen wollten das rohstoffreiche Land als eine multikulturelle Überseeprovinz präsentieren. Schließlich riss sich die Kolonie von den Europäern los.

122
Dokument - "Statt Hass Brüderlichkeit": FREIHEITSKAMPF Eine Warnung vor Rassismus gegen Weiße

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Der Märtyrer: Kongo Aus Furcht, die junge Republik könne sich mit der Sowjetunion verbünden, wollte der US-Geheimdienst den Ministerpräsidenten Patrice Lumumba ermorden.

126
Porträt - Baroness auf Löwenjagd: FARMLEBEN Die Dänin Karen Blixen schrieb die autobiografische Vorlage des Kinowelterfolgs "Jenseits von Afrika".

128
Tödliche Lager: SÜDAFRIKA Als sich die Buren dem imperialen Anspruch Großbritanniens entgegenstellten, begann ein verheerender Krieg, dessen Folgen bis in die Gegenwart reichen.

132
Seitenblick - Das Milliarden-Monopol: DIAMANTEN Mit flexibler Taktik profitierte der Konzern De Beers im Rassistenstaat.

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Mission der Gewalt: Die europäischen Kolonialmächte traten mit dem Anspruch auf, der Welt die Zivilisation zu bringen. Bis heute wirkt diese Hybris nach.

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Buchempfehlungen - Buchempfehlungen

Impressum

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Impressum

VORSCHAU

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Mesopotamien: Nirgends auf der Welt ist die Zivilisation älter als im Zweistromland: Schon um 3500 vor Christus existierten zwischen Euphrat und Tigris mächtige Stadtstaaten. Hier entstanden die Schrift, die Töpferei und die erste Rechtssammlung, hier herrschte fast 800 Jahre lang das assyrische Reich, die erste Supermacht der Geschichte, deren späte Spuren sich in der Bibel finden.

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¬Der Spiegel. Geschichte 2009 - 2016 : SPIEGEL-Verlag, 2009
EAN 4197436307806

Zugangsnummer: 2016/0099-044
Geschichte einschließlich Kultur- und Geistesgeschichte - Signatur: Ge Spieg - Zeitschriftenheft