Der Letzte seiner Art: Marjana Gaponenko schickt einen fast hundertjährigen ukrainischen Ornithologen auf seine Lebensabschiedsreise nach Wien.
Sehr alte Menschen ohne falsche Gefühligkeit, mit Humor und zugleich altersadäquater Ernsthaftigkeit zu schildern, ist eine schwierige Sache. Die 1981 in Odessa geborene Marjana Gaponenko, die bereits einen Roman und einen Gedichtband publiziert hat, meistert die Aufgabe mit Bravour. Ihr zweiter Roman ist eine muntere Episodenfolge über Menschenwürde im Alter, es geht um die Liebe zur Kunst und zur Schöpfung, die Freude selbst noch im Angesicht des nahenden Todes. Der steht, so die ärztliche Diagnose, dem 96-jährigen Lemberger Ornithologieprofessor Lewadski bevor, der sich nichtsdestotrotz auf und davonmacht, nicht ohne sich zuvor komplett mit feinster Garderobe versehen zu haben, einschließlich eines raffinierten Trinkstocks mit Cognac. Ziel der Reise ist Wien. Im Hotel Imperial will Lewadski sein Ende fürstlich feiern. Luxussuite, Café, Restaurant, Hotelbar und, als Höhepunkt, ein Konzertabend in der Loge der Philharmonie sind die Orte des Geschehens. Zur Seite hat Lewadski einen palästinensischen Butler und einen etwa gleichaltrigen Zufallsbekannten, mit dem er, wie Statler und Waldorf in der Muppetshow, seinen Spott über zeitgenössische Marotten und die historischen Revolutionen und Volten des 20. Jahrhunderts ausgießt. Etwas Misanthropie ist da durchaus mit im Spiel, der Humor hingegen ist das Gegenrezept aus der Vogelwelt, die keine Vorurteile kennt: "Zugvögel, zum Beispiel", meint Lewadski, "waren schon immer echte Europäer". - So ist auch Martha nicht nur eine frühe Kindheitserinnerung, ein Mädchentraum, sondern eine wunderschöne Wandertaube, die just an jenem Septembertag 1914 ausstirbt, als Lewadski als Kind eines gräflichen Försters und einer Vogelforscherin in Ostgalizien geboren wurde.

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Personen: Gaponenko, Marjana

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