Ein sehr ehrliches Buch über die Lage in Afghanistan. (BO) Viele Mädchen in Afghanistan werden schon von klein auf als Buben verkleidet, wie Buben erzogen und wie Buben behandelt. Aus rein praktischen Gründen. Eine Frau, die nur Mädchen zur Welt bringt, ist nichts wert und somit eine Schande für den Mann. Also besser die unerwünschte Nachkommenschaft verkleiden. Zudem hat man es als Bub bzw. später als Mann (denn viele dieser Mädchen bleiben ein Leben lang in der Rolle) in der streng islamischen Gemeinschaft wesentlich leichter. Buben dürfen Drachen steigen lassen, auf Bäume klettern, draußen laut lachen und den Menschen auf der Straße in die Augen blicken. Die schwedische Autorin beschreibt das Leben der Frauen, die als Buben verkleidet aufwuchsen und die auch ihre Töchter wieder verkleiden. Sie spricht mit Frauen, die ihr Leben als Mann verbringen, und geht auch ausführlich darauf ein, was die vielen westlichen Hilfsorganisationen falsch machen. Mit wie wenig Fachwissen man versucht hat, die afghanische Gesellschaft zu ändern und Frauen mehr Rechte zu geben. Dass diese Versuche eigentlich alle gescheitert sind, ist leider offensichtlich. Ein sehr gut recherchiertes Buch, das für größere Bestände und Bestände mit zeitgeschichtlichem Schwerpunkt geeignet ist.
Personen: Schermer-Rauwolf, Gerlinde Weiß, Robert A. Nordberg, Jenny
Nordberg, Jenny:
Afghanistans verborgene Töchter : wenn Mädchen als Söhne aufwachsen / Jenny Nordberg. Aus dem Engl. von Gerlinde Schermer-Rauwolf und Robert A. Weiß, Kollektiv Druck-Reif. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2015. - 429 S. : Kt.
ISBN 978-3-455-50349-4 fest geb. : ca. EUR 22,60
Soziologie, Ethnologie - Signatur: GS NOR - Buch: Sachbuch