Baar, Anna
Nil Roman
Buch: Dichtung

"Ich bin ein Treibholzstück im Fluss meiner tausend Bilder". (DR) Es sind drastische Gedanken, die die Erzählerin aufruft: Ist ein Bruder im Pool ertrunken oder handelt es sich gar um Geschwistermord? Kommen die Eltern durch Brandstiftung der Tochter um? Ist das Wasser voller Blut, weil es eine Hausgeburt war, ein Selbstmordversuch oder doch ein Krokodilangriff? Stehen abgetriebene Föten tatsächlich als Formalinpräparate im Küchenregal? Verschiedene Figuren treten auf, die leicht verschoben immer wieder die Erzählerstimme übernehmen, sogar der Wasser- und Fruchtbarkeitsgott Sobek wird personifiziert. Etwas Unerklärliches ist passiert oder wird geschehen (wir erfahren es nicht), die Erzählerin weist jede Verantwortung von sich, hat gar ihr Schatten ihre Rachefantasien umgesetzt? Sie fühlt sich fremdbestimmt, jemand flüstert ihr ein, sie muss etwas exekutieren, hat aber nur beschränkte Mittel - hier ist die Metapher von Egoshooter-Spielen zentral. Der Roman thematisiert, ob Geschriebenes wahr werden, ob Erinnerung gebannt werden kann, ob Verschwinden im Bild eine Lösung ist, ob die Erzählerin ihrem Ich entfliehen kann. In den vier Kapiteln wird das Erzählen immer konventioneller, und es kommt wider Erwarten sogar zu einem alternativen Ausweg. Eine literarische Reflexion, shortlistwürdig.


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Personen: Baar, Anna

Baar, Anna:
Nil : Roman / Anna Baar. - 3. Auflage. - Göttingen : Wallstein Verlag, 2021. - 147 Seiten
ISBN 978-3-8353-3947-7 Festeinband : EUR 20,60 (AT)

Zugangsnummer: 0017609001
Romane, Erzählungen und Novellen - Signatur: DR BAA - Buch: Dichtung