Puh! In diesem Kinderbuch über ein Mädchen mit so genanntem Migrationshintergrund versammelt Autor Benjamin Tienti eine ganze Reihe von den Problemen, mit denen eine Zwölfjährige im echten Leben wohl eher selten konfrontiert ist: Hani muss ohne ihre Mutter auskommen, denn die sitzt im Gefängnis. Weil ihr Papa im Friseursalon von Onkel Ibo arbeitet, muss Hani sich auch noch um den Haushalt, das Essen und den kleinen Bruder Moma kümmern. Als sie erfährt, dass ihre Mama wegen der Drogengeschäfte von Onkel Ibo im Knast sitzt, hält sie es nicht mehr aus und plant einen Banküberfall, um ihrer Mutter wieder nahe sein zu können. Dennoch ist das hier kein Problembuch über ein Kind mit ausländischen Wurzeln. Denn Benjamin Tienti versteht es, das Migrationsthema zwar wie einen Grundton leise im Hintergrund mitlaufen zu lassen, es aber nie zum Mittelpunkt zu machen oder dabei in ethnische Klischees abzudriften. Eher nebenbei erfahren wir ein wenig mehr über die Gewohnheiten der Männer, die Maulbeeren kauend und Unmengen von Tee trinkend den Friseursalon besuchen. Sie reden über Männerthemen, streiten sich, nehmen Anteil am Schicksal der anderen: äRau, aber warm.ô Hani ist beiden Welten verbunden: In Deutschland geboren, aber mit den Sitten der einstigen Familienheimat vertraut. Das ist alles so selbstverständlich und herzlich erzählt, dass es uns LeserInnen total egal ist, woher Hanis Familie eigentlich kommt und was sie nach Deutschland verschlagen hat. In kurzen Kapiteln mit kleinen einleitenden Illustrationen von Barbara Jung erzählt uns Hani in Ich-Perspektive und mit trockenem Witz von ihrem chaotischen, ungewöhnlichen und manchmal ganz schön anstrengenden Kinderalltag. Trotz aller Schwierigkeiten ist und bleibt sie stets, was sie ist: Ein selbstbewusstes, starkes Mädchen mit überbordender Fantasie, schrägen Einfällen. Und ein echtes Vorbild für Kinder aus und in Deutschland.

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Personen: Tienti, Benjamin (Verfasser)