Wardetzki, Bärbel
Eitle Liebe wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können
Sachbuch

Leben in Extremen Wie weibliche Narzisstinnen zwischen Minderwertigkeit und Größenphantasien pendeln von Christina Repolust Bärbel Wardetzki ist Psychotherapeutin und Autorin. Ihre Abhandlung 'Weiblicher Narzissmus – der Hunger nach Anerkennung“ ist 2009 in der 21. überarbeiteten Auflage erschienen. "Viele Frauen melden sich nach der Lektüre bei mir und erzählen, dass sie sich wiedergefunden, schärfer noch, wiedererkannt hätten. Das sind große Komplimente an mich als Autorin und Therapeutin. Das Konzept des weiblichen Narzissmus entwickelte ich, als ich die Persönlichkeit von Bulimikerinnen (Ess-Brechsüchtige) genauer untersuchte. Hier erspürte ich tiefstes Leid hinter noch immer glitzernden oder zumindest äußerst intakten Fassaden. Die Frauen zeigten sich offen, wach und aufgeschlossen; wollten an sich arbeiten, sprachen jedoch nie über die Qual, die sie seit Jahren durchlebten. Allmählich erfuhr ich das gesamte Ausmaß der Krankheit, die verbunden ist mit tiefen Selbstzweifeln, starker Selbstabwertung, Einsamkeit, Isolation und Gefühlschaos." Seither forschte die Psychotherapeutin weiter über den weiblichen Narzissmus, in ihrem aktuellen Buch 'Eitle Liebe“ setzt sie sich mit dem Gelingen oder Scheitern narzisstischer Beziehungen auseinander. Sein, wie man ist "Wenn Kinder relativ früh gezwungen werden, sich den Erwartungen ihrer Umwelt anzupassen, spalten sie ihre wirklichen Bedürfnisse von sich selbst ab. Sie sind dann so, wie man es erwartet: Sie werden für etwas geliebt, das sie eigentlich nicht sind. Aber das entdecken sie erst viel später. Wenn etwa Beziehungen immer wieder früh auseinander gehen oder wenn sie in länger dauernden Beziehungen immer stärker psychisch verhungern," analysiert die in München lebende Therapeutin den leidvollen Beginn. Immer wieder weist sie auf die perfekten Fassaden hin, die Narzissten und Narzisstinnen mit ihrer gesamten Lebensenergie aufrecht erhalten. "Dahinter steckt die Angst, dass das wahre Selbst hinter dem Glanz und dem Reichtum, der attraktiven Figur, der guten Ausbildung und Stellung in der beruflichen Hierarchie klein und ängstlich ist. Das soll weiterhin versteckt bleiben. Mit dieser Abspaltung zwicken sich die Betreffenden ihre Lebensenergie ab." Wie ein Hochhaus, das auf einer Stecknadel thront, müssen Narzisstinnen und Narzissten ihren Alltag ausbalancieren und ständig auf der Hut sein, ja nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Während der weibliche Narzissmus eher in den Minderwertigkeitsprozess geht, baut sich der männliche Narzissmus in der Größenphantasie auf. "Frauen kommen quasi unter dem Teppich daher und sondieren zuerst, was die Umwelt braucht. Sie erfüllen diese Wünsche und wollen dafür geliebt und geachtet werden. Sie tun und leisten viel und wollen dafür einfach nur 'gesehen' werden", skizziert die Buchautorin das Verhalten der weiblichen Narzisstinnen. "Der grandiose Narzisst sucht sich seine Komplementärnarzisstin: Die Frau an seiner Seite, die ihn bewundert. Er wird durch ihre Bewunderung noch strahlender und sie wiederum profitiert von ihrem Strahlen. Diese Rollenverteilung funktioniert selbstverständlich auch umgekehrt, in beiden Fällen wird eines vermieden: Nähe und Bezogenheit auf das wahre Selbst. Sei du mein Spiegel Manche Komplementärnarzisstinnen spüren Jahr für Jahr die Distanz zu ihrem Partner immer schmerzvoller, sie hungern und verhungern seelisch. Wenn sie schließlich eine Therapeutin aufsuchen, dann mit dem primären Ziel, die Ehe bzw. Beziehung zu retten. "Anfangs sind sie dann enttäuscht, wenn ich klarstelle, dass Therapie keine Ehen rettet. Wohl aber denjenigen bzw. diejenige unterstützt, die die Therapie beginnt: Diese Entwicklung wirkt sich selbstverständlich auf die Beziehung aus, der grandios-narzisstische Partner muss aber verstehen, dass Therapie kein Spielchen ist." 'Wie nahe wollen wir uns kommen?“ 'Was brauche ich von dir als Partner?“ - Werden diese Fragen nicht zu Anfang einer Beziehung geklärt, drängen sie sich im Verlaufe des Zusammenseins immer stärker in den Vordergrund. Es braucht eine tiefe Not, damit Menschen ihre narzisstischen Systeme anschauen wollen, weiß die erfahrene Therapeutin. Wenn sich das 'Ich muss“ in ein 'Ich will“ wandelt, verändern sich die Handlungsmuster. So kann etwa ein 'Nein“ in Beruf und Beziehung akzeptiert werden, ohne dass sich die Betroffene in ihrem ganzen Selbst in Frage gestellt fühlt. Im Bann des fremden Selbst Narzissten beziehen alles auf sich und sind der Meinung, Urheber dafür zu sein, was sie im Außen, bei den Mitmenschen, erleben. Die gute Note des Kindes wird als Beweis gelungener Elternschaft erlebt, der narzisstische Vorgesetzte wertet den Erfolg des Mitarbeiters als eigenen Sieg: NarzistInnen sehen Menschen aus ihrer Umwelt als Figuren, über die sie verfügen. Dies gelingt bei KomplementärnarzisstInnen, die dazu neigen, sich von außen definieren zu lassen und sich nicht wehren, durch die Augen eines anderen beurteilt zu werden. Wenn die Narzisstin ihren Mann auf das Podest hebt, protestiert er als Komplementärnarzisst nicht dagegen: Er fühlt sich wertvoll und gibt wiederum ihr das Gefühl, ebenfalls wertvoll zu sein, weil sie seinen Anforderungen entspricht. In vielen Beziehungen dauert es Jahre, bis ein Teil den Schlüsselsatz 'So will ich nicht weiterleben“ ausspricht. "Wenn du dich nah an jemanden herantraust, dann begegnest du nicht nur dem anderen, sondern auch dir selber." So einfach kann Weisheit klingen, ein Trost, ein Ansporn und ein Grund, die Bücher Bärbel Wardetzkis genau zu lesen, zu empfehlen und zu diskutieren.


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Personen: Wardetzki, Bärbel

Standort: Bibliotheksreferat

Schlagwörter: Beziehung Narzißmus Paarbeziehung Beziehungsratgeber

Wardetzki, Bärbel:
Eitle Liebe : wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können / Bärbel Wardetzki. - München : Kösel, 2010. - 174 S.
ISBN 978-3-466-30862-0 fest geb. : ca. Eur 18,50

Zugangsnummer: 0014798001 - Barcode: 0002025605
Signatur: PI Philosophie, Psychologie, Pädagogik, Religio - Sachbuch