Die Sehnsucht nach seiner großen Liebe lockt den 84-jährigen Ezio zurück in den Süden Italiens. (DR) "Schreib mir nichts, oder schreib mir alles: dass du mich liebst." (S. 89) Mehr als sechzig Jahre muss Ezio auf eine Antwort von seiner Jugendliebe warten. Mehr als sechzig Jahre dauert es, bis Giovanna, mit der er im Sommer 1945 im süditalienischen Lecce eine berauschende erste Liebe erlebte, die zerbrechlichen drei Worte aussprechen kann. Mit Giovannas Brief kommt die Erinnerung: Düfte und Bilder steigen im Gedächtnis des mittlerweile 84-Jährigen herauf. Mühelos verschränkt der allwissende Erzähler Gegenwart und Vergangenheit und weiht die LeserInnen ein, wie es dazu kam, dass Giovanna an jenem Tag im Juli in einem skandalösen nabelfreien Zweiteiler aus den Wellen auftauchte und mit ihrem wunderschönen Anblick den schüchternen jungen Mann restlos verzauberte. In Rückblenden schildert der in Südtirol lebende Autor den Schmerz unerfüllter Liebe: Denn Giovanna ist nicht nur impulsiv und liebt die Freiheit des Meeres, in dem sie länger tauchen kann als drei ihrer Schwestern zusammen. Sie fühlt sich außerstande, sich an einen einzigen Menschen zu binden, und entzieht sich dem heillos Verliebten, indem sie in die Brandung läuft, als er ihr einen Heiratsantrag macht. Liebe lässt sich nicht aufdrängen, das weiß Ezio, und so steigt er in einen Zug und bringt mehr als tausend Kilometer zwischen sich und Giovanna. Mit Einfühlungsvermögen, Humor und sprachlicher Brillanz macht Ernest van der Kwast die Charaktere fassbar und erzeugt eine stimmige Kulisse für diese sinnliche Erzählung über die Sehnsucht, die sich auch nach Jahren über den Bauchnabel zurück in die Herzen stiehlt und das Undenkbare ermöglicht: Den Weg zurückà Am besten ganz langsam genießen, um die mediterrane Atmosphäre, die jeder Zeile dieses elegant erzählten Romans entströmt, aufzunehmen und wirken zu lassen. Ein virtuos verfasstes Kleinod in gelungener Übersetzung, dem viele LeserInnen zu wünschen sind.

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Personen: Kwast, Ernest van der Ecke, Andreas