Jonsberg, Barry
Das Blubbern von Glück
Buch

Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/); Autor: Ela Wildberger; Annotation: Eine Hausaufgabe in Englisch wird für die 12-jährige autistische Candice zum Anlass für einen umfassenden Lebensbericht. Sensibel, humorvoll, berührend. Rezension: Der Auftrag der Englischlehrerin Miss Bamford lautet nicht nur Erlebnisbericht, die SchülerInnen sollen vielmehr zu jedem Buchstaben des Alphabets einen Absatz über sich selbst schreiben (was auch in der deutschen Übersetzung gut funktioniert). Für die 12-jährige Candice Phee, wohnhaft in einer australischen Kleinstadt, wird dieser Auftrag zu einer ernsten Herausforderung: ich will gründlich vorgehen. Denn hier geht es nicht nur um mich. Es geht auch um die anderen in meinem Leben meine Mutter, meinen Vater, meine tote Schwester Sky, meine Brieffreundin Denille, meinen reichen Onkel Brian, Erdferkel-Fisch und Douglas Benson aus einer anderen Dimension. Unverblümt und direkt, klug und liebenswert stürzt sich Candice in den Bericht ihres ganzen Lebens. Sie leidet an einer Form von Autismus, bewegt sich infolgedessen in einem für die Außenwelt bisweilen befremdenden eigenen Kosmos. Ihr Zugang zu den Menschen ist spezifisch individuell, ihr Blick auf die Schlüsselerlebnisse ihrer Vergangenheit, die sie zu dem gemacht haben, was sie ist, von einer kritisch-versöhnlichen Logik; beides bestimmt Handlungsverlauf, Erzählton und Atmosphäre des Textes, löst seltsam dissonante inhaltliche und sprachliche Schwingungen aus, die eine wunderbar harmonische Gesamtkomposition ergeben. Mit demselben Selbstverständnis, mit dem Candice ihre zum Teil verqueren Diagnosen und Ansichten über Familie, Freunde, Schule, das Leben, das Schicksal entwirft, geht sie auch mit dem Spott und fassungslosem Staunen der anderen ihr gegenüber um. Unerschütterlich. Geradlinig. Denn trotz aller Tiefschläge ihrer bewegten Biografie (die Familie wird durch den plötzlichen Tod der kleinen Schwester, dem Zwist zwischen ihrem Vater und dessen Bruder und der Depressionen der Mutter arg aus der Bahn geworfen) ist Candice stets bei sich und sich selber treu geblieben; selbst in ihrem Leiden am elterlichen Unvermögen, einen Weg aus der Starre zu finden, strahlt sie Zuversicht und unbedingten Veränderungswillen aus. Ihr Defizit ist ihr Motor, eine besondere Gabe, einzigartiges Markenzeichen. Die Präsenz und uneingeschränkte Aufmerksamkeit, die sie ihrem jeweiligen Gegenüber schenkt und auch abbricht, wenn es ihr unangenehm oder unerträglich wird, führen zu überraschenden Wendungen und Dynamiken, die trotz manch schräger Kapriolen, stimmig bleiben. Candice spürt, nimmt Anteil. Sie will tun, verändern, denkt nach, macht Pläne, bereitet sich vor, sucht sich wenn notwendig Verbündete. Und sie setzt ihre Pläne in die Tat um auch wenn das Ergebnis nicht immer oder nicht immer sofort dem entspricht, was sie sich erwartet. Das ist natürlich vorhersehbar und ein unverzichtbarer dramaturgischer Movens, die logische Konsequenz aus Candice ungewöhnlichen Verarbeitungs- und Lösungsstrategien. Ein schönes Stück Literatur in gelungener Balance zwischen Fiktion und Authentizität, Humor und Ernsthaftigkeit. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Imke Voigtländer; Die 12-jährige Candice will die Menschen in ihrem Umfeld glücklicher machen. Hartnäckig und auf unkonventionellen Wegen kommt sie ihrem Ziel näher, dem "Blubbern von Glück". (ab 10) (JE) In der Schule nennen viele sie Ile für "Individuelle Lernförderung", aber wie Candice Phee selbst sagt, ist jeder Mensch ein Individuum. Die 12-Jährige ist eines, das sich durch Selbstbewusstsein und Hartnäckigkeit auszeichnet. Trotz Beleidigungen über ihr Anderssein macht sie unbeirrt mit dem weiter, was sie sich gerade vorgenommen hat. Ihr aktuelles Projekt: Sie will die Menschen in ihrem Umfeld glücklicher machen. Ihre Zielpersonen: ihre Mutter, die seit dem Tod von Candices Schwester depressiv ist, ihr Vater und sein Bruder, die sich zerstritten haben, und Douglas, der Junge, der glaubt, er lebe in der falschen Dimension. Die Methoden, mit denen Candice ihr Projekt vorantreibt, sind unkonventionell und doch immer durchdacht. Nach und nach steigen beim Lesen einzelne Glücksblasen auf, die am Ende das im Buchtitel angekündigte "Blubbern von Glück" ausmachen. Candice ist kompliziert in ihren Gedanken, pedantisch in ihrer Sprache und verquer in ihrem Sozialverhalten, aber vor allem ist sie absolut bewundernswert in ihrer unbeirrbaren und dabei kein bisschen arroganten Art. Stilistisch stark geprägt von den Eigenheiten der Ich-Erzählerin, bietet das Buch einen unverstellten Blick auf das nicht immer faire Sozialverhalten anderer und trotz aller Sorgen ein fröhliches Lesevergnügen. Ausgezeichnet mit dem Children`s Peace Literature Award. Absolut empfehlenswert! ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/); My Life as an Alphabet lautet der Originaltitel des Romans und verweist damit auf dessen erzählerische Besonderheit: Einer Aufgabe ihrer Lehrerin folgend gliedert Erzählerin Candice ihren Bericht kapitelweise von A wie Aufsatz bis Z wie Zeitenwende. Candice ist ein bisschen eigen manche meinen autistisch. Dank Candices ideenreichen Aktionen aber schafft sie eine Zeitenwende für die wunderbar skurrilen Figuren zu ein bisschen mehr Glück. Bis dahin sind allerdings einige Verwicklungen zu bestreiten, die einen Freund aus einer anderen Dimension, experimentell gekochtes Jambalaya und eine Augenklappe beinhalten. Klingt eigenartig? Ist es auch. Und bietet doch ein Leseerlebnis, auf das wie selten das Attribut tragikomisch zutrifft. *STUBE* Die Fülle dessen, was es zu erzählen gibt, zu systematisieren, ist die Herausforderung jedes literarischen Textes. Die Fülle dessen, was das Leben an schönen und schwierigen Erfahrungen birgt, zu systematisieren, ist gerade für jene Kinder und Jugendliche eine Herausforderung, die anders sind ob nun im Sinne einer eindeutigen Diagnose autistisch oder eben einfach anders. In diesem Roman des australischen Jugendbuchautors Barry Jonsberg kommen diese beiden Herausforderungen zusammen und führen zu einer erzählerischen Besonderheit, die wohl an die Übersetzerin besondere Anforderungen stellte: Einer Schreibaufgabe ihrer Lehrerin folgend gliedert die 12jährige Ich-Erzählerin Candice, deren Eigenartigkeit eben nicht eingeordnet wird, ihren Bericht nämlich kapitelweise von A wie Aufsatz bis Z wie Zeitenwende. Als in ihrer Klasse plötzlich Douglas, der glaubt, aus einer anderen Dimension zu sein, auftaucht, ist das ihr erster freundschaftlicher Kontakt seit langem: Ich war einmal zu einer Geburtstagsfeier eingeladen, als ich sechs war, doch ich erinnere mich an nichts mehr. Nach Mums Aussage weigerte ich mich zu sprechen, saß die ganze Zeit unter einem Baum und flüsterte den Würmern im Erdboden etwas zu. Ich war jedenfalls NICHT der Mittelpunkt der Feier, auch wenn die Würmer meine Gesellschaft möglicherweise genossen haben. Gewissheit habe ich darüber nicht. Sicher ist nur, dass mich danach alle menschlichen Wesen als hoffnungslosen Fall abschrieben. Aus Candices Sicht hingegen sind es ihre Eltern, die sich nach einigen Schicksalsschlägen tief in die Hoffnungslosigkeit verstrickt haben. Und in ihrer bei aller Skurrilität auch sehr tatkräftigen Art beschließt sie, daran etwas zu ändern und das Glück zurück in ihre Familie zu holen. Mit ihrem Bemühen, bei allen eigenen Schwierigkeiten andere glücklich zu machen, steht Candice in einer langen literarischen Tradition erlösender Kinder selten aber haben diese dabei wie sie mit aufblasbaren Brüsten, experimentell gekochtem Jambalaya und einer Augenklappe zu tun. Ein wie seine Hauptfigur besonderes Leseerlebnis für Kinder ab etwa 11 Jahren, auf das wie selten das Attribut tragikomisch zutrifft. Religion im Kinderbuch *STUBE* Kathrin Wexberg


Rezension


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Personen: Jonsberg, Barry Höfker, Ursula

Jonsberg, Barry:
¬Das¬ Blubbern von Glück / Barry Jonsberg. Aus dem Engl. von Ursula Höfker. - München : cbt, 2014. - 251 S.
ISBN 978-3-570-16286-6

Zugangsnummer: 15905
Kinder ab 10 - Signatur: K10 Jon - Buch