Widmer, Urs
Der Geliebte der Mutter Roman
Buch

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Elisabeth Zehetmayer; Virtuos durchkomponierte Geschichte einer amour fou als Zerrspiegel einer verrückten, aus den Fugen geratenen Welt. (DR) Scheinbar nüchtern-distanziert, mit fast unerträglicher Leichtigkeit, erstattet ein Sohn über die Lebenstragödie seiner Mutter Bericht: In den freizügigen 20er Jahren lernt die schöne Clara, ungeliebte Tochter aus großbürgerlichem Hause, den mittellosen jungen Dirigenten Edwin kennen, dessen einziges Interesse der zeitgenössischen Musik gilt. Voll stummer Hingabe unterstützt die wohlhabende und umschwärmte Clara den monomanen Künstler bei der Gründung seines jungen Orchesters und wird seine ergebene Geliebte. Ohne ihrer Liebe gewahr zu sein, macht sich Edwin ihre Opferbereitschaft schamlos zu Nutze. Nach dem Börsenkrach steht Clara vor dem finanziellen Ruin; der stets auf seinen Vorteil bedachte Edwin gewinnt hingegen zusehends an Ruhm, Reichtum und Macht. Als er eine viel versprechende Partie macht, flüchtet die Verschmähte in eine glücklose Ehe und bringt einen Sohn - den unbeteiligt wirkenden Chronisten - zur Welt, dessen Schicksal fortan von den Seelenqualen seiner Mutter bestimmt ist. Grandios beschreibt der bekannte Schweizer Autor Urs Widmer, wie Clara vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs bis an die Grenze der Selbstzerstörung ihrem Liebeswahn verfällt. Während die von ihrer aussichtslosen Leidenschaft Getriebene ihren Garten verwüstet, legt Hitler Europa in Schutt und Asche - historisches Spiegelbild der fatalen Auswirkungen einer alles absorbierenden Besessenheit. Geschickt, ganz ohne Pathos vernüpft dieser traurigfrohe literarische Text die emotionale mit der politischen, zeitgeschichtlichen Ebene. - Rundum empfehlenswert! ---- Quelle: SCHRIFT/zeichen; Wer Urs Widmer, den Schweizer Autor leicht schräger, immer wieder zum Abstrusen neigender Geschichten, kennt, wird auch gerne zu diesem Büchlein aus dem Diogenes Verlag greifen - und nicht enttäuscht sein. Der Roman "Der Geliebte der Mutter" handelt von einer tragischen, nicht erwiderten Leidenschaft einer Frau zu einem Dirigenten, aufgezeichnet von ihrem Sohn, erzählt mit der Lust am Ausbreiten absonderlicher schicksalhafter Fügungen. Es ist eine Familiengeschichte, die Geschichte eines Aufsteigers, des Vaters dieser Frau, seiner ungewöhnlichen Herkunft, die Geschichte seines wirtschaftlichen Niedergangs und der plötzlichen Verarmung seiner verwöhnten Tochter, ihres Realitätsverlusts und ihrer Besessenheit, die immer abstrusere Formen annimmt. Aus Liebe zur Musik schließt sie sich einem kleinen Provinzorchester an, managt es mit einer Hingabe und Leidenschaft, die im Grunde ganz und gar dem Dirigenten gilt, dessen Nähe sie bis ins hohe Alter sucht, wobei ihr Einfallsreichtum erstaunliche Blüten treibt. Urs Widmer streicht geradezu genüsslich die absurden Verstrickungen heraus, karikaturartig zeichnet er die Figuren in ihrer Verbohrtheit. Helga Ebner *Sz* April 2001


Rezension


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Personen: Widmer, Urs

Widmer, Urs:
¬Der¬ Geliebte der Mutter : Roman / Urs Widmer. - Zürich : Diogenes Verlag, 2000. - 129 S.
ISBN 978-3-257-06245-8

Zugangsnummer: 15256
Belletristik - Signatur: Belletrist Wid - Buch