Dr. Seuss
Der Lorax
Buch

Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/); Autor: Ines Wagner; Es ist ein berauschendes Feuerwerk an Farben und Formen, das den kleinen befellten, bärtigen Wicht, den Lorax, im Jahr 2012 einhüllt. Doch fangen wir am Anfang an: Manch einer kann sich noch an das Jahr 1971 erinnern, in dem Theodor Seuss Geisel - Dr. Seuss - den Lorax aus dem ersten gefällten Baum klettern ließ, um ihn die Stimme für die Bäume erheben zu lassen, denn die haben ja keine. Vehement trat der Lorax für den Erhalt der Natur ein, wetterte gegen die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und prophezeite die Geißel des gewissenlosen Konsums. So weit, so aktuell. Einige erinnern sich vielleicht auch an die erste Verfilmung des Buches aus dem Jahre 1972. Der 25-minütige Animationsfilm, den Ted Geisel mitproduzierte, ist gehaltvoll, ehrlich, kontrovers, auf das Wesentliche reduziert, fesselnd und ein klares Statement. Abgesehen davon, dass er auch durch seine Zeichnungen und Animationen überzeugen und begeistern konnte. All das - um in der Gegenwart anzukommen - lässt die 3D-Neuverfilmung des Lorax von Chris Renaud und Kyle Balda kläglichst vermissen. Die Geschichte des kleinen Ted, der sich außerhalb der Stadtmauern herumtreibt und dabei auf den Once-ler (zu Deutsch Einstler) und seine Geschichte rund um den Lorax und das Verschwinden der Bäume trifft, ist im computeranimierten "Farben-Splatter-Movie" seltsam motiviert. Die Bäume vermisst in Tneedsville keiner mehr, denn frische Luft gibt es ja aus der Flasche. Das Vertriebsmonopol hält der hinterlistige, bösartige O'Hare, seines Zeichen der klassische, eindimensionale Gegenspieler. Ted lebt in seiner Plastikwelt, er hat noch nie in seinem Leben einen echten Baum gesehen und würde auch nicht auf die Idee kommen, einen sehen zu wollen, wäre dies nicht der Wunsch seiner Angebeteten. Der Once-ler erzählt die Geschichte vom Lorax, eine Geschichte, in der der Lorax allerdings nur mehr eine Nebenrolle spielt - beharrliches moralisches Aufbegehren hat wohl in dem klassisch amerikanischen Familien-Entertainment-Film nichts verloren. Schrill und farbenfroh, voller actionreicher Rasanz und minderem Witz, jagt der Film durch die Abholzung der Wälder, den Aufstieg und Fall des Kapitalismus, durch die irrwitzigen Niederungen des Konsumwahnsinns, und weist auf die plakativen Niederungen der Menschheit - wie das Kaufen von unnützen Dingen - nur mehr peripher hin. So vermag der Film nur noch an der Oberfläche eines Themas zu kratzen, das ein Kinderbuch seinerzeit so in Szene setzte, dass es ernst genommen und kontrovers diskutiert wurde. Böse Zungen behaupten, das einzig Positive an der Verfilmung sei die deutsche Neuübersetzung, für die Nadia Budde verantwortlich zeichnet. Mit floppigen Versen, die die LeserInnen ohne Stolpern durch die ursprüngliche, von Dr. Seuss illustrierte Geschichte katapultieren, und die ohne Firlefanz klar sagen, was Sache ist. Das ist lobenswert.


Rezension


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Dr. Seuss Budde, Nadia

Dr. Seuss:
¬Der¬ Lorax / Dr. Seuss. Aus dem Engl. von Nadia Budde. - München : Kunstmann, 2012. - [61] S. : überw. Ill.
ISBN 978-3-88897-759-6

Zugangsnummer: 100412
Kinder ab 0 - Signatur: K0 Dr. - Buch