Mosebach, Martin
Krass Roman
Buch

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Ingrid Kainzner; Ein reicher Geschäftsmann trifft in Neapel eine faszinierende junge Frau, der er ein ebenso seltsames wie großzügiges Angebot macht. (DR) Ralph Krass ist mit Waffengeschäften so reich geworden, dass er sich jeden Luxus leisten kann. Im Jahr 1988 weilt er mit seiner Entourage in Neapel. Diese besteht aus drei Paaren jenseits der fünfzig und dem Kunsthistoriker Doktor Jüngel, dem die Organisation der Reise obliegt. Man speist vorzüglich, besichtigt Sehenswürdigkeiten, unternimmt Bootsfahrten und besucht Theatervorstellungen. Eines Abends fällt Krass eine außergewöhnliche junge Frau auf. Kurzerhand beauftragt er Jüngel, sie als Reisebegleiterin zu engagieren, und stellt ein fürstliches Salär in Aussicht. Er verlangt keine erotischen Gegenleistungen, jedoch darf die Schöne mit dem ungewöhnlichen Namen Lidewine keine anderweitigen Beziehungen eingehen. Sie nimmt das Angebot an, hält sich jedoch nicht an das Keuschheitsgebot. Als ihr Schäferstündchen mit einem hübschen Kellner nicht verborgen bleibt, muss nicht nur sie gehen, sondern auch der Überbringer der Nachricht, Doktor Jüngel. Der mittellose junge Mann, der nicht nur beruflich gescheitert ist, sondern auch heftig darunter leidet, dass seine Frau ihn verlassen hat, verkriecht sich in der französischen Provinz. Die Freundschaft mit einem alten Schuster bringt ihn langsam wieder ins Gleichgewicht. Danach macht der Roman einen Zeitsprung von zwanzig Jahren. Wir begegnen Krass, Jüngel und Lidewine in Kairo wieder. Während aus Jüngel ein Professor und aus Lidewine eine erfolgreiche Galeristin geworden ist, liegt Krass todkrank und finanziell ruiniert im Spital. Was dieses Buch so faszinierend macht, ist die, man möchte fast sagen, magische Kunst, mit der Mosebach von der ersten Seite an zu fesseln versteht. Nicht zu Unrecht wird sein ironisch eleganter Stil mit jenem Thomas Manns verglichen. Möglicherweise sind ja auch einige Personen aus dem "Zauberberg" bei "Krass" Pate gestanden. Mijnheer Peeperkorn, ein sympathischer Gegenentwurf des despotischen Krass, und Madame Chauchat, eine Verwandte der verführerischen Lidewine? Nicht ganz unwahrscheinlich. Mit Letzterer ist dem Autor eine besonders hinreißende Figur gelungen. Zwanglos und heiter bewegt sie sich in der Gesellschaft, geizt nicht mit ihrer Gunst, lässt sich aber niemals unter Druck setzen. Diese bezaubernde Liebesgöttin hat Mosebach in ein ihr gemäßes Paradies gestellt. Der Zauber des Mittelmeers, die malerische Küste Neapels, duftende Gärten, üppige Früchte, das alles ist so sinnlich geschildert, dass man richtig Sehnsucht bekommt. "Krass" ist ein hochamüsanter Roman der Extraklasse, bestimmt einer der besten dieses begnadeten Autors.


Rezension


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Personen: Mosebach, Martin

Mosebach, Martin:
Krass : Roman / Martin Mosebach. - 4. Aufl. - Reinbek : Rowohlt, 2021. - 524 S.
ISBN 978-3-498-04541-8

Zugangsnummer: 17502
Belletristik - Signatur: Belletrist Mos - Buch