Eine wertschätzende und kenntnisreiche Annäherung an die österreichische Literaturnobelpreisträgerin. (PL) Sie ist sicherlich die in der österreichischen Öffentlichkeit am meisten diffamierte Autorin, eine, die mehr an ihrer Person und ihrem politischen Engagement gemessen wurde, als an ihrem umfangreichen literarischen Werk. Nun, da sie Literaturnobelpreisträgerin ist, kommt man um sie nicht mehr umhin. Und das ist gut so. Noch besser ist es, wenn die Annäherungen an ihre Texte und an ihre Person ohne Häme möglich sind. Verena Mayer und Roland Koberg bringen ihr diese Wertschätzung entgegen und bauen ihr Porträt chronologisch auf. Sie beleuchten das Privatleben, an dem ja so viel Interesse besteht, ohne voyeuristischer Neugier entgegenzukommen und gehen an Hand ihrer Publikationen vor. Kenntnisreich gehen sie auf die Texte ein, ihre Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte, ihre Verwobenheit mit der Biografie Jelineks, ohne der Gefahr zu unterliegen, Oeuvre mit Leben zu verwechseln bzw. gleichzusetzen. Dieser als Monografie angelegten Lebensdarstellung gelingt es auch, die Vielfältigkeit der Nobelpreisträgerin sichtbar zu machen. Zerbrechlich und kraftvoll zugleich wird sie nicht verklärt, aber sympathisch gezeichnet. Jelineks hohe Ansprüche an die Kunst und der Glaube an politische Einmischung bis hin zum totalen Rückzug aus der Öffentlichkeit - alles findet sich in ihren Werken wieder. So viel Recherchearbeit ist das Mindeste, was einer Autorin wie Elfriede Jelinek Not tut. Und sie ist, angereichert mit Fotos, umfangreichen Anmerkungen, einem Literatur-, Werk- und Personenregister, in gut lesbarer Form allen Literaturinteressierten zugänglich. Ein wichtiges Buch über eine sprachgewaltige Autorin, deren Texte man sich in einem langen Prozess aneignen muss. *bn* Martina Lainer
Rezension
Personen: Mayer, Verena
Mayer, Verena:
Elfriede Jelinek : ein Porträt / Verena Mayer ; Roland Koberg. - Reinbek : Rowohlt, 2006. - 302 S. : Ill.
ISBN 978-3-498-03529-7 fest geb. : ca. Eur 20,50
BL - Signatur: BL Mayer - Sachbuch