De Goldi, Kate
Abends um 10
Buch

Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/); Autor: Ines-Bianca Vogdt; Annotation: Ein Zwölfjähriger übernimmt die Verantwortung für seine psychisch kranke Mutter und wird zuletzt doch von seiner Familie und seinen Freunden gestützt. Rezension: Eine Geschichte, um darin zu wohnen, heißt es im Klappentext. Der zwölfjährige Frankie wohnt darin. Mit der Katze "Fettkontrolle", der nervigen Schwester Gordana, dem schwerbeschäftigten Vater Onkel George und natürlich mit Ma. Von Kuchenduft ist die Geschichte durchzogen, denn seine Mutter betreibt aus der eigenen Küche heraus einen Backservice. Trotzdem stellt Frankie gleich zu Beginn fest: "Dieses Haus funktioniert nicht!" und seine Schwester bemerkt bissig: "Das letzte, was dieses Haus braucht, ist ein Kind". Hoppla. Wir ärgern uns ein bisschen mit dem Protagonisten, dass die Müsliriegel alle sind und kein Busgeld da, nicht mal im Sparschwein, aber dann überlassen wir uns mit ihm der morgendlichen Freude, mit seinem besten Freund Gig den Zickzackweg hinunter zu hüpfen und zu springen, die täglichen Spielchen mit den Nachbarn und deren Hunden zu spielen. Und dann die große Überraschung: Sydney! Die Neue im Bus und in der Klasse. Dreadlocks, Uggs, offene Augen, jungenhafte Kühnheit und dann kann sie nicht nur Kricket spielen, wie der Beste unter ihnen, sondern sie sucht sich ausgerechnet den schüchternen Frankie als Freund aus. Wunderbare Geschichte eines neuseeländischen Sommers. Wäre nicht alles ganz anders. Während Sydneys Mutter alle paar Monate mit ihren drei Kindern von Kontinent zu Kontinent zieht, wohl immer auf der Spur zahlender Liebhaber, stellt sich heraus, dass Frankies Mutter das Haus schon seit Jahren nicht verlässt. Sie kann nicht einmal die Post an der Gartentür holen. So gibt Ma zwar Frankies "10 Uhr-Fragen" liebevoll Antwort, aber tatsächlich ist sie längst selbst zu seinem erwachsenen Schützling geworden. Ganz vorsichtig fügt die Autorin die Puzzleteile ineinander. Frankies Mutter hat mit sechs Jahren ihre Eltern bei einem Autounfall verloren und ist schwer traumatisiert. Schon als Frankie noch sehr klein war ist sie zweimal so tief in die Depression gestürzt, dass das Kind Monate bei seinen drei originell dicken Tanten verbracht hat. Obwohl Frankie im Verlauf des Romans selbst eine Angststörung entwickelt, die von de Goldi kenntnisreich und präzise geschildert wird, bleibt die Stimmung im Werk immer hoffnungsvoll, ja selbst an tiefen Abgründen entsteht noch ein Lächeln unter Tränen. Denn konfrontiert mit Sydneys bevorstehendem Umzug bricht Frankie selbst zusammen. Meisterhaft ist das Auftauchen dieses depressiven Schubs geschildert: von den ersten Panikattacken bis zur völligen Schlaflosigkeit. Die verzweifelten Versuche, durch Aufzählen von Vogelnamen, oder Krickettabellen nicht ganz in ein Niemandsland abzudriften, bis hin zur völligen Verweigerung der Nahrung. Folgerichtig erscheint die Zu-Flucht zu Tante Alma, die mit einem Stumpen im Mund auf der Terrasse hockend, vorsichtig die ersten Schleier über dem Schicksal der Mutter lüftet. Aufgerüttelt durch den Vorfall befreit die Familie Frankie von dem Übermaß an Verantwortung - alles wird gut. Es gelingt Goldi, stets eine humorvolle Selbstdistanz einzubauen, die verhindert, dass jugendliche LeserInnen selbst in Angst geraten. Ein spannendes, genial einfühlsames Jugendbuch, das auch sprachlich in einem differenzierten, leicht schwebenden Stil gehalten ist. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Cornelia Gstöttinger; Von Sorgen umspült durch Tage und Nächte. (ab 12) (JE) Mit Begeisterung und Verve lässt de Goldi ihren auktorialen Erzähler, den zwölfjährigen Frankie, von seinem Alltag berichten. Dieser ist strikt geregelt, alles ist zuverlässig geordnet, Frankies Tages-, Wochen-, ja sogar Jahresablauf ist vorsehbar. So auch die Zuverlässigkeit, mit der seine Mutter abends um zehn in ihrem Bett anzutreffen ist und Frankies Fragen beantwortet, seine Ängste auszuräumen versucht. Denn der liebenswerte Protagonist nimmt das Leben allzu schwer: Mitunter wächst seine Sorgenliste immens an und legt sich schwer auf sein Gemüt, bis die Probleme jeden seiner Gedanken beherrschen. Seit die quirlige, ständig quasselnde Sydney in seiner Klasse aufgetaucht ist, hat zwar die Melancholie weniger Platz in Frankies Leben, aber Sydneys forderndes Wesen und ihr aufmerksames Fragen fördern langsam seine schlimmsten Ängste zutage. Mit fortschreitender Lektüre kristallisiert sich die Ursache von Frankies Überbesorgtheit und pessimistischer Vorsicht heraus. Einfühlsam wird hier die Belastung durch eine psychische Erkrankung in der Familie geschildert und kindgerecht erzählt, sodass die Situation nicht zu belastend wird, die depressive Stimmung die LeserInnen nicht zu sehr vereinnahmt. Frankie findet letztlich einen Weg, mit seinen "Nagegedanken" umzugehen. Ein liebevoller, trotz der ernsten Thematik äußerst heiterer Blick auf eine besondere Familie. Wegen der Zeitsprünge im Erzählverlauf versierten LeserInnen ab 12 empfohlen. ---- Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen (http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/bibliotheken/320.asp); Autor: Ruth Schmidhammer; Frankies Tagesablauf scheint bis auf die Zehntelsekunde durchorganisiert und jede kleinste Abweichung ärgert den ordentlichen Jungen. Tägliche Rituale, wie der Schulweg, den Frankie gemeinsam mit seinem Freund Gig zurücklegt, schildert die Autorin mit viel Humor. Die anstehende Klassenfahrt ins Freizeit-Camp bringt aber Frankies so geordnete Welt ins Wanken. Alle möglichen Krankheiten von ihm, sämtlicher Familienmitglieder inklusive Kater, müssen herhalten. Erst eine neue Schülerin hilft dem Jungen der Wahrheit ins Auge zu blicken. Sydney stellt sehr persönliche Fragen, sie will unter anderem auch wissen, warum Frankies Mama zwar außergewöhnlich gute Kuchen bäckt, sehr nett ist, aber niemals die Schwelle der Haustüre überschreitet. Nun wird Frankie klar, dass er sich für seine Mutter verantwortlich fühlt und damit völlig überfordert ist. Endlich beginnt auch er Fragen zu stellen und bricht mit dem Tabu, über die Krankheit der Mutter nicht zu sprechen. Abends um 10 hat sich Frankie täglich mit seiner Mutter unterhalten, fast philosophische Gespräche geführt, aber das brisante Thema immer ausgeklammert. Eine humorvolle Geschichte über eine liebenswerte Familie, die mit einer psychischen Erkrankung zurechtkommen muss für Jugendliche ab 12 Jahren. ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/); Der Alltag des 12-jährigen Frankie ist von Ritualen geprägt. In bedachter Figurenzeichnung und humorvoller Sprache werden der tägliche Schulweg, der Ärger über die pubertierende Schwester oder der Besuch der drei kartenspielliebenden Tanten erzählt. Ganz nah bei Frankie erfährt man, was in seinem Leben wichtig ist: die Gespräche mit der Mutter "abends um 10", Cricket und vor allem, dass alles funktioniert. Das ändert sich, als ein neues ungewöhnliches Mädchen in die Klasse kommt, denn Sydney stellt Fragen und löst so einige Überraschungen für die Lesenden aus. In meisterhafter Erzähltechnik gelingt es, erst eine familiäre Welt aufzubauen, um sie in einem weiteren Schachzug langsam zu dekonstruieren. *STUBE*


Rezension


Dieses Medium ist verfügbar.

Personen: Herzke, Ingo De Goldi, Kate

Interessenkreis: Jugendroman

De Goldi, Kate:
Abends um 10 / Kate de Goldi. - Hamburg : Carlsen, 2011. - 334 S. - a.d. Engl.
ISBN 978-3-551-58243-0

Zugangsnummer: 11602
Erzählungen - Signatur: JE DeG - Buch