Winter, Léon de
Malibu Roman
Buch

Ein Mix aus intensiver Trauer und verhaltener Spannung. (DR) "Malibu", der neue Roman des holländischen Schriftstellers Leon de Winter, hat einen gewichtigen Plot: den Tod einer bildschönen 17-Jährigen und die Trauer ihres einsamen Vaters. Joop Koopman erlebt das Sterben seiner Tochter Mirjam mit: Sie ist an ihrem Geburtstag verunglückt, auf dem Beifahrersitz eines Motorrades, unterwegs zu ihrer Geburtstagsparty - ohne Alkohol, das hat sie ihrem Vater noch am Morgen missmutig-witzelnd versprochen. Koopman - 47, Jude, gebürtiger Holländer, übergewichtig - ist als allein erziehender Vater erfolgreicher als in seinem Beruf als Drehbuchautor. Der Anruf aus der Klinik überrascht ihn im Gespräch mit Philip van Geldern, dem ehemaligen Freund aus der "Schul" in Amsterdam: Joop war ein stiller Junge, Philip hat als lauter Hinterbänkler auf sich aufmerksam zu machen gewusst. Jetzt mahnt er, der ehemalige Laute, Sprudelnde, den Stillen zur Diskretion - er überredet ihn für den Mossad zu spionieren. Zwischen aktivem Handeln und stillem Trauern schiebt der Autor God, den Fitnesstrainer der Verunglückten, den Lenker der Unglücksmaschine. Dieser widmet sein Leben Mirjams Vater, will zum Judentum konvertieren, philosophiert im Prolog über "Die Verkettung der Umstände": ein Mann besorgt Medikamente für seine Frau, parkt an der falschen Stelle, der Lieferwagen muss ausweichen, seine Ölwanne wird beschädigt und außerdem hat alles vor den Menschen begonnen, damals, als sich die Kontinente bewegten. Dieser Roman lebt von seinen zarten Rückblicken auf das frühere Leben Joops, seiner Frau, der Tochter und der Trauer, die zwischen den Zeilen steckt. Der Vater verliert seine Tochter, gibt ihr Herz als Organspende frei, wird von Zweifeln geplagt, um sein Erbe betrogen, sitzt zwei Esoterik-Verschnitten mit erotischer Ausstrahlung auf und bleibt, das war vorauszusehen, als ein besserer Mensch zurück. Natürlich empfehle ich den neuen Leon de Winter, ich ginge soweit, die besonders empfehlenswerten Seiten noch anzuführen, es wären viele - lesen Sie den guten Kern, verzeihen Sie die Ausschmückungen. Warum? Weil ich mit Joop Kopman fühle, dieser erfundenen Figur, dieser Fiktion. Diese Empfindungen in Lesern/innen auszulösen nenne ich "Dichtkunst" oder schlichter: "Schreibenkönnen". *bn* Christina Gastager-Repolust


Rezension


Dieses Medium ist verfügbar.

Personen: Winter, Léon de

Winter, Léon de:
Malibu : Roman / Leon de Winter. - Zürich : Diogenes-Verl., 2003. - 415 S. - a.d.Niederländ.
ISBN 978-3-257-06347-9 EUR 22.90

Zugangsnummer: 7389
Prosa (Romane, Erzähln) übersetzt - Signatur: DU Win - Buch