Ein vergewaltigtes Mädchen nimmt Abschied vom Schweigen und Lügen. (ab 12) (JE) Tish setzt immer deutlichere Zeichen, immer aggressiver begegnet sie ihrem Stiefvater, der sie sexuell mißbraucht, immer schwieriger ist es für sie zu schweigen, zu lügen und den Schein zu wahren. Das junge Mädchen lebt mehr in ihrem Inneren, hier inszeniert sie kleine Komödien und noch mehr Tragödien, hier probt sie den Ausbruch, das Aufdecken, das Weglaufen, das Aufschreien. Außen versucht sie, kühl und überlegen, unverletzlich und abgehoben zu wirken - keiner soll es merken und doch müßten es eigentlich alle sehen. Die Mutter zum Beispiel an dem Morgen, an dem Tish ihren überlegen grinsenden Stiefvater mit einem Messer bedroht, die Geschwister zum Beispiel, die dieser Szene gespannt folgen. Die Lehrer/innen zum Beispiel, die Tish dazu zwingen, endlich ihre Schuhe im Turnsaal auszuziehen und die Freundinnen, die beim Mittagessen von einer Selbstmörderin sprechen und nicht merken, was in dem verletzten jungen Mädchen zu brodeln beginnt. Doch, da gibt es eine Mitschülerin, deren Vater Rechtsanwalt ist, dem man alles erzählen kann, der nichts weiter sagt, der nur gut zuhören kann. - Das Buch erzählt einen Tag im Leben eines Mädchens, das vom Stiefvater über Jahre mißbraucht wurde: von den Zweifeln, von den Schuldgefühlen, von der Ohnmacht, von der Wut und von dem bißchen Hoffnung, das eine beiläufige Erzählung wecken kann. Die schwangere Mutter, die die Blicke ihres Freundes nicht merken will, die in Begeisterung darüber schwelgt, wie sehr ihr Partner Tish, seine Stieftochter, mag. - Ein offener Schluß, der Todesangst und Veränderungswillen integriert, ein Schluß, der kein Happy-End bietet, wohl aber Perspektiven. Allen Bibliotheken - besonders Schulbibliotheken - für Leser/innen ab 12 Jahren und Erwachsenen sehr zu empfehlen. *bn* Christina Repolust
Rezension
Personen: Voigt, Cynthia
Voigt, Cynthia:
Nein! / Cynthia Voigt. - Aarau : Sauerländer, 1997. - 160 S. - a.d.Amerik.
ISBN 978-3-7941-4265-1
Erzählungen - Signatur: JE Voi - Buch