"Das nenn' ich endlich ein Sujet! Mann und Frau und die Ehe ... Aber warum in aller Welt bemühen Sie Homer?" Diese Frage eines Freundes beantwortet die Autorin im klassischen Sinn: Weil Homers Gestalten "Musterbilder der Menschheit" sind. Zweifellos ist es reizvoll, sich zu fragen, wie Odysseus die Irrfahrten überstand, wie Penelope die Einsamkeit auf Ithaka ertrug und wie sie sich wieder zusammenrauften, aber wenn man wie I. Merkel (zuletzt ID 50/85) wesentlich an der Überlieferung festhält, bleibt der Spielraum der Penelope doch ziemlich gering. Das führt dann zu einer Bestätigung des traditionellen Frauenbildes, entgeht aber auch im positiven Sinn der Larmoyanz heutiger "Beziehungskisten". Was bleibt ist - abgesehen von einigen Ausrutschern (Odysseus' prochristliche Reflexionen) - eine erfrischend respektlos erzählte Geschichte, die einem die Personen der Odyssee näher bringen kann. - Grösseren Bibliotheken empfohlen.
Personen: Merkel, Inge
DR Mer
Merkel, Inge:
¬Eine¬ ganz gewöhnliche Ehe : Odysseus u. Penelope ; Roman. - Frankfurt/M. : Fischer Taschenbuchverlag, 1987. - 429 S.
ISBN 978-3-596-29230-1 kart.
DR - Dichtung/Belletristi