Quelle: SCHRIFT/zeichen; Gabriel Baryllis Buch mutet wie ein Entwicklungsroman in Form einer philosophischen Abhandlung an. Ein junger Mann kommt auf die Insel, wo Manuel und Verenice, Bar- und Hotelbesitzer, leben. Zwischen dem Gast Stefan und dem Paar bildet sich innerhalb eines Tages und einer Nacht eine Freundschaft. Vom einsamen Gast erfährt man nicht viel mehr, als dass er von seiner Frau des Lebens soeben verlassen wurde. Manuel nimmt die Gelegenheit wahr, und rollt dem Gast sein ganzes Leben auf. Bei einer guten Flasche Wein liefert Manuel philosophische und psychoanalytische Abhandlungen. Einige Kapitel später wiederum liest sich der Roman wie ein Kochbuch. Im Laufe des Abends bringen Manuels Freunde Leben in Stefans Leere. Die Hauptthemen des Romans sind die Liebe, der Verlust, das Verlassenwerden. Der Roman bietet Erlösungstheorien mit religiösen Elementen, ohne eine Religion aufzudrängen. Er ist auch Abrechnung mit automatisierten Lebensmustern und mit der Gesellschaft der Gegenwart. Barylli ist sprachlich einmalig im Detail. Er beschreibt Dinge, Momente und Gefühle auf eine differenzierte und präzise Weise, so dass sich dem Leser neue Perspektiven eröffnen. Das Buch liest sich dennoch leicht und flüssig, was auf die klare Satzbildung und die häufige Verwendung von direkten Reden zurückzuführen ist. Erwähnenswert ist die Verwendung der althergebrachten Rechtschreibung, der sich der Autor nach eigener Aussage verpflichtet fühlt. Der Ort des Geschehens, die wunderschöne, friedenbringende Insel, verlockt zu der spannenden Frage, ob vielleicht autobiographische Elemente enthalten sind. Barylli hat sich vor einigen Jahren ein Heim auf solch einer Insel geschaffen. Das Buch ist empfehlenswert, wenn man sich Tagträumen und Gedankenreisen hingeben will oder kann. Es eignet sich sogar fast als Lebenshilfe zur Selbstfindung, wenn man es richtig liest. Wer aber ungeduldig ist, und sich nicht mit jeder kleinsten seelischen Regung des Menschen auseinandersetzen will, sollte das Buch nicht lesen. Gabriel Barylli wurde 1957 in Wien geboren. Er ist nicht nur Schauspieler, als welchen ihn die meisten kennen, sondern auch Regisseur und eben Schriftsteller. 1989 erschien sein erstes Werk "Butterbrot". Angelika Gayer Dezember 2001 *Sz*
Rezension
Personen: Barylli, Gabriel
Barylli, Gabriel:
Alles, was du suchst : Roman / Gabriel Barylli. - Berlin : Argon Verl., 2001. - 319 S.
ISBN 978-3-87024-523-8
Romane, Erzählungen, Novellen - Signatur: DR Bary - Buch