Borrmann, Mechtild
Der Geiger Roman
Buch

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Hertwiga Kröss; Russische Familientragödie auf zwei Zeitebenen: 1948 und 2008. (DR) Im Mai 1948 wird in Moskau der Stargeiger Ilja Wassiljewitsch Grenko nach einem Konzert in seiner Garderobe verhaftet und in die Lubjanka, das gefürchtete Zentrum der Staatssicherheit, gebracht. Ohne jemanden verständigen zu können, verschwindet Ilja spurlos. Im Gefängnis setzt er schließlich nach drei Wochen Einzelhaft und Schikanen seine Unterschrift unter sein "Geständnis", weil ihm versprochen wird, dass seine Frau Galina und die Kleinkinder Pawel und Ossip unbehelligt bleiben würden. Er wird beschuldigt, seine Flucht anlässlich einer Konzertreise nach Wien vorbereitet zu haben. Bald darauf fällt das Urteil ganz ohne Prozess: 20 Jahre Arbeitslager in Sibirien wegen Hochverrats. Iljas Frau Galina wird erzählt, ihr Mann hätte sich ins Ausland abgesetzt und sie und die Kinder einfach zurückgelassen. Als Angehörige eines politisch Verurteilten werden ihr die Bürgerrechte aberkannt und innerhalb einer halben Stunde, in der sie alles Notwendige in einen Koffer packen muss, wird die kleine Familie zum Bahnhof gebracht und in die Verbannung nach Kasachstan geschickt. Erst viele Jahre später erhält Galina durch einen Mittelsmann eine Nachricht von Ilja, die er auf ein Dosenetikett gekritzelt hat und in der er ihr seine Situation beschreibt. Szenenwechsel: Deutschland 2008. Sascha, Galinas Enkel, der mit seiner Schwester Viktoria und mit seinen Eltern 1990 aus Russland ausreisen durfte, muss die Ermordung Viktorias mitansehen, nachdem er auf ihren Hilferuf hin zu ihr gereist war. In ihrem Nachlass findet er nicht nur Hinweise auf den Mörder, sondern auch auf den Verbleib der Stradivari, die seit der Verhaftung seines Großvaters Ilja 1948 verschollen ist und die eine schicksalhafte Rolle in seiner Familie zu spielen scheint. Es ist nun an Sascha, die Spur nach Russland zurückzuverfolgen und die dunklen Seiten seiner Familiengeschichte aufzuhellen. - Die 300 Seiten dieses Romans sind sehr schnell gelesen - des großartigen Spannungsbogens wegen, der sich von der ersten bis zur letzten Seite erstreckt, unterstützt noch von den zwei zeitlichen Erzählebenen. Einzig die Aufklärung mit allwissendem Oligarchen und hohem KGB-Beamten scheint ein wenig unglaubwürdig und stört das sonst so stimmige Konzept. - Aber nichtsdestotrotz sehr empfehlenswert.


Rezension


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Personen: Borrmann, Mechtild

Borrmann, Mechtild:
¬Der¬ Geiger : Roman / Mechtild Borrmann. - München : Droemer, 2012. - 298 S.
ISBN 978-3-426-19925-1

Zugangsnummer: 6436
Romane, Erzählungen, Novellen - Signatur: DR Borr - Buch