Matter, Maritgen
Ein Schaf fürs Leben
Buch

Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/); Autor: Christine Knödler; Annotation: In kalter Winternacht stapft Wolf durch den Schnee. Er hat Hunger auf Schaf. Eins von der ganz naiven Sorte findet er im Stall und kann es zu einer Schlittenfahrt überreden. Was er will, ist klar: Schaf fressen. Doch weil Schaf ein echtes Schaf ist, wird der Ausflug zu einer wundervollen Reise - und "Ein Schaf fürs Leben" zu liebevoller Freundschaftserklärung und tiefsinnigem Lesevergnügen: großartiges Debüt der Niederländerin Maritgen Matter, genau so ins Deutsche übertragen von Sylke Hachmeister, mit aufwändigen Farbbildern in Collagetechnik von Anke Faust. Rezension: In bitterkalter Nacht stapft Wolf durch den Schnee. Er hat einen Bärenhunger. Zum Beispiel Hunger auf Schaf. Im Stall findet er ein Exemplar, wie es schafsmäßiger gar nicht mehr geht. Her mit dem Leckerbissen! Doch Wolf hat Stil, zieht die Mütze, fragt formvollendet nach Speisung. Hä?, macht Schaf. Hunger!, knurrt Wolf. Das ist der Beginn einer Freundschaft, die so groß wird, wie sie unmöglich scheint, auch wenn die beiden das noch nicht wissen. Denn klar, dass Schaf für Wolf seine Vorräte plündert - nur leider ist nix nach dessen Geschmack dabei. Und klar, dass Schaf Wolfs Einladung zu einer Schlittenfahrt folgt - ahnungslos, ohne jeden Arg, darum ohne Angst. Erfahrungen, sagt Wolf, darauf kommt es an. Das will er Schaf zeigen. Schaf hält Erfahrungen für einen Ort, eine Art Schlaraffen-Land-der-Träume, in dem alles aus Gold ist, der Park aus Klee, und in den Brunnen Limonade sprudelt. Dumm wie ein Schaf eben? Falsch gedacht. Schaf versteht einfach immer nur die Hälfte. Die bessere. Erst dadurch wird das Unmögliche möglich. Und so erleben Wolf und Schaf eine traumschöne Winterreise, horrido, Hügel rauf, Hügel runter, die Sterne über sich, den unberührten Schnee vor sich und ganz nah beieinander auf diesem Schlitten. Weil Schaf in Wolf den Dichter erkennt, wird er genau dazu: ein echter Poet. Dass manche Reime fatal wahr sind, hört Schaf nicht. Dass es an Wolfs Seite in ständiger Lebensgefahr schwebt, sieht Schaf nicht. Weil Schaf ist, wie es ist, macht es Wolf einen Strich durch die Rechnung - wer könnte bei so viel Unschuld und Vertrauen schon Böses im Schilde führen - und damit Wolf zu dem, der er auch sein kann: Schafs Beschützer. Der Freund, den es sich immer gewünscht hat. Und als Wolf beinahe ertrinkt und nur einer ihm helfen kann, wächst Schaf genauso über sich hinaus, wird zum tapferen Helden, der Wolf aus dem Eisloch zieht, ihn auf den Schlitten hievt und durch unheimliche Finsternis zu einem Haus schleppt - Wolfs Haus, doch das, klar, entgeht Schaf zunächst. Da reibt Schaf Wolf mit seinem Schal trocken, packt ihn ins Bett, legt sich dazu. Und wärmt ihn ins Leben zurück. Schaf stillt Wolfs Hunger - aber einen anderen, als der gedacht hat. Am Ende sieht er klar. Am Ende ist sein größter Freundschaftsdienst wie ein Liebesbeweis. Wolf schickt Schaf weg. Auch er wird zum Lebensretter: Was hast du denn?, fragt Schaf. Ist es ansteckend? Es ist tödlich, antwortet Wolf. Das versteht Schaf. Und kann darum zum Abschied den Satz der Sätze sagen: "Ich habe ihn nach Hause gebracht und er weiß es noch gar nicht." Schöner und überzeugender, schlichter und anrührender lässt Freundschaft sich kaum auf den Punkt bringen. Im Debüt der Niederländerin Maritgen Matter, in dem kein Wort zu viel ist und keins zu wenig, das keine Erklärung braucht, weil es ziemlich unerschöpflich Wesentliches selbst sagt. Mit allen überraschenden Wendungen, allem (hintergründigen) Witz und aller (Wolf-und-Schaf-)Poesie ins Deutsche übertragen von Sylke Hachmeister und in Collagetechnik mit vielen Farben aufgegriffen, bebildert und weitererzählt von Anke Faust. Wenn Tiefsinn auf leichten Pfoten daherkommt, urkomisch und übermütig, und Lebensweisheit nie explizit ausgesprochen werden muss oder demonstrativ gezeigt, aber zwischen den Zeilen zu erkunden ist. Immer nach dem Motto: auf, nach Erfahrungen. Denn Erfahrungen haben Wolf und Schaf gesucht. Und gefunden. Über Freundschaft und ihre Grenzen, nicht ihr Scheitern. Darüber, dass erst vermeintlich naive Blindheit, die nur dem Guten Augen macht, genau das auch freisetzt, bis aus eigentlich Todfeinden Freunde fürs Leben werden. Darüber, dass man manchmal wegschicken muss - oder verlassen - was man am meisten liebt. Darüber, wie ungeahnt weich ein Schafsohr ist. Und wie es ist, es festzuhalten und damit einzuschlafen. Nichts davon kann je wieder verloren gehen. Als Schaf von seinem Freund fort und zu sich zurückgeht, beginnt ein neuer Tag. Mit freundlicher Sonne und viel Licht. Und der Schnee ist ein Meer aus glitzernden Diamanten. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Anita Ruckerbauer; Ein gleichermaßen humorvolles wie hintergründiges Buch über eine Freundschaft, die nicht von Dauer sein kann. (ab 5) (JD) Wolf hat nichts mehr zu essen zu Hause. Also muss er sich in der kalten Winternacht aufmachen und ein nettes Restaurant suchen. Und er wird auch bald fündig - ein gemütlicher Schafstall, bewohnt von einem kleinen Schaf. "Wolf lehnte sich locker an den Türrahmen. 'Verzeihen Sie, dass ich Sie in Ihrer Nachtruhe störe, aber die Sache ist die, dass es mich, der ich ein Wolf bin, ziemlich dringend nach einem Häppchen verlangt.' 'Was?', fragte Schaf. 'Hunger', antwortete Wolf". - Dem redegewandten Wolf gelingt es bald, das arglose Schaf aus seinem Stall in den Wald zu locken. Bei der gemeinsamen Schlittenfahrt kommt man sich allerdings etwas näher und Wolf zögert den entscheidenden Augenblick immer wieder hinaus, bis er in den gefrorenen See einbricht. Schaf rettet ihn und bringt den steif gefrorenen neuen Freund zu einem einsamen Haus im Wald - zufällig Wolfs Behausung. Eine klassische Wolf-Schaf-Geschichte mit dem kindgerechten Happyend der immerwährenden Freundschaft und einem Wolf, der zum Vegetarier wird, möchte man meinen. Nicht ganz. Natürlich versorgt das vertrauensselige Schaf den vermeintlichen Freund rührend, sie verbringen sogar eine Nacht eng aneinander gekuschelt in einem Bett. Doch Wolf weiß ganz genau, dass in Kürze sein Hunger und damit auch sein Überlebensinstinkt übermächtig sein werden. Und genau dieses liebenswerte Schaf möchte er auf gar keinen Fall fressen. Also nimmt er ihm das Versprechen ab, sich gleich am Morgen wieder auf den Heimweg zu machen. Schaf gehorcht - und wird nie erfahren, in welcher Gefahr es die ganze Zeit geschwebt hat. Gerade dieser vom Klischee abweichende Schluss hat etwas sehr Berührendes an sich. Die meist doppelsinnige Konversation zwischen Wolf und Schaf sorgt für eine eigene Mischung aus Komik und Grusel. - Die Illustrationen von Anke Faust unterstützen kongenial diese außergewöhnliche Geschichte. Die gelungene Mischung aus comichaften Strichzeichnungen und Fotocollagen zeugen von viel Liebe zum - teils hintergründigen - Detail. Wenn sich Schaf in den gierig aufgerissenen Augen von Wolf spiegelt, würde man eigentlich keinen Cent mehr für sein Leben geben. Ein wunderbares Buch über Freundschaft und ihre Grenzen, ohne Kitsch und mit viel Humor. Ein Buch, das in keiner Bibliothek fehlen sollte. ---- Quelle: Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. (http://www.jugendliteratur.org); Preisträger 2004 - Preis der Kritikerjury Jurybegründung Ein hungriger Wolf überredet ein naives Provinzschaf zu einem Ausflug, um es fernab von Zeugen zu verspeisen - er will die Sache "mit Stil angehen". Wolf lädt daher Schaf zu einer nächtlichen Schlittenfahrt ein. Das Winter-Road-Movie entwickelt sich zu einer aufregenden und komplexen Beziehungsgeschichte, denn Wolf findet Schaf fast gegen seinen Willen "famos". Hätte er nur nicht so einen unsäglichen Hunger: Wer weiß, was geschehen wäre, wenn Wolf nicht im Eis eingebrochen wäre? Schaf kann Wolf retten, aber Wolf und Schaf - wie soll das gehen? Maritgen Matter spielt in ihrem Debütwerk mit den Erwartungen an ihr Sujet, überrascht mit verblüffenden Wendungen und lässt die Protagonisten aus ihren angestammten Rollen fallen. Sie erzählt anrührend, schlicht und zugleich literarisch komplex und dennoch mit Leichtigkeit, mit spitzfindig-scharfzüngigen Dialogen, bei denen Gesagtes und Gemeintes auseinanderdriften. Sylke Hachmeister hat den Text mit viel Sinn für Wortwitz und ironische Nuancen übersetzt. Anke Faust schafft mit ihren Klebe-Unikaten eindrucksvolle Bilder, die die Doppelbödigkeit der Dialoge auf ganz eigene Weise visualisieren. Das subtile Zusammenspiel von Erzählung und Illustration macht dieses Kinderbuch zu einem echten Kunstwerk. Ab 5 *Deutscher Jugendliteraturpreis* ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/); Wenn der Wolf in einer Geschichte auftaucht, kann das nichts Gutes heißen: So haben es uns die Märchen gelehrt. Das potentielle Opfer ist hier ein Schaf - in galanten Strick gewandet und mit kindlich-naiver Freude auf das Unbekannte ausgestattet. Den Wolf nimmt das leutselige Tier herzlich in Empfang und folgt ihm ohne Scheu zu einer winterlichen Schlittenfahrt nach Erfahrungen. Collagen mit starkem fotografischen Anteil setzen zwei Figuren in Szene, die reichlich konträre Erwartungen in den gemeinsamen Ausflug setzen und wie Freunde wirken. Oder können sogar wirklich Freunde aus den beiden werden? Genau im liebevoll-ehrlichen Umgang mit diesem Motiv liegt die Besonderheit dieser anrührenden Geschichte: Im Wissen um seine kulinarischen Vorlieben trifft der Wolf eine schmerzhafte Entscheidung ...


Rezension


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Matter, Maritgen Faust, Anke

Matter, Maritgen:
¬Ein¬ Schaf fürs Leben / Maritgen Matter. Bilder von Anke Faust. - Hamburg : Oetinger, 2003. - 60 S. : zahlr. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-7891-4239-0

Zugangsnummer: 5230
Jugend 6-10 - Signatur: JE.1 Matt - Buch