Prinzessinnen leben bekanntlich auf hohen Türmen wie Rapunzel, dort schlafen sie oft jahrelang wie Dornröschen, und wenn sie aufwachen, sind sie nicht nur hungrig, sondern haben auch furchtbar lange Haare. Prinzessinnen des neueren Schlages sind darüber hinaus auch eigensinnig und starrköpfig und lassen sich nicht so leicht in gängige Konventionen pressen. Jean-Luc Engleberts Prinzessin ist genau so eine. Hungrig macht sie sich auf ins nächste Dorf, schließlich möchte sie ein Schokocroissant, und weil sie erst kreuz und quer nach der Bäckerei suchen muss, verfängt sich ihr meterlanges Haar in den Gassen. Knapp vor ihrem Ziel gibt es kein Weiterkommen. Zum Glück steht sie unmittelbar vor einem Friseur, lässt sich die Haare kurz schneiden und kann endlich weiter, um das ersehnte Croissant zu erlangen. Auch diese Prinzessin reiht sich ein in die emanzipierten Prinzessinnen, die seit den 90er Jahren durch die Bilderbücher schreiten. Die Frisur ist unwichtig, Schönheit interessiert sie nicht und der Prinz wird weggeschickt, auf ihn hat sie nicht gewartet. Was genau ihre Bestimmung ist, scheint noch nicht klar, da legt sie sich rasch wieder ins Bett und schläft noch ein paar Jahre. Sicher ist nur, dass sie wiederkommen mag. Warum, wird wohl die Zeit beantworten. Jean-Luc Engleberts zumeist pluriszenische Illustrationen, die mitunter bekannte Bilder der Kunstgeschichte zitieren, zeichnen den Weg der selbstbewussten Prinzessin, indem ihr langes Haar als der schwarze Faden der Geschichte inszeniert wird. Die Freude, erzählerische Konventionen zu brechen, bildet den Grundton der Geschichte und findet sich auch in manchen der Illustrationen wieder. Dazwischen ist nicht so ganz klar, wohin das Bilderbuch mit seiner Prinzessin will, aber vielleicht bringt der nächste Band mehr Klarheit.

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Rezension

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Personen: Englebert, Jean-Luc Potyka, Alexander