Engström, Mikael
Brando
Buch

Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Franz Lettner; Rezension: Aus der Perspektive der Voyager, jener Raumsonde, die in den 1970er Jahren von Cap Canaveral aus ins Weltall gestartet und mittlerweile unendlich weit weg ist, ist die Welt unvorstellbar klein. So klein, dass es unerheblich ist, wie groß sie in Wirklichkeit ist oder ob es sich bei ihr nicht nur um einen Krapfen handelt. Oder ob die Welt einzig ein kleines Viertel einer kleinen Stadt ist: ein paar Straßen samt Wohnblocks, ein Park, eine Würstelbude samt Bushaltestelle, eine verlassene Fabrik, ein Schrott- und ein Bolzplatz. Diese Welt ist wie das Rätsel, das auf den Würstlstand gekritzelt ist: Die Frage: Wieviele Pflaumen gehen in den Korb? Die Antwort: Der Bus ist langsam. In dieser Welt leben Brando und seine Freunde. Brando ist zwölf. Nach seiner Geburt hat ihm seine seine Mutter den Namen Marlon gegeben. Und später ist sie dann gestorben, aber es lässt sich noch gut reden mit ihr - durchs Fenster in die dunkle Nacht hinein. Und der Vater ist Filmvorführer. Aber er kann gar nichts daran ändern, dass Zorro immer gegen die spanischen Schurken gewinnt, da kann er den Film noch so oft vorführen, sogar zurücklaufen lassen, die Schurken werden nicht klüger. Larsa ist Brandos bester Freund. Mit seinem trinkenden Vater und seiner kaputten Mutter hat er nichts zu tun hat, er wohnt bloß dort. Und dann ist da noch Ola, der Junge, der sich oft unter dem Kiosk verkriecht und nach Katzenpisse stinkt. Er ist der Schatzsucher, der zaubern kann. Die drei Freunde wissen, dass man immer auf alles gefasst sein muss, vor allem auf die Totter, die Jungs von der nächsten Straße, die älter sind und stärker und auf Rache aus. Weil Brando das Tor geschossen hat, mit dem diese Geschichte eines Sommers anfängt - sieht man von dem kleinen Prolog ab, der explizit über Erinnerung spricht und über die Aneignung der Welt, also über jene Themen, denen das gesamte Buch gewidmet ist. Dem Schweden Mikael Engström ist es mit "Brando" gelungen, einen kinderliterarisch alltäglichen und oft erzählten Stoff zu einem herausragenden Roman zu formen. Einen an un- oder außergewöhnlichen Ereignissen armen Plot verarbeitet er zu einem sowohl an äußerer wie innerer Spannung reichen Text, er schafft einen in sich geschlossenen Kosmos, in dem alle Figuren zu ihrem Recht kommen. Er zieht einen in diese Welt hinein: Man kann den Duft der Orangen und den Gestank der Katzenpisse riechen, man spürt die zahlreichen Schläge, ärgert sich, dass der Krieg nicht zu verkaufen ist, oder freut sich, dass man eine Schlacht - durch Glück, Geschick oder Zauberei - gewonnen hat. Man wartet darauf, dass sich die schöne Lora endlich einmal bei offenem Vorhang auszieht. Man schaut mit Brando in den nächtlichen Sternenhimmel und sinniert über permagefrorene Mammuts, Edison und den elektrischen Stuhl, über den Aufenthaltsort von Gestorbenen, kurz: über den Sinn des Lebens. Und irgendwann wird einem dann klar, dass die Antwort richtig ist, aber die Frage neu gestellt werden muss. Außergewöhnlich. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Angela Zemanek-Hackl; Ferien, Sommer, Halbstarke - Lust und Leid des Helden Brando. (ab 12) (JE) Brando, eigentlich Marlon, verwandelt den Elfmeter, den er nicht schießen dürfte, wollte er sich keine Probleme mit dem wilden Perra einhandeln. Doch der Ehrgeiz ist größer, der Ball trifft - und die Troubles beginnen. Zwischen dem Schrottplatz mit einem gefährlichen dreibeinigen Rottweiler und einem lockenden Flugzeugwrack, dem Kino, in dem Brandos Vater Filme vorführt, und der Würstelbude, die dem "Blitzmerker" gehört, spielt sich im Wesentlichen der Lauf der sommerlichen Welt für Brando und seine Freunde und die Fehde mit Perras Bande ab. Sagenhafte, liebevoll gezeichnete Personen bevölkern diesen Mikrokosmos: Suffel, der von rabiaten Tagesmüttern öfter mal verprügelt wird, Ola, der schon Jahre lang Eisstäbchen sammelt, Lora, der die Jungs auf den Busen schauen wollen, der Blitzmerker, der zum Rechnen seine dicke Frau braucht, und noch viele andere. Wie sich die äußerst unterhaltsame und dennoch nicht minder tiefgehende Geschichte entwickelt und trotz vieler problematischer Vorfälle ein gutes Ende findet, sei hier nicht verraten. - So viel Schönes und Spannendes, Trauriges und Turbulentes, zum Kichern Lustiges kann man in wenigen Sätzen gar nicht wiedergeben. Unbedingt empfehlenswert! ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/) Das Universum, in dem Brando sein unspektakuläres Buben-Dasein fristet, ist ein durch und durch heruntergekommenes. Der Schrottplatz, an dem die Buben unerlaubterweise spielen, das Geheimversteck unter dem Kiosk und der katzenkotverdreckte Spielplatz sind die skurrilen Schauplätze, an denen sich eine tragikomische Geschichte entfaltet. Durch ein aus Versehen geschossenes Fußballtor löst Brando einen Bandenkrieg aus, der zu einer Vielzahl an Verwicklungen führt. Wie es ihm nach einigen missglückten Versuchen durch eine unglaubliche Wendung des Schicksals doch noch gelingt, den Bandenkrieg zu beenden, erzählt Engström spannend und unterhaltsam, indem er sich sprachlich stets an den verqueren und komplizierten Gedanken seiner Protagonisten orientiert.


Rezension


Dieses Medium ist verfügbar.

Personen: Engström, Mikael

Engström, Mikael:
Brando / Mikael Engström. - München : Hanser, 2003. - 253 S. - A.d.Schwed.
ISBN 978-3-446-20303-7

Zugangsnummer: 772
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Eng - Buch