Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Ilse Hübner; Vom Reinwaschen der Schuld. (DR) Billi, das Mädchen aus reichem Haus, eine Vorbelastete, eine Sundermann, deren Namen in den Konzentrationslagern des dritten Reiches auf der Tafel der Täter steht, will die Schuld des Großvaters auslöschen, den Namen auf der Tafel reinwaschen. Sie ist Ethnologin und arbeitet bei einer Organisation, die Einwanderer und Flüchtlinge unterstützt. So lernt sie auch Dejan kennen, den Zigeuner, ein Roma mit Bildung, aus dem ehemaligen Jugoslawien stammend, der keine Arbeit bekommt, weil seine Ausbildung in Deutschland nicht anerkannt wird. Ein Fall für Sybille, endlich kann sie helfen, gutmachen, sich einsetzen. Sie nimmt Dejan auf Tagungen mit, wenn es um ethnische Minderheiten geht. Sie führt ihn vor. Dejan hat ja auch nichts anderes zu tun. Sie verliebt sich in ihn. Die beiden bekommen ein Mädchen. Sie heiraten. Alles scheint gut zu sein. Dejan aber entfernt sich immer mehr von dem vermeintlichen Familienglück, geht mit Freunden - Flüchtlinge wie er - aus, verfängt sich in dubiosen Geschäften, fängt zu trinken an. Er fühlt sich durch Billis Gutmachervirus ausgenutzt. Er beginnt sie zu schlagen und dann passiert das Schreckliche, Unfassbare, nicht Nachvollziehbare. Richard Wagner umgibt die Geschichte mit einer Rahmenhandlung: Der Drehbuchautor Carlo, der Sybille Sundermann persönlich kannte, soll acht Jahre nach ihrem Tod den Fall filmreif beschreiben. Elke Heidenreich meint, diesen Autor solle man unbedingt entdecken. Erforschen wäre wohl richtiger. Die Wort- und Satzfetzen, hingeworfen wie Unnötiges, nicht Brauchbares, verwirren und erstaunen gleichermaßen. Man liest noch einmal, um zu verstehen, erkennt den Sinn aber nur im Ganzen. Der Autor schickt einen auf die Suche, wie die Protagonisten selbst immer auf der Suche sind. Alles klingt etwas abgehoben, auf der Jagd nach der Wahrheit, der einen wirklichen Wahrheit des Einzelnen. Man sucht mit, vergleicht und wägt ab. Begriffe werden verschoben, entfremdet, neu positioniert. Wer trägt Schuld und welche? Ein Buch, das mehr Fragen aufwirft, als es Antworten gibt. Allemal lesenswert.
Rezension
Personen: Wagner, Richard
Wagner, Richard:
¬Das¬ reiche Mädchen : Roman / Richard Wagner. - Berlin : Aufbau-Verl., 2007. - 255 S.
ISBN 978-3-351-03226-5
Romane, Krimis, Erzählungen und Novellen - Signatur: DR Wag - Buch