Poznanski, Ursula
Die Vernichteten
Buch

Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/); Autor: Christina Rademacher; Annotation: In Die Vernichteten, dem letzten Teil von Ursula Poznanskis Sphären-Trilogie, deckt Ria das Geheimnis ihrer Herkunft und die große Verschwörung der Langen Nacht auf, der die Menschheit zum Opfer gefallen ist. Rezension: Wenn die Welt so aus den Fugen geraten ist wie in Ursula Poznanskis Dystopie rund um die junge Ria, braucht es mehr als einen Band und eine kommunikativ hochbegabte Heldin, um wieder Licht in das Dunkel zu bringen, das nach der Langen Nacht zumindest in den Köpfen der Menschen noch immer herrscht. Was damals passiert ist, warum die dichten Wolken nur zögerlich auflockern und sich manche Menschen in den Glaskuppeln der Sphären vor der Kälte schützen können, aber auch mit Datenarmbändern an den Handgelenken auf Schritt und Tritt überwacht werden, während andere in der Unwirtlichkeit einer zerstörten Außenwelt ums Überleben kämpfen, löst die Autorin nach Die Verratenen und Die Verschworenen im letzten Teil der Trilogie Die Vernichteten auf. Aus den Puzzleteilen, die Ria nach der Vertreibung mit fünf Kommilitonen aus einer Sphäre auf ihrer Flucht durch die Außenwelt findet, setzt sie nicht nur das Bild ihrer Herkunft, sondern auch das der großen Verschwörung zusammen, deren Opfer die scheinbar privilegierten SphärenbewohnerInnen ebenso geworden sind wie die scheinbar primitiven Clans außerhalb der Glaskuppeln. Die starke Heldin, die nicht nur zu ihrer eigenen Menschlichkeit findet, sondern sie als ausgebildete Kommunikatorin auch den anderen BewohnerInnen wieder vermittelt, verleiht der Trilogie Konsistenz, die durch die vielen lebendig geschilderten Figuren an ihrer Seite noch vertieft wird. Die erzählerisch geschickte Komposition aus Ereignissen und Erkenntnissen erzeugt Spannung, die nur in der Mitte des abschließenden Bands etwas nachlässt, als Ria und ihre Begleiter eine Sphäre belagern. Dort halten sich zwei von Rias Freunden auf, ohne zu wissen, dass sie ein Virus im Körper tragen, das nicht nur ihnen selbst, sondern auch den meisten anderen SphärenbewohnerInnen bald den Tod bringen wird. Unter medizinischem Aspekt darf man die Trilogie nicht allzu fest abklopfen. Zwar ist etwa von Herpesviren bekannt, dass Erreger im Körper schlummern und durch bestimmte Reize wie UV-Licht oder Infektionskrankheiten geweckt werden können. Dass zur Aktivierung aber allein das Erreichen eines bestimmten Lebensalters des Infizierten ausreicht, zumal eines, in dem wie mit 18 Jahren hormonelle Veränderungen wieder zur Ruhe kommen, überzeugt nicht recht als Erklärung. Noch weniger plausibel ist, dass das Serum, das den Ausbruch der Krankheit verhindert, nur an den Dornen eines Gestrüpps aufgetragen werden muss und dort trotz Wind und Wetter weiterhin seine Wirkung tut, wenn man sich die Haut an einer der Dornen ritzt. Dennoch ist Ursula Poznanski nicht zuletzt dank der Dreiecksgeschichte zwischen Ria, ihrem alten Freund Aureljo und ihrer neuen Liebe Sandor das facettenreiche und bewegende Porträt einer Zukunft gelungen, in der sie die Emanzipation ihrer Heldin glaubwürdig mit der der ganzen Menschheit verknüpft: Über beiden reißen am Ende die Wolken auf, und Hoffnung ist nicht mehr länger nur der Name einer Sphäre. FOLDER ÖKJB-Preis 2015: Im großen Finale zeigt sich die gekonnte Dramaturgie dieser Trilogie noch einmal neu: In einem zukünftigen Europa sind die Überlebenden einer Klimakatastrophe geteilt in Zivilisierte, geschützt von futuristischen Sphären, und Primitive, ausgeliefert dem ewigen Eis. Die Jugendliche Ria wird zur Schlüsselfigur zwischen beiden Gruppen und deckt sukzessive eine weltenumspannende Verschwörung auf Das Genre der Dystopie wird hier gelungen fortgeschrieben mit politischer Brisanz, auch für unsere Gegenwart. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Rebecca Englert; Finaler Band der Trilogie um Ria und ihre Freunde, die nun alles geben müssen, da das Schicksal der gesamten Menschheit auf dem Spiel steht. (ab 14) (JE) Nachdem Ria das grausame Geheimnis um Jordans Vermächtnis lüften konnte und erfährt, warum man sie ermorden wollte, wird neuerlich Verrat an ihr und ihren Freunden begangen, abermals von einem Menschen, dem sie alle vertraut hatten. Wieder ist Ria auf der Flucht, begleitet von Freunden, die wie sie alles tun wollen, um eine sich anbahnende Katastrophe abzuwenden, die einerseits von der Regierung, andererseits aus den eigenen Reihen droht. Die Rätsel haben kein Ende, Ria sieht sich mit jenen konfrontiert, die sie und ihresgleichen einst töten wollten, und ihr bleiben weitere schmerzliche Erfahrungen wie die der Trennung, des Verlusts und der Trauer nicht erspart. Doch die Ich-Erzählerin hält sich aufrecht, sie hat Sandor an ihrer Seite und sie hat eine Familie... Mit dem vorliegenden abschließenden Band um die ehemals "Verratenen" ist es der österreichischen Schriftstellerin abermals gelungen, die Spannung zu halten und sogar weiter auszubauen, sodass dieser den Vorgängerbänden um nichts nachsteht. Geeignet ab 14 Jahren und breit empfohlen. ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/); Autor: Heidi Lexe; Willkommen im neuen Jahr! Für kurze Zeit um den Jahreswechsel hat der Winter Ernst gemacht und uns wenige wunderschön eisige Tage und in manchen Gebieten reichlich Schnee beschert. Die idealen meteorologischen Rahmenbedingungen also, um sich auf eine dystopische Welt im ewigen Eis einzulassen: Zum Beispiel auf eine Welt nach einer Klimakatastrophe (als Ausbruch benannt), in der eine kleine Gruppe der ehemaligen mitteleuropäischen Bevölkerung das ultimative Pendant zur Erderwärmung in so genannte Sphären überlebt hat futuristische, kuppelartige Gebilde, die in ihrer Ausstattung ein wenig an George Orwell gemahnen und denen auch ein ähnliches Überwachungssystem etabliert wird. Man trägt so genannte Salvatoren am Handgelenk, die sowohl Angaben zur Nahrungszufuhr machen, als auch der Kommunikation dienen (respektive der Überwachung, wie sich nach und nach herausstellt). Ria lebt in einer dieser Sphären (Neu-Berlin) als Eliteschülerin der Borwin-Akademie, benannt nach dem Gründer der Sphären. Einst soll sie zur Elite des Sphärenbundes gehören und wird dafür wie andere Elite-Schüler_innen auch in einem Spezialgebiet geschult. In Rias Fall ist es die Kommunikation, die sowohl Vielsprachigkeit als auch die Fähigkeit umfasst, Sprache im Sinne von Körpersprache zu begreifen und zu beeinflussen. (In jener Welt, die durch den Ausbruch zerstört wurde, wäre Dr. Carl Lightman durchaus bereit gewesen, Ria in sein Lie to me-Team aufzunehmen.) Ein im Rahmen der Lebensbedingungen und Ria kennt keine anderen unbeschwertes Leben also, das sich dramatisch ändert, als plötzlich von einem Verrat gesprochen wird. Respektive geflüstert hinter den Planen einer Baustelle in der Nähe der Bibliothek, in die Ria soeben (natürlich auf den letzten Drücker) ein Buch zurück gebracht hat. Diesen Verrat macht Ursula Poznanski zum Ausgangsmotiv einer Future-Fiction-Trilogie, die mit dem im Herbst 2014 erschienenen Band Die Vernichteten abgeschlossen ist. Und bereits die Steigerung vom titelgebenden Verrat des ersten zur Verschwörung des zweiten und Vernichtung des dritten Bandes zeigt die spannungsgeladene Erweiterung dieses Grundmotivs. Mit jedem Band wird der Fokus vergrößert, wird mit dem Handlungsraum und den Figurenkonstellationen auch der Blick auf und das Wissen um das einstige Grundmotiv erweitert. Mit jedem neuen Band wird eine neue Erkenntnis hinzugefügt und war man am Ende des zweiten Bandes der Meinung, die Verschwörung bereits durchschaut zu haben, so werden im dritten Band die Karten nochmals neu gemischt und ein elitärer Männer-Zirkel etabliert, mit dem Dan Brown seine wahre Freude hätte. Der Ich-Erzählerin Ria folgend glaubt man vorerst, bei dem Verrat, dessen Ria und 5 andere Elite-Schüler_innen bezichtigt werden, handelt es sich um einen Irrtum (oder eine Verschwörung). In Band zwei jedoch muss man bemerken, dass Ria sehr wohl und zwar unwissend Teil selbst Teil einer solchen Verschwörung ist, die im Zwei-Welten-System der dystopischen Welt gründet: Nicht nur in den Sphären, sondern auch außerhalb haben Menschen (in unterirdischen Verstecken) die Klimakatastrophe überlebt und versuchen nun, die Erde unter radikalen Umweltbedingungen wieder bewohnbar zu machen. Durch entsprechende literarische Zeichensetzung erinnern sie an indigene Völker und werden von den hochtechnisierten Sphären-Bewohner_innen dem als Primitive (Prims genannt) bezeichnet. Ria wächst im Glauben auf, dass es zu einer Versöhnung und Re-Integration der Prims kommen soll (an der sie auf Grund ihrer Elite-Fähigkeiten mitwirken soll); auch wenn die Prims ein angeblich oft grausames Leben führen und ihre Kinder aussetzen, die dann von den Sphären-Bewohner_innen gerne gerettet werden. Der Perspektivenwechsel, der einsetzt, als Ria gemeinsam mit den anderen Verrätern flüchtet und auf Prims stößt, ist genreimmanent: Sie wird von einem Clan aufgegriffen, der nahe der Sphäre Vienna II siedelt (und in Ruinen zu überleben sucht, die an das uns bekannte Wien gemahnen). Antipathien, Vorurteile und Sympathien werden dabei auf die Clan-Mitglieder ebenso wie auf die geflüchteten Elite-Schüler_innen verteilt. Und obwohl mit dem ebenfalls geflohenen Aurelio liiert, verliebt Ria sich wenig überraschend in den wilden, gut aussehenden Sandor, der wenig später selbst zum Clan-Führer wird und feststellen muss, das die Geheimnisse des Clans weit grausamer erscheinen, als Sphärenbewohner_innen sie je utopiert haben. Hier weicht Ursula Poznanski von etablierten Erzählmustern ab und lässt das Motiv der Verschwörung mehrmals unter neuen Voraussetzungen wirksam werden. Durch ihre Arbeit für den Bewahrer des Clans Quirin vermag Ria die Bruchstücke einer überraschenden Wahrheit nach und nach zusammenzusetzen. Wesentlicher Bestandteil des Puzzles ist Jordans Chronik, die bereits in den Sphären (im Flüsterton hinter der Bibliothek) als maßgeblich für Verrat und Verschwörung angesehen wurde. Durch ihre Arbeit für Quirin stößt Ria auf überlieferte Papierfetzen dieser Chronik und kann sie nach und nach in all das einordnen, was sie beobachtet, erfragt oder recherchiert. Zunehmend verschwimmen Täter und Opfer und von Band zu Band werden die jeweiligen Rollen neu verteilt auch jene, die Ria selbst einnimmt. Dazu gehört auch die Wahrheit um ihre eigene Biografie und Zugehörigkeit, die sich nach und nach ganz anders darstellt als geglaubt. Ist es Ria, die Verstoßene der Sphären, die letztlich das Überleben dieser Sphären sichern kann? Und gleichzeitig eine Vernichtung der Prims durch die Sphären verhindern kann? Ist der Notwendigkeit, eine neue Welt nach dem Ausbruch aufzubauen, vielleicht sogar eine viel größere Verschwörung, ein viel umfassenderer Vernichtungsschlag vorausgegangen? Ursula Poznanski schreibt sich mit einer zügig erzählten und spannend zu lesenden Trilogie nicht nur in das In-Genre der Dystopie ein, sondern schärft deren politische Fragen mit Hilfe eines Erzählkonzeptes, das Einzelbilder gleichermaßen bestätigt und befragt und immer neu als Teile eines Gesamtbildes ausweisen. Also rein in die winterwarme STUBE und lesen, lesen, lesen. Oder raus in den Schnee, sich bewegen und dabei das Hörbuch hören, in dem Julia Nachtmann mit angenehm abgedunkelter Stimme der Ich-Erzählerin Ria folgt. Kröte des Monats


Rezension


Dieses Medium ist verfügbar.

Personen: Poznanski, Ursula

Poznanski, Ursula:
¬Die¬ Vernichteten / Ursula Poznanski. - 2.Auflage. - Bindlach : Loewe, 2014. - 527 S.
ISBN 978-3-7855-7548-2 EUR 17.55

Zugangsnummer: 1822
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Poz - Buch