Boie, Kirsten
Monis Jahr
Buch

Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/); Autor: Silke Rabus; Annotation: Famoser Kindheitsroman rund um die 10-jährige Moni im Hamburg der 50er Jahre. Rezension: Hamburg, 1955. Zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrt in Deutschland allmählich wieder so etwas wie Normalität ein. Die Bombenlücken in den Häuserzeilen schließen sich, die letzten Kriegsgefangenen kommen aus Russland zurück, es gibt die ersten Fernseher und dann und wann sogar echten Bohnenkaffee. In diese Zeit des beginnenden Aufschwungs siedelt Kirsten Boie ihren großen Kindheitsroman (Verlagstext) an; einen ihrer gelungensten Texte, wie ich meine, und ähnlich wie Dagmar Chidolues "Zuckerbrot und Maggisuppe" (Dressler 2002) natürlich auch für Erwachsene von großem Interesse. Hauptfigur und erzählerischer Mittelpunkt ist die 10-jährige Moni, die mit Mutter und Oma in recht bescheidenen Verhältnissen lebt; der Vater ist, wie so oft in diesen Zeiten, vermisst. Aus der Sicht des Mädchens wird dann von ganz alltäglichen Erlebnissen erzählt, die zugleich immer auch exemplarisch für mögliche reale Schicksale stehen: Zum Beispiel begegnen wir Monis Polacken-Freund Harald, dessen Familie in Australien noch einmal ganz von vorne beginnen will; oder der vornehmen Arzttochter Heike, die Moni auf der Oberschule kennen lernt und von der sie in die bessere Gesellschaft eingeführt wird; und natürlich lesen wir von Monis Mutter, die nach 10 Jahren deprimierenden Wartens endlich wieder einen neuen Freund haben möchte. Mit zeitgeschichtlicher Präzision zeichnet Kirsten Boie ein facettenreiches und äußerst lebendiges Bild der 50er Jahre, in das Alltagskultur, Mode oder Lesegewohnheiten ebenso einfließen wie tagespolitische Ereignisse. Vor diese vielschichtige Kulisse spannt die Autorin ein fein konstruiertes und mit lebensnahen Dialogen gefüttertes Netz an Beziehungsgefügen rund um das aufgeweckte Mädchen. Treffsicher formuliert, mit verhaltenem Humor und stets konsequent aus der kindlichen Perspektive von Moni berichtend, gelingt Boie so ein Meisterwerk des zeitgeschichtlichen Romans. ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/); Autor: Familie; 1955, zehn Jahre nach Kriegsende wird für Moni vieles anders: Sie kommt als erste ihrer Familie in die Oberschule und muss sich gegen besser situierte Kinder behaupten; die Mutter findet einen neuen Freund, der den Vater zu ersetzen droht, und Oma muss sich der Tatsache stellen, dass ihr geliebter Sohn vielleicht doch nicht aus dem Krieg wiederkehren wird. Eine verwirrende, gesellschaftlich und politisch vielschichtige Erwachsenenwelt wird aus den Augen der Zehnjährigen geschildert: Wenn Thomas Mann (laut Oma ein Vaterlandsverräter) Tonio Kröger im Radio zum Besten gibt oder der Alte, Adenauer, die Kriegsgefangenen nach Hause holt, wird Zeitgeschichte auf differenzierte Art lebendig und bietet den erzählerischen Hintergrund für einen vielschichtigen Roman über das Leben von drei Frauengenerationen im Nachkriegsdeutschland. Hamburg, Silvesterabend 1955. Der fremde Mann auf dem Foto am Küchenschrank ist noch immer vermisst. Oma glaubt ganz fest an die Rückkehr ihres Sohnes, Mutti aber hat keine Hoffnungen mehr, ihren Mann jemals wieder zu sehen. Die zehnjährige Protagonistin Moni hat heuer keine Vorsätze - nur Wünsche. 1955 wird für sie ein gutes Jahr; jedoch eines, das Veränderungen mit sich bringt. Sie wird als erste aus ihrer Familie die Oberschule besuchen und sich gegen besser situierte Klassenkolleginnen behaupten müssen. Und sie wird Helmut, den Mann, den ihre Mutter heiraten möchte, kennen lernen. Doch: Was darf eine Mutter, wenn der Mann vermisst ist? Kirsten Boie nutzt Monis Perspektive, um Kinderfragen an eine verwirrende, politische, unübersichtliche Erwachsenenwelt erzählerischen Raum zu geben. Wenn Thomas Mann (laut Oma ein Vaterlandsverräter) Tonio Kröger im Radio zum Besten gibt oder der Alte, Adenauer, die Kriegsgefangenen nach Hause holt, wird Zeitgeschichte auf differenzierte Art lebendig. Spezifische Ausdrücke dieser historischen Epoche werden im Anhang kurz erklärt. Einerseits sehr individuelle Lebensläufe beleuchtend, andererseits direkt von den Ereignissen des öffentlichen Lebens erzählend, entsteht die Geschichte dreier Frauengenerationen inmitten der einschneidenden gesellschaftlichen Veränderungen der Nachkriegsjahre. Wird Mutti wieder heiraten? Wird dann Helmut Monis neuer Vater? Und was wäre, würde Omas Sohn doch noch leben? Auf dem Küchenschrank steht der fremde Mann in Uniform und lächelt freundlich und ernst.


Rezension


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Personen: Boie, Kirsten

Schlagwörter: Deutschland Krieg Mädchen Geschichte 1955 Kindheit

Boie, Kirsten:
Monis Jahr / Kirsten Boie. - Hamburg : Oetinger, 2003. - 255 S.
ISBN 978-3-7891-3153-0

Zugangsnummer: 714
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Boi - Buch