Zwei Geschichten in einer. Ein Versuch Michael Köhlmeiers, den Tod seiner Tochter Paula schreibend zu bewältigen. (DR) Niemand kann Jahr für Jahr einen großen Roman schreiben. Nicht einmal Michael Köhlmeier, ist man versucht zu sagen. Nach dem großen Erfolg seines Romans "Abendland" von 2007 hat dieser ungemein produktive Autor nun eine kaum mehr als 100 Seiten umfassende Erzählung veröffentlicht. Aber wie er diese anlegt, ist virtuos, und es ist ein typisch Köhlmeier'scher Text. Vorweg: Man sollte sich natürlich hüten, das erzählende Ich und den Autor gleichzusetzen; aber in diesem Fall ist das wohl unmöglich. Der Text handelt zum einen von einem Arbeitsbesuch des Lektors Dr. Beer beim Ich-Erzähler in Vorarlberg. Es geht also zunächst um den Literaturbetrieb, um Bedingungen des Schreibens. Dr. Beer wohnt beim Autor; dessen Frau Monika ist eine wichtige Gestalt des Buches, ihre Kinder werden namentlich genannt. Und allmählich beginnt die zweite Geschichte: Der Erzähler hat vor einiger Zeit eine seiner Töchter durch einen Unfall verloren. Es geht also darum, wie er und Monika mit diesem ständig präsenten Verlust umgehen. Auf einem Spaziergang durch die winterliche Landschaft läuft Dr. Beer und dem Erzähler ein Hund entgegen; er bricht durch das Eis in einen Baggersee und droht zu ertrinken. Während Dr. Beer Hilfe holt, versucht der Erzähler, den Hund zu retten. Er bricht dabei selbst ein und gerät in Lebensgefahr; aber unter keinen Umständen will er den Tod des Hundes akzeptieren. Am Ende überleben beide. Die Reflexionen des Erzählers bei seinen Rettungsversuchen gehören wohl zu den besten Texten Köhlmeiers: Der Tod soll nicht schon wieder siegen. Am Ende ist der Verlust der Tochter nicht bewältigt, natürlich nicht. Aber der Erzähler hat der Trauer nun vielleicht auch etwas Positives entgegenzusetzen. *bn* Franz Holztrattner

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Personen: Köhlmeier, Michael S.