Könnten Buchseiten Geräusche machen, die über das feine Rascheln von Papier hinausgehen, Jenny Downhams jüngster Roman „Ich war der Lärm, ich war die Kälte“ klänge entschieden nach Möbelwürfen, scheppernden Tellern und gebrüllten Flüchen. Erzählt wird die Geschichte der fünfzehnjährigen Alexandra, genannt Lexi, die schnell aus der Haut fährt. Zu schnell, jedenfalls für den Geschmack ihrer Familie und ihrer Lehrer. Vor allem mit John, dem charismatischen, aber auch unberechenbaren Verlobten ihrer Mutter, kommt es immer wieder zu lautstarken Auseinandersetzungen. Der Mensch, der unter ihren Wutanfällen am meisten leidet, ist indessen Lexi selbst. Sie sehnt sich nach einem harmonischen Familienleben, scheitert aber kläglich bei jedem Versuch, ihre Emotionen zu zügeln. Erst allmählich begreift sie, dass ihre Wut die einzig angemessene Reaktion auf die psychische Gewalt ist, die ihr manipulativer Stiefvater in spe auf die Familie ausübt. Jenny Downhams Roman bricht eine Lanze für die wahrscheinlich unpopulärste und am seltensten besungene aller Emotionen: die Wut. Diese wird im Buch zunächst als Problem gestaltet, das es vermeintlich zu bewältigen und zu beseitigen gilt. Geschickt bedient sich Downham hier der Instanz des unzuverlässigen Erzählers, um dann aber sukzessive aufzuzeigen, dass Lexis Wut nicht nur berechtigt, sondern auch unbedingt zu unterstützen ist. Zudem wird klar, dass Wut eine Emotion ist, die stets in Begleitung auftaucht. In Lexis Fall sind es die heimliche Liebe zu ihrem Stiefbruder Kass und die tiefe Zuneigung zu ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester, eine literarisch überaus reizvolle Gefühlskombination. „Ich war der Lärm, ich war die Kälte“ ist eine spannend erzählte Coming-of-Age-Geschichte, in der es immer wieder um Selbstrespekt geht und darum, das eigene innere Monster akzeptieren – und ihm zu glauben.

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Personen: Downham, Jenny Arz, Astrid

Schlagwörter: Antolin Klasse-9