Touchell, Dianne
Foster vergessen
Buch

Malcom verliert den Faden. Ausgerechnet er, der seinem Sohn Foster mit bunten Geschichten die Welt erklärt hat. Der beruflich erfolgreiche Finanzberater und zuverlässige Ehemann und Vater erkrankt an Alzheimer und dem siebenjährigen Foster, aus dessen Sicht erzählt wird, wird nach und nach bewusst, dass nichts mehr so werden wird, wie es war. Es ist nicht der erste Schicksalsschlag, der die kleine, eng zusammengeschweißte Familie trifft. Jahre zuvor lag Fosters Mutter nach einem schweren Verkehrsunfall wochenlang im Koma, sie erholte sich zwar, ihr Gesicht ist seither aber „ungewöhnlich“. Dass sein Vater nun die „Alte-Leute-Krankheit“ hat, macht es für Foster in der Schule nicht unbedingt leichter. Wie schwer die Situation für alle Beteiligten ist und welche Auswirkungen die Krankheit auf Familie, Freunde und Nachbarschaft, aber auch auf die finanzielle Situation der Familie hat, erzählt die australische Autorin in 37 Kapiteln, deren Überschriften in Stabreimen verfasst sind. Das Thema Alzheimer ist nicht neu in der Kinder- und Jugendliteratur, ungewöhnlich ist hier, dass nicht Oma oder Opa von der Krankheit betroffen sind, sondern ein verhältnismäßig junger Mensch. Das Band zwischen Vater und Sohn bleibt eng, aber die Relationen verschieben sich. In dem Ausmaß, in dem der Vater krankheitsbedingt zum Kind wird, muss Foster gezwungenermaßen erwachsen werden. Da er vergeblich auf Antworten von den Erwachsenen wartet – sein Vater kann es nicht mehr, die anderen sind zu sehr mit sich und der Situation beschäftigt/überfordert – muss er allein nach Erklärungen und Lösungsansätzen suchen. Er lernt, „auf leise Art traurig zu sein“ und wird zum „Geschichtenerzähler“, auch weil schon sein Vater gesagt hat, „dass die Leute nicht genügend Geschichten erzählen und den Geschichten von anderen Leuten nicht aufmerksam genug zuhören“. Hauptperson in Fosters Geschichten ist der General, sein Vater, der in Gefahr gerät und immer wieder von seiner Truppe in Sicherheit gebracht werden muss. Denn ein General bleibt ein General, egal wie krank er ist, und ein General verdient Respekt. Foster nimmt den Faden, den sein Vater verloren hat, auf, indem er die Geschichten des Generals aufschreibt. Das lindert zwar nicht den Schmerz, rettet aber wenigstens vor dem Vergessen(werden). Die Diskrepanz zwischen empfohlenem Lesealter (ab 14) und dem Alter des Protagonisten (sieben Jahre) ist im Übrigen in Hinsicht auf die Komposition durchaus nachvollziehbar und der Thematik geschuldet. Eine Identifikation mit der Hauptfigur ist aber möglich. Ob jugendliche LeserInnen selbst nach dem auch in stilistischer Form anspruchsvollen Roman greifen, ist zu bezweifeln. Sicherlich eignet sich „Foster vergessen“ aber als Klassenlektüre.

Altersempfehlung: ab 12 Jahren.


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Personen: Touchell, Dianne

Schlagwörter: Eltern Senioren Alzheimer

Interessenkreis: Lehrer

Touchell, Dianne:
Foster vergessen / Dianne Touchell. Aus dem Engl. von Birgit Schmitz. - Hamburg : Königskinder, 2018. - 252 S.
ISBN 978-3-551-56042-1 fest geb. : ca. € 17,50

Zugangsnummer: 2020/0070 - Barcode: 2-0140898-8-00023859-5
Roman - Signatur: Rom 2.1 - Buch