Der Vatikan-Experte Andreas Englisch beschreibt Papst Franziskus als bodenständigen Geistlichen, der mit Leib und Seele Seelsorger ist und kein Wissenschaftler. Darüber hinaus stilisiert er ihn als Lichtgestalt, als Revolutionär innerhalb der vatikanischen Mauern und nennt ihn gleich auf den ersten Seiten einen Heiligen. Sein Porträt des neuen Papstes fällt allerdings kurz aus, nur knapp ein Viertel des Buches beschäftigt sich mit dessen Lebenslauf. Dennoch entsteht ein einigermaßen differenziertes Bild des Papstes, der sich nicht einfach in die üblichen Schubladen (konservativ oder liberal) einordnen lässt und eine sehr eigenständige Persönlichkeit zu sein scheint. Die übrigen Dreiviertel des Buches analysieren das Konklave und seine Vorgeschichte. Ausführlich kehrt Englisch die Scherben des Benedikt-Pontifikats zusammen und führt dessen Rücktritt darauf zurück, dass Benedikt XVI. jeglichen Rückhalt in der Kurie und im Kardinalskollegium verloren habe. Über das Konklave berichtet er in reißerischem Stil, als sei er dabei gewesen. Wo dabei Fakten in Fiktion übergehen, ist für den Leser nicht zu erkennen. Auch Englischs Tendenz, die eigene Brillanz durchblicken zu lassen, ist für das Buch nicht gerade von Vorteil. - Andererseits erweist er sich als genauer Beobachter mit exzellenten Kontakten, die ihm tiefe Einblicke in Kurien-Interna ermöglichen. Außerdem ist er ein hervorragender Erzähler, der vom Konklave und den Ränkespielen in der Kurie wie in einem Krimi erzählt. Wer sich nicht an der stellenweise reißerischen, mit viel Phantasie ausgeschmückten Darstellung stört, findet in diesem Buch zwar keine Biografie des neuen Papstes, aber eine interessante Analyse des Konklave und seiner Vorgeschichte.

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Personen: Englisch, Andreas

Interessenkreis: Biografie