Antunes, António Lobo
Gestern in Babylon hab ich dich nicht gesehen Roman
Buch

Ein neun-stimmiger Chor wird von einem Autor gebändigt. (DR) Antunes, 1942 in Lissabon geboren, war Militärarzt in Angola, anschließend Chefarzt einer psychiatrischen Klinik in seiner Geburtsstadt. Das sei bitte nicht als korrektes Zitat einer ebenso korrekten Rezension zu verstehen, viel mehr als Hinweis auf den geschulten Blick des Schriftstellers, der das Innen nach Außen kehrt, der Vielstimmigkeit zu ordnen vermag und Politik und Privatheit ineinander verwebt. Ein großes Lesevorhaben: Ein Chor aus neun Personen kreist um die Stimme des Erzählers. Die persönlichen Dramen des Alltags erzählen von Mord und dem Abtöten der Hoffnung, von Verrat und von Vergewaltigung. LeserInnen, die traditionelles Erzählen schätzen, werden anfangs von der Vielzahl der Erzählstimmen überrascht sein. Schließlich "hören" sie sich ein, folgen den Aussagen bis zur Erkenntnis, dass bis auf eine Ausnahme alle Stimmen aus dem Jenseits kommen müssen, sind die Sprecher doch bereits verstorben. Das Impulsive, Reflektierende der neun Ich-ErzählerInnen fordert Konzentration oder Gelassenheit und den Mut zur Lücke. Vielleicht sollte man das Buch am besten zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens lesen und in Übereinstimmung mit der Gliederung des Textes den Träumen und jenen Dämonen, die erst nach Mitternacht ihre Machtansprüche äußern, folgen. *bn* Christina Repolust


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Personen: Antunes, António Lobo Meyer-Minnemann, Maralde

Antunes, António Lobo:
Gestern in Babylon hab ich dich nicht gesehen : Roman / António Lobo Antunes. Aus dem Portug. von Maralde Meyer-Minnemann. - München : Luchterhand, 2008. - 540 S.
ISBN 978-3-630-87217-9 fest geb. : 25,70

Zugangsnummer: 2010/0481
Schöne Literatur - Signatur: Antun - Buch