Türkische Familiengeschichte im Zeitraffer. (DR) Der nachgelassene Roman "Ultramarin" des 2005 verstorbenen niederländischen Autors Henk van Woerden beschreibt fast ein ganzes Jahrhundert einer türkischen Familie. Zu Beginn steht die verbotene Liebesbeziehung zwischen den Halbgeschwistern Aysel und Joakim, die jäh unterbrochen wird, als Aysels Vater mit der inzwischen schwangeren 14-jährigen Tochter nach Deutschland auswandert und jeglichen Kontakt zur restlichen Familie abbricht. Aysel bringt eine Tochter, Özlem, zur Welt und versucht, sich - allerdings erfolglos - in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Özlem, die sich in der Wahlheimat nicht wohl fühlt und nur beim Stiefvater Verständnis und Geborgenheit findet, verlässt die Mutter früh, um sich in Amsterdam als Prostituierte über Wasser zu halten. Während eines Urlaubs in der Türkei stößt sie zufällig auf ihre familiären Wurzeln und beginnt eine Liebesbeziehung mit ihrem vermeintlichen Vater, einem mittlerweile berühmten türkischen Lautenspieler. Vor den Augen der LeserInnen breitet der Autor ein vielschichtiges, aber gelegentlich unglaubwürdiges Familiendrama aus, das bestimmt wird von Themen wie Inzest, dem Verlust von Heimat und dem Gefühl des Fremdseins in einer anderen Kultur und Sprache. Daneben wird dem Lautenspiel Joakims ein großer Stellenwert innerhalb der Handlung beigemessen und die Musik fungiert als eine Art Heilmittel für alle mögliche Arten von Verzweiflung und menschlicher Tragik. Leider werden an mitunter unpassender Stelle grob gezeichnete Sexszenen eingebaut, die die Charakterzeichnung der Figuren zugunsten eines voyeuristischen Blickes in die körperlichen Welten stellenweise zerstören und einen irritierenden Gesamteindruck von der Erzählung hinterlassen. *bn* Barbara Tumfart

Altersempfehlung: ab 16 Jahren.

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Personen: Woerden, Henk van Ecke, Andreas

Standort: Belletristik

Interessenkreis: Familie