Bauer, Michael Gerard
Die Nervensäge, meine Mutter, Sir Tiffy, der Nerd & ich
KuJ-Belletristik

Um unangenehme Gefühle, vor allem die wirklich Wunden reißenden, in Schach zu halten und ein für alle Mal abzuwehren, wird dieses Mittel gern genommen: niemanden mehr an sich ranlassen. Um das jedem unmissverständlich klar zu machen, gibt man sich mürrisch, verschlossen, reizbar und asozial. Genau für diesen Weg hat sich auch die 15-jährige Maggie Butt knapp zwei Jahre zuvor entschieden, als ihr Vater sie und ihre Mutter verließ und auf Nimmerwiedersehen verschwand. Als Maggie ein Jahr später allerdings feststellte, dass sie sich so weder erkannte noch mochte, beschloss sie, die getroffenen Maßnahmen etwas zu lockern und bis zum Ende des akutellen Schuljahres - zu Beginn des Buches bleiben noch neun Wochen - drei Ziele zu erreichen: eine Freundin zu finden, einen Partner für den Abschlussball und in ihrem Lieblingsfach Englisch endlich wieder richtig gut zu werden. Die Realisierung erweist sich als bedeutend komplizierter und - zum Glück für den Leser und die Leserin - umwegreicher, als Maggie dachte. Sie hat mit unvorhersehbaren Widrigkeiten zu kämpfen: dass die Trauer darüber, dass ihr Vater sie einfach vergessen hat, sich nicht wirklich ignorieren lässt, dass plötzlich mit Schwester Evangelista eine anspruchsvolle Lehrerin auftaucht, dass es nicht so leicht ist, Freunde zu finden à und der neue Freund ihrer Mutter die sichere Zweisamkeit bedroht. Schon in seiner großartigen äIsmaelô-Trilogie hat der australische Autor Michael Gerard Bauer bewiesen, wie hilfreich es sein kann, den litarisch dargestellten Problemen eines jungen Helden eine große Portion Humor an die Seite zu stellen, im Plot, in den Figuren und nicht zuletzt in der Sprache. Und auch seine Ich-Erzählerin Maggie ist mit schlagfertiger Selbstironie ausgestatten, mit der sich ihr Schmerz ausdrücken lässt, ohne dass er in Tränen ertrinkt. (Im Hörbuch vermittelt dies - in einer nur leicht gekürzten Version - gepaart mit einer gewissen Keckheit und Verletzlichkeit die Schauspielerin und Sprecherin Julia Nachtmann als Maggie grandios und sehr überzeugend.) Zum anderen lässt der humorvolle Blick den Fokus etwas weiter werden à ein kluger Rat, den auch Schwester Evangelista, die nicht so hart ist, wie es zunächst scheint, der unglücklichen Maggie an Herz legt. Wie die anderen Figuren, die Bauer Maggie zur Seite stellt, ihre Mutter, die Nervensäge, Sir Tiffy und den Nerd, zeigt auch die Schwester, was das Wichtigste ist: dass Menschen da sind, die einen mögen. Am Ende lösen sich viele Knoten, Bauer sei Dank nicht alle.


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Personen: Bauer, Michael Gerard Mihr, Ute

Interessenkreis: JE 9 - 12

JE Bau

Bauer, Michael Gerard:
¬Die¬ Nervensäge, meine Mutter, Sir Tiffy, der Nerd & ich / Michael Gerard Bauer. Aus dem Engl. von Ute Mihr. - München : Carl Hanser, 2018. - 276 S.
ISBN 978-3-446-25862-4 fest geb. : ca. EUR 16,50

Zugangsnummer: 0031757001 - Barcode: 01035319
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