Eine Biographie Albert Einsteins zu schreiben, stellt eine nahezu unlösbare Herausforderung dar - ginge es doch im Idealfall darum, die hoch komplexe, mathematisch geprägte Gedankenwelt des großen Physikers ebenso gemeinverständlich darzustellen wie sein politisches Engagement und Privatleben. Jürgen Neffe, studierter Physiker und Biochemiker, 20 Jahre Journalist bei "Geo" und für den "Spiegel", später Mitarbeiter am Max Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, ist potenziell sicher einer der qualifiziertesten Kandidaten für diese "Mission impossible". Er gibt auch sichtlich sein Bestes, obwohl da außer der berühmten Formel E=mc2 kein mathematischer Ausdruck steht. Neffes Stärke liegt vor allem im Nachweis der frühen Prägungen des Jahrhundertgenies durch populärwissenschaftliche Bestseller wie "Kraft und Stoff" von Ludwig Büchner oder durch die 20 Bände naturwissenschaftlicher Volksbücher Aaron Bernsteins, die der junge Albert als 10- bis 12-Jähriger verschlungen hat. Manche Zitate aus diesen Büchern machen verblüffend deutlich, wie viel Albert Einsteins Gedankenexperimente dieser autodidaktischen Ausbildung im Knabenalter verdanken. Ansonsten begegnen wir durchaus dem gewohnten Einstein: dem "ewigen Kind", dem Pazifisten und Antirassisten, der sich keineswegs scheute, gelegentlich ins Fettnäpfchen zu treten, dem Frauenfreund, der es seinen Ehegattinnen (und Kindern) nicht gerade leicht machte etc. Einsteins Humor, seine selbstironischen Verslein in der Art eines Wilhelm Busch entzücken - dass der Physiker dagegen an der künstlerischen Avantgarde der 20ere Jahre wenig Anteil nahm, wird man ihm vielleicht nicht so kritisch vermerken wie Neffe. Das eindrucksvolle Buch ist jedenfalls höchst empfehlenswert - man würde sich nur noch mehr Originalzitate Einsteins wünschen. *BS* Robert Schediwy
Personen: Neffe, Jürgen
B Nef
Neffe, Jürgen:
Einstein : eine Biographie / Jürgen Neffe. - 5. Aufl. - Hamburg : Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2010. - 492 S. : Ill.
ISBN 978-3-499-61937-3 kart.
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