Eine Reise in seine Geburtstadt lässt 1938 Josef Erdmann aus Maribor/Marburg die Verwerfungen der mitteleuropäischen Geschichte und eine bedrohliche Zukunft erahnen und am eigenen Leib erleben. (DR) Am 25.1.1938 ist über weiten Teilen Mitteleuropas ein blutrotes Nordlicht zu sehen. Vielen gilt es als Vorbote für das Unheil der darauffolgenden Jahre. Josef Erdmann ist erst wenige Wochen zuvor, am Neujahrstag, nach mehr als zwanzigjähriger Abwesenheit in seine jetzt jugoslawische Heimatstadt Maribor zurückgekehrt. Aus der Kindheit im damaligen Marburg an der Drau sind ihm nur noch wenige Erinnerungen geblieben, jedoch keine Freunde oder Familienangehörigen. Wochenlang wartet er vergeblich auf einen Geschäftspartner. Inzwischen wird er in die gut bürgerliche slowenische Gesellschaft aufgenommen, hat auch Kontakt zu deutschen Großgrundbesitzern. Doch immer häufiger findet er sich unter zwielichtigen Gestalten und sozialen Außenseitern. Nach einer Liebesbeziehung zu einer verheirateten Dame lassen ihn schließlich beide nationalen Gruppen fallen; persönlich und politisch beginnt ein Abstieg ohne Wiederkehr. Drago Jancar schildert aus der Perspektive des Heimgekehrten ein Panoptikum seiner Heimatstadt, die nach dem Ende der Monarchie und zwanzigjähriger Zugehörigkeit zum Königreich Jugoslawien neu entdeckt werden will. Ausblicke auf die kommenden Schicksale einiger Personen sind in die Ich-Erzählung eingestreut - fast niemand wird Krieg, deutsche Besetzung, Eroberung durch Titos Partisanen und Vertreibung der deutschen Minderheit unbeschadet überleben. "Nordlicht" ist ein Roman für alle, die an den kafkaesken Absurditäten der mitteleuropäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts Interesse haben und eine brillante und zwangsläufig ebenso absurde literarische Umsetzung schätzen. *bn* Wolfgang Moser

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Serie / Reihe: TransferBibliothek

Personen: Jancar, Drago Olof, Klaus Detlef