Was wäre, wenn 1914 der Thronfolger Franz Ferdinand nicht ermordet worden wäre. Dieses Gedankenspiel steht im Mittelpunkt des Romans: Der Erste und Zweite Weltkrieg finden nicht statt. Die Monarchie Österreich-Ungarn gibt es noch, auch in Deutschland regiert ein Kaiser, in Österreich zahlt man mit der Krone. In Europa gibt es drei Republiken: Frankreich, Schweiz und San Marino. Die USA sind zurückgeblieben, ein riesiges Reich ohne Kultur. Die Japaner haben China besetzt. In Russland regiert der Zar. In Österreich-Ungarn herrscht Gemütlichkeit und Zufriedenheit, obwohl es soziale Probleme gibt. Die öffentliche Meinung wird von der Neuen Freien Presse diktiert. Dekadenz, wohin man schaut. In Wien wimmelt es von Juden. Wien ist das Zentrum der Psychoanalyse und der Kultur. Die Deutschen haben mit ihrer fortschrittlichen Raketentechnik seit den 40er Jahren den Mond erobert und besiedelt und haben dort Forschungsstationen und Luxushotels errichtet. Es gibt dort Etablissements für Reiche, Spielkasinos und ein Privatsanatorium für Gehbehinderte, die dank dem Fehlen der Schwerkraft ihr Stöcke wegwerfen. Der Nachbau einer römischen Therme ist die Hauptattraktion. Auch die Kolonialreiche gibt es noch. Zu den Figuren des Romans: Dudu Gottlieb, ein Wiener Jude. K.-K. Hof-Astronom, reist auf den Mond. Dort wird er von Siegfried Katz dem deutschen Chefastronomen und seiner Assistentin Selene empfangen. Auf der erdabgewandten Seite des Mondes gibt es ein riesiges Teleskop, das Albert-Einstein-Observatorium. Dort hat Einstein seine letzten Tage verbracht. Dort rückt Katz endlich mit der Nachricht heraus. ein Komet ist auf Kollisionskurs mit der Erde. Dudus Ehefrau Barbara führt in ihrem Haus ein Wien einen Salon, der Treffpunkt der Wiener Intellektuellen und Künstler und sie beginnt eine Affäre mit einem Studenten der Kunstgeschichte. Aber: die Handlung des Buches ist Nebensache. Im Mittelpunkt steht das Gedankenspiel. Der Journalist Hannes Stein sagt zur Gattung des Was-wäre-wenn-Romans: "Das Schöne an diesem Genre ist, dass man zwei Dinge zugleich tun darf, die sich im Grunde ausschließen. Man darf recherchieren, zugleich kann man hemmungslos lügen." Eine wunderbar witzige und gut geschriebene Utopie. Übrigens: Anne Frank bekommt als alte Dame den Literaturnobelpreis. LHW.Lesen.Hören.Wissen Markus Fritz

---

Personen: Stein, Hannes