In dem vom Krieg verwüsteten Irak macht sich ein ehemaliger Peschmerga-Kämpfer auf die Suche nach seinem verschollenen Sohn. (DR) Muzafari Subhdam, ein ehemaliger Peschmerga-Kämpfer, rettete einst dem Revolutionsführer Jakobi Snauber das Leben, geriet dabei aber selbst in Gefangenschaft. Nach 21 Jahren befreit Snauber seinen Freund und bringt ihn in ein abgelegenes Schloss weitab von den zerstörten kurdischen Regionen. Muzafari soll nichts erfahren von den Gräueln, die sich während seiner Gefangenschaft ereignet haben. Snauber, der in dem nach Saddam Husseins Sturz entbrannten Bürgerkrieg eine führende Rolle spielte, leidet unter seiner Schuld, an den vielen Toten, für die er verantwortlich ist, und hat nun die Vision, "an der Reinheit des Freundes" moralisch zu genesen. Dieser aber begibt sich auf die Suche nach seinem verschollenen Sohn, den er zuletzt als Säugling gesehen hatte. Er trifft auf Menschen, die ihm seltsame und furchtbare Dinge erzählen, und schmerzlich wird ihm das Ausmaß der physischen und psychischen Vernichtung, die sein Volk erlitten hatte, bewusst. Bachtyar Ali lässt seinen Protagonisten Muzafari Subhdam seine Geschichte auf einem Flüchtlingsboot erzählen. Die Parallele zu Scheherazade, die dem Sultan Nacht für Nacht eine Geschichte darbietet, um ihr Leben zu retten, ist unübersehbar. Was man allerdings bei der Thematik - es handelt sich schließlich um die grauenvollen Ereignisse, die seit den 1980er Jahren den Irak erschüttern - nicht erwartet, ist, dass auch die Sprache des Autors an die Geschichten aus 1001 Nacht erinnert. Sie ist zärtlich, voller Zauber und gleichzeitig von einer tiefen Trauer durchdrungen. Traumhafte surreale Szenen von großer Ausdruckskraft und Schönheit wechseln mit herzzerreißenden Schilderungen aus dem Alltag verwaister Kinder, die auf sich selbst gestellt um ihr Überleben kämpfen müssen. Die Suche des Vaters nach dem Sohn wird zur Sinnsuche in einer grausamen und zugleich herrlichen Welt, in der das Verlangen nach Erlösung immer größer wird. Anders als in seiner Wahlheimat Deutschland genießt Bachtyar Alis Werk im arabischen Raum schon lange Kultstatus. Seit dem Erscheinen von "Der letzte Granatapfel" wundert man sich auch in der deutschen literarischen Szene, wie ein solcher Autor so lange unterschätzt werden konnte.

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Personen: Ali, Bachtyar Cantera-Lang, Ute Salim, Rawezh