Bushnell, Candace
Rules for Being a Girl
Buch: Kinder und Jug

Marin hat eine beste Freundin, einen beliebten Freund und Aussichten auf ein Ivy-League-College - doch mit dem Übergriff ihres Lieblingslehrers gerät alles ins Wanken. Als Marin den Vorfall meldet, wird es noch schlimmer. Der Jugendroman äRules for Being a Girlô behandelt das Thema sexueller Übergriffe, das durch die #MeToo-Bewegung der letzten Jahre in die öffentliche Wahrnehmung gedrungen ist. Teil des Autorinnenduos ist eine prominente Stimme: Candace Bushnell, die Erfinderin von äSex and the Cityô. Feministisch an der Kolumne und Serie war vor allem die Freundschaft und Solidarität einer Gruppe großstädtischer Singlefrauen. Vor dem Hintergrund der damaligen Gesellschaft und Medienlandschaft wurde Sexismus kaum diskutiert. Wie Bushnell dem äGuardianô verraten hat, gäbe es mehr Thematisierung von #MeToo, wenn sie die Serie heute schreiben würde - auch aus ihrem Erfahrungshorizont, hat sie doch selbst im College wie auch in der Arbeitswelt eindeutige Angebote mächtiger Männer erhalten. Bushnell hat mit der Vorgeschichte von SATC-Protagonistin Carrie Bradshaw Erfahrung im Jugendbuchgenre. Nun hat sie sich mit der feministischen Jugendbuchautorin Katie Cotugno zusammengetan, um das Thema in einem Highschool-Setting aufzubereiten. Das Ergebnis ist gelungen: Die beiden erzählen auf Augenhöhe und sensibel, dabei fesselnd von Marins Entwicklung. Nach dem Übergriff des Lehrers beginnt Marin Machtverhältnisse zu hinterfragen. Sie schreibt eine Kolumne für die Schülerzeitung (die wohl nicht zufällig an die Kampagne äBe a Lady They Saidô der SATC-Schauspielerin und nunmehrigen Politikerin Cynthia Nixon erinnert), in der sie die widersprüchlichen Regeln für Mädchen aufzeigt. Sie kritisiert die Weiße-Männer-Literaturliste ihres Lehrers und startet mit Unterstützung einer Lehrerin einen feministischen Buchklub. Und sie krempelt ihr Privatleben um, nachdem ihre Vertrauenspersonen sie nach dem Vorfall enttäuschen. Die Handlung ist teils absehbar und manche Figuren sind typenhaft, so ist der pseudointellektuelle, selbstgefällige und manipulative Lehrer beinah eine Karikatur und der neue Freund in Marins Leben dafür umso idealistischer gezeichnet. Doch die Entwicklung der Emotionen und der Hauptfigur selbst sind wahrhaftig geschildert. Das Buch zeigt eindringlich, wie es sich anfühlt, wenn ein Idol entzaubert und zum Gegner wird, wenn Zweifel die eigene Wahrnehmung verzerren, wenn man plötzlich alleine einer Meinungsfront gegenübersteht. Dabei wird Marin, die Rückhalt in ihrer Familie und bei neuen Freunden bekommt, nicht zum Opfer. Die Autorinnen erzählen vielmehr eine Geschichte des äEmpowermentsô. Dass Feminismus für jede Generation etwas Neues bedeutet und Gleichbehandlung immer wieder erkämpft werden muss, zeigt auch die Nebenhandlung mit Marins Großmutter. Marins Geschichte sensibilisiert dafür, Grenzüberschreitungen ebenso wie eigenen Handlungsspielraum zu erkennen. Zugleich bietet sie einen Leitfaden für den Einstieg in feministische Lektüre. Was will man mehr? Sehr empfohlen für jugendliche Leserinnen und Leser.


Dieses Medium ist voraussichtlich bis zum 29.05.2024 ausgeliehen. Gerne können Sie es vormerken.

Personen: Bushnell, Candace Cotugno, Katie Bieker, Sylvia Tichy, Martina

Bus

Bushnell, Candace:
Rules for Being a Girl / Candace Bushnell & Katie Cotugno. Aus dem amerikan. Engl. von Sylvia Bieker und Martina Tichy. - 1. - Hamburg : Dragonfly, 2020. - 286 S.
ISBN 978-3-7488-0042-2 kart. : ca. Eur 15,50

Zugangsnummer: 0007854001 - Barcode: 2-0000000-8-41118047-6
Erzählungen und Romane - Buch: Kinder und Jug