Als 1940 die deutschen Truppen in die Niederlande einmarschieren, erleben Kinder, was es bedeutet jüdisch zu sein. Im ersten Teil unter dem Titel "So fing es an" wird in kurzen Geschichten von Kindern und ihren so stark veränderten Lebensumständen erzählt. Die Frage nach dem "Warum" ist verknüpft mit dem Unverständnis für die vielen neuen Gesetze und Maßnahmen. Aber das können auch die liebevollsten Eltern nicht erklären oder entkräften; denn sich dagegen aufzulehnen ist viel zu gefährlich.

Im zweiten Teil "Im Lager" erfahren wir etwas über das Leben im niederländischen Lager Westerbork; denn viele der Kinder aus dem 1. Teil sind mit ihren Eltern oder einem Elternteil oder sogar allein dorthin gekommen. Ihre Geschichten sind traurig, aber es gibt auch immer wieder Funken der Hoffnung. Nur heißt es auch hier immer wieder Abschiednehmen von neu gewonnen Freunden, die weitergeschickt werden. Im 3. Teil "Frieden" gibt es dann endlich die Befreiung durch die Kanadier und für die wenigen im Lager übriggeblieben Menschen auch eine Rückkehr in ein Zuhause, das es so aber nicht mehr gibt.
Das sind alles sehr berührende Lebensgeschichten, die die Autorin mit dem Erinnerungszentrum Westerbork und Überlebenden des Lagers recherchiert hat. In einer unsentimentalen, aber einfühlsamen Sprache vermitteln die Geschichten nicht nur diese unvorstellbaren Lebensmöglichkeiten, sondern auch sehr klar die Gedanken, Überlegungen und Wünsche der Kinder in allen sich ständig verändernden Situationen. Das Taschenbuch ist für alle Büchereien eine ausgezeichnete Ergänzung zum "Tagebuch der Anne Frank" und ähnlichen authentischen Erzählungen aus dieser Zeit - vor allem, weil es sich im sprachlichen Duktus besonders an jüngere Kinder wendet. Es ist auch sehr gut geeignet für Schulen, zum Vorlesen und darüber reden.

Ju 2, ab 10 Jahren

Ursula Neumann

Personen: Letterie, Martine