In dieser Graphic Novel erzählt der Autor die Geschichte des Britten Nicolas Winton (Nicky), den ein Freund in Prag im Dezember 1938 um Hilfe bat. Bis zum 1. September 1939 gelang es Nicky 669 jüdische Kinder in 8 Eisenbahnzügen nach England zu bringen und sie in Pflegefamilien zu vermitteln. Stellvertretend für diese Kinder wird die Geschichte von Vera erzählt, die mit ihren Eltern und Großeltern in einer kleinen Stadt in der Nähe von Prag ein zufriedenes Leben mit der Familie, den Nachbarn und den Tieren ringsum erlebt. Nachdem die deutschen Truppen die Tschechoslowakei annektiert haben, gelingt Vera die Ausreise nach England kurz vor dem 1. September 1939. Nach dem Krieg kehrt sie noch einmal in die Tschechoslowakei zurück und findet nur noch eine Tante der Familie wieder. Als die Kommunisten die Herrschaft übernehmen geht sie 1949 zurück nach England, heiratet und gründet eine Familie. Erst als Nicky Winton ein alter Mann ist, erfährt die Öffentlichkeit von seiner Rettungsaktion. Da trifft er dann noch einmal mit Kindern seiner damaligen Aktion zusammen.

Wenig Text begleiten die doppelseitigen, plakativen mit vielen Details gestalteten Bilder. Die Schrecken der damaligen Zeit sind nur angedeutet, sodass sie den heutigen Jugendlichen keine Angst machen, aber auch nicht verheimlicht oder verharmlost werden. Dieses Buch braucht Vermittlung und gehört nicht in den Bilderbuchtrog. Es kann aber sehr gut eine Bereicherung im Schul- und Konfirmandenunterricht und auch in Jugendgruppen sein, weil es viele Situationen gibt, die mühelos mit heute verbunden werden können. Besonders das Coverbild ist vielleicht am Anfang etwas rätselhaft: schemenhaft in blau sind Big Ben, Westminster Abby und die darauf zurollenden Züge dargestellt. Im Mittelpunkt des Bildes sind die Umrisse eines Mädchens und darin farbig die Erinnerungen dieses Kindes an seine zurückgelassene Kindheit dargestellt.
Es ist ein wichtiges Buch, das ich allen, die mit Schulen und Jugendarbeit in der Kirchengemeinde zu tun haben, ans Herz legen möchte. Aber sicher ist es auch für Gespräche in der Familie gerade zu diesbezüglichen Gedenktagen bestens geeignet, denn es gibt so viel auf diesen Bildern zu entdecken, was die Geschichte lebendig macht, immer neue Denkanstöße und sogar Hoffnung gibt. Peter Sis ist durch Veras Veröffentlichung ihrer Lebensgeschichte (Pearls of Childhood) zu diesem Werk angeregt worden. Weitergehende Erläuterungen zu den beiden Hauptpersonen finden sich im geschickt integrierten Anhang.

Jb / Jg

Ursula Neumann

Personen: Sis, Peter