Als die Vögel vergaßen, Vögel zu sein
Bilderbuch

Eine Parabel auf die Menschheit, die durch die Schönheit der Bilder fasziniert und durch die Schlichtheit der Sprache die Schattenseiten der Gesellschaft offen legt. Eines Tages wendeten die Vögel ihren Blick von den Zweigen und Blättern ab und stellten sich ein anderes Leben vor. So begann ein neues Zeitalter. Ein Zeitalter, in dem sie ihren Kindern die Welt und das Universum erklären, nach Luxus, Bequemlichkeit, Kontrolle und Macht streben. Dieses Zeitalter beschert den Vögeln neue Häuser, neue Fortbewegungsmittel, schicke Kleider und einen neuen Speiseplan. Glück jedoch finden sie nicht. Viel stärker noch als der knappe Text machen das die atmosphärischen, melancholisch anmutenden Bleistiftzeichnungen von David Daniel Álvarez Hernández deutlich, die mit feinem, präzisem Strich das Leben der Vögel als menschenähnliche Wesen inszenieren. In den Bildern nämlich zeigt sich die Kehrseite der Medaille. beispielsweise entpuppen sich die Häuser als Käfige, die jeweils nur Platz für einen Vogel bieten. Einsamkeit ist der Preis, den sie für den Fortschritt zahlen. Und dass obwohl sie immer mehr werden, wie der Text einer anderen Doppelseite verrät, auf der eine Gruppe von unterschiedlichen Vogelmenschen zusammengepfercht in einem Ballonkorb zu sehen ist. Doch auch hier ist jeder für sich, blickt mit traurig-starrem Blick vor sich hin. Und selbstf fliegen können die Vögel, die nun Arme anstelle von Flügeln besitzen, schon lange nicht mehr, dafür haben sie ja alternative Methoden wie das Ballonfahren entwickelt. Doppelseite für Doppelseite entfaltet und steigert sich so das Ausmaß der Entfremdung, das im Verlust von jedwedem Respekt vor dem Leben gipfelt, denn den Umgang, das Verhalten und das Verständnis untereinander kontrollierten sie nicht. Und doch scheint noch nicht alles verloren zu sein, wenn man auf der letzten Seite erstmals in fröhliche Vogelgesichter blickt: Ein Vogelkind, das sich einfach nur wünscht, seine Flügel auszubreiten und fliegen zu lernen, zaubert seinen Eltern ein zärtliches Lächeln ins Gesicht. Vielleicht gelingt sie ja doch, die Rückbesinnung auf das, was wirklich zählt im Leben, dieses Bilderbuch, das eine eindrucksvolle Parabel über das Menschsein erzählt, jedenfalls regt an, darüber nachzudenken und zu sprechen.


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Personen: Díaz Garrido, María Julia Álvarez Hernández, David Daniel Thießen, Lydia

Schlagwörter: Verlust Entfremdung Menschsein Parabell

Ch 4.1 Als

Als die Vögel vergaßen, Vögel zu sein / María Julia Díaz Garrido ; David Daniel Álvarez Hernández. [Übers: Lydia Thiessen]. - 1. Aufl. - Zürich : Aracari-Verl., 2015. - [28] S. : überw. Ill.
Einheitssacht.: Bandada . - Aus dem Span.
ISBN 978-3-905945-51-5 : EUR 14,90

Zugangsnummer: 2020/0260
Ch 4.1 - Bilderbuch