20.000 Deutsche lagen per tiefenpsychologischem Interview auf der Couch von Grünewalds "Rheingold-Institut" zwecks Erkundung der Seelenlage der Nation. Anders als in vergleichbaren Wasserstandsmeldungen wurde hier die psychische Verfassung der Deutschen nicht nur gefühlt, sondern empirisch erhoben. Jeder Lebensbereich wurde erfasst. Philosophisch betrachtet, ist danach für die Mehrheit der Zeitgenossen das Glas eher halb leer als halb voll, will sagen: Die überbordende Multioptionalität im Alltagsleben, welche ein paradiesisches Vollkaskoleben mit ständiger Glücksmaximierung suggeriere, habe in der Gesellschaft zu einem Zustand von hektischer Betriebsamkeit auf der einen und lähmender Orientierungslosigkeit auf der anderen Seite geführt. Zwar verspüre man einen Veränderungsdruck, habe aber keine Leitidee, wohin die Reise ginge. Grünewalds Alternative zum stillgelegten und entwirklichten Leben: die Entwicklung von Gemeinsinn, "Mut zum wirklichen Leben, zur Unvollkommenheit, zum Abenteuer Alltag". So etwas wie eine weiterer "Ruck"-Diskurs.
Weiterführende Informationen
Personen: Grünewald, Stephan
MS 1204 G886-01
Grünewald, Stephan:
Deutschland auf der Couch : eine Gesellschaft zwischen Stillstand und Leidenschaft / Stephan Grünewald. - Frankfurt am Main [u.a.] : Campus-Verl., 2006. - 234 S. : Ill. - Literaturverz. S. [229] - 234
ISBN 978-3-593-37926-5
Spezielle Soziologien - Buch