>Ganzheit< und >Gestalt< sind im Selbstverständnis unserer Kultur und Wissenschaft gebräuchliche und verheißungsvolle Begriffe. Damit schmücken sich moderne Philosophien ebenso wie neue Heilmethoden und Organisationsformen der Wirtschaft. Was aber ist damit gemeint und woher kommt die Bedeutung dieser Begriffe in der Psychologie? Hier sind sie vor 100 Jahren eingeführt worden, um damit einen alltagsnahen, >gebrauchsfreundlichen< Zugang zur seelischen Wirklichkeit zu finden - ohne die Methodenstandards der Wissenschaften aufzugeben. Psychologen wie Ehrenfels, Wertheimer und Köhler hatten beobachtet, dass sich Seelisches nach gestalthaften Mustern organisiert. An einfachen Wahrnehmungsfiguren zeigten sie, dass sich seelischer Zusammenhang ausbildet in Kategorien und Formen von Passen und Abweichen, Fortsetzung und Variation. Mit Hilfe dieser >optischen< Figurationen versuchte man, komplette Handlungen zu beschreiben: im Bereich des Problemlösens (Duncker), in aktualgenetischen Prozessen (Sander), in Willens- und Affektvorgängen (Lewin). Heute wieder aktuell, verzichten der Ganzheits- und Gestaltbegriff auf vorschnelle Vereinfachungen, fundieren auf einem wissenschaftlichen Konzept, setzen auf eine Vielfalt von Erfahrungen und werden so für die Bereiche des alltäglichen Handelns wieder >brauchbar<.
Weiterführende Informationen
Personen: Fitzek, Herbert Salber, Wilhelm
CP 9500 F552-b-02
Fitzek, Herbert:
Gestaltpsychologie : Geschichte und Praxis / von Herbert Fitzek und Wilhelm Salber. - Sonderausg. - Darmstadt : Wiss. Buchges, 2012. - 170 S.
ISBN 978-3-534-25186-5
Allgemeine Psychologie - Buch