Eine kurzweilige Reise durch die Jahrhunderte der Literatur und die Gedanken vieler lesebegeisterter Menschen. (PL) Die deutsche Autorin und Literaturkritikerin Annemarie Stoltenberg zeigt in ihrem Lesebuch bunt gewürfelt alle Facetten des Lesens auf. Mit kurzen Vorwörtern und einleitenden Sätzen versehen, gibt Stoltenberg Schriftsteller*innen, Lyriker*innen, Illustrator*innen (wobei die Frauen leider etwas vernachlässigt wurden) und literarischen Figuren Raum, ihre Wege zum Lesen und ihre Beziehungen zu Büchern zu beschreiben. Die Relevanz des Lesens – als Entdecken der Fähigkeit wach zu fantasieren, als Abenteuerreise, als Unterhaltung und gegen jede Form von Fernweh oder sonstigen Weltschmerz – wird aus der Perspektive unterschiedlicher Jahrhunderte von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Sozialisation geschildert. Und doch kommen alle zum gleichen Schluss, den Marcel Proust in dieser kostbaren Sammlung von Gedanken (S. 138) ausschweifend zusammenfasst: »Und hat uns der Schriftsteller erst einmal in diesen Zustand versetzt, in dem, wie in allen rein innerlichen Zuständen, jede Empfindung zehnfach verstärkt wird, in dem sein Buch uns nach Art eines Traumes beunruhigt, eines Traumes jedoch, der klarer ist als diejenigen in unserem Schlaf und dessen Erinnerung länger anhalten wird, dann ist es so weit, dass er innerhalb einer Stunde alle nur denkbaren Freuden und Leiden in uns entfesselt, die es uns im wirklichen Leben Jahre kosten würden, um nur einige davon kennen zu lernen, und deren eindringlichste uns niemals offenbart werden würden, weil sie sich durch ihre Langsamkeit, mit der sie sich vollziehen, unserer Wahrnehmung verweigern […].«

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Personen: Stoltenberg, Annemarie Kischel. Tanja